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09 - Die Weltuntergangs-Maschine

09 - Die Weltuntergangs-Maschine

Titel: 09 - Die Weltuntergangs-Maschine
Autoren: Timothy Stahl
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Art, wie er die Ankunft des schwarzen Wagens erlebt hatte, irritierte McDevonshire noch: Für ihn hatte es so ausgesehen, als wäre er wie aus dem Nichts erschienen. Oder als hätte seine Wahrnehmung für kurze Zeit ausgesetzt.
    Doch das hatte er hintanstellen müssen, als er die Verfolgung aufnahm. Wie Ericson und seine Begleiter glauben konnten, dass sie einem Jaguar mit Fünf-Liter-Motor und 385 PS entkommen könnten, war ihm schleierhaft. Aber auch einerlei.
    Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er in einiger Entfernung ein rotes und blaues Blinken in der Nacht bemerkte. Er hatte per Mobiltelefon die Polizei im nächsten Ort, in Winterbourne Stoke, verständigt und darum gebeten, die Straße von ihrer Seite aus zu sperren.
    Und jetzt sah er auch schon, wie die Bremsleuchten des Vans aufglühten. Einen Moment lang rechnete er damit, dass Ericson versuchen würde, nach links oder rechts ins Gelände auszubrechen. Aber der Van blieb einfach nur stehen, gute zwanzig Yards von der Straßensperre entfernt. Sonst tat sich nichts.
    Das rechnete McDevonshire den Flüchtigen schon einmal hoch an. Trotzdem blieb er natürlich auf der Hut. Er stoppte den Jaguar in sicherem Abstand, schlüpfte trotz seiner Körpergröße geschmeidig aus dem Wagen und ging außerhalb des Streulichts der Wagenscheinwerfer in Deckung, beobachtete und pirschte dann auf den Van zu.
    »Interpol! Steigen Sie mit erhobenen Händen aus!«, rief er laut. Im Scheinwerferlicht sah er, dass die uniformierten Kollegen hinter ihrer Sperre in Stellung gegangen waren und mit ihren Dienstwaffen auf das bullige Fahrzeug zielten.
    Zwei, drei Sekunden vertickten, in denen nichts geschah. Dann schwang die Fahrertür auf.
    »Nicht schießen!«, rief eine Frauenstimme. »Ich bin nicht bewaffnet!«
    Eine Gestalt, im Gegenlicht der Polizeischeinwerfer nur eine Silhouette, stieg aus dem Van, trat mit erhobenen Händen zwei Schritte weg und drehte sich einmal um die eigene Achse.
    Die junge Spanierin, die sich in Ericsons Begleitung befand, war das nicht. Es musste sich also um seine Exfrau handeln.
    »Mrs. Abigail Ericson?«, rief McDevonshire.
    »Ja?«
    »Wo ist Ihr Mann? Er soll aussteigen und keine Probleme machen!«
    »Ich werd’s ihm ausrichten«, erwiderte die Frau mit amerikanischem Akzent.
    »Tun Sie das.« McDevonshire rechnete damit, dass Abigail Ericson wieder zum Van gehen würde, um mit ihrem geschiedenen Mann zu sprechen.
    Aber sie blieb stehen und fuhr fort: »Wenn ich ihn das nächste Mal sehe – auch wenn ich keine Ahnung habe, wer Sie sind und was Sie eigentlich von mir wollen.«
    ***
    »Du weißt, wo wir sind?«, flüsterte Maria Luisa hinter ihm, als sie sich durch eine handtuchbreite Gasse zwängten, ohne Licht, sich nur an den kalten Wänden links und rechts orientierend.
    Tom nickte, dann fiel ihm ein, dass sie die Bewegung ja nicht sehen konnte, und er antwortete noch leiser als ihr Flüstern: »Ja. Ich erzähl’s euch später, okay?«
    Aber natürlich würde er einen Teufel tun und Maria Luisa alles erzählen. Denn über das Meiste von dem, was er hier erlebt hatte, wollte er nie wieder sprechen. Mehr noch, er hätte es von Herzen gern vergessen – doch das würde nie geschehen, weil es sich in seine Seele eingebrannt hatte. Und das war in diesem Fall viel mehr als eine bloße Redensart …
    Verflucht. Allein der Gedanke daran, das alles vergessen zu wollen, schien bereits zu viel gewesen zu sein. Tom spürte, wie sich ganz tief in ihm etwas regte. Als drehte sich dort etwas im Schlaf um, zwar noch nicht wach, aber auch nicht mehr so fest schlummernd wie eben noch.
    Tom schauderte und versuchte sich allen Ernstes einzureden, es läge nur an der Kälte. »Ihr zwei bleibt hier und rührt euch nicht vom Fleck, okay?«, wies er seine beiden Gefährten leise an.
    Ein Stück entfernt, drei oder vier Ecken weiter, hatten sich all die Leute, die vorhin noch durch die halbe Totenstadt gespukt waren, inzwischen zusammengefunden. Das Licht ihrer Lampen schuf eine helle Insel, an der Tom sich orientieren konnte. Seine eigene Leuchte überließ er Maria Luisa, für alle Fälle, dann hauchte er ihr im Dunkeln einen Kuss auf die Lippen und wisperte: »Bin gleich wieder da«, bevor er davonschlich, der Versammlung entgegen.
    Wäre es vernünftiger gewesen, die Gelegenheit zu nutzen und sich abzusetzen? Natürlich. Aber Tom Ericson wäre nicht er selbst gewesen, hätte er nicht der Neugier nachgegeben, die ihn ereilt hatte. Genauer gesagt suchte er
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