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0899 - Schwanengesang

0899 - Schwanengesang

Titel: 0899 - Schwanengesang
Autoren: Christian Schwarz
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her. Hin und wieder seufzte der alte Zauberer leise und ein Zittern durchlief seinen gesamten Körper. Grau und eingefallen wirkte das Gesicht des Schwerverletzten, am weißen Bart und im Brustbereich der weißen Kutte waren große Blutflecken zu sehen. Sie stammten aus der grausigen Halswunde, die Lucifuge Rofocale dem Zauberer von Avalon mit dessen eigener Sichel zugefügt hatte. [2] Die Wunde selbst wurde von dem wallenden Bart verdeckt. Hätte ihn jemand beiseite geschoben, hätte er bemerkt, dass sie sich noch nicht wieder geschlossen hatte.
    Aus dem Nichts erschien die rothaarige Frau in der Regenerationskammer. Sie taumelte drei Schritte, weil sie sich vor Schwäche kaum auf den Beinen halten konnte. Dann fiel sie über den Liegenden, sank in ihn ein und verschmolz mit ihm.
    Ein erneutes Zittern ging durch Merlins Gestalt. Ruckartig riss er die Augen auf. Mit dem bisschen Lebensenergie, das er soeben zurückbekommen hatte, konnte er einige Minuten bei vollem Bewusstsein bleiben. Und später würde er zumindest die Alpträume bekämpfen können. Denn selbst dafür war er in den letzten Tagen zu schwach gewesen.
    Während der gesamten Aktion hatte Merlin keine Verbindung zu seiner Inkarnation gehabt. Erst jetzt, da er sie wieder in sich aufnahm, erfuhr er alle Details.
    Du musstest also vorzeitig fliehen, weil die Kraft fast komplett aufgebraucht war. Und nun weiß ich nicht, ob es geklappt hat. Das ist schlimm. Was wird der Bote dazu sagen, wenn Svantevit wirklich in diese Welt eindringen konnte?
    Merlin verspürte Unbehagen, in dem unterschwellige Furcht mitschwang. Und das Bedürfnis, die Aktion noch einmal genau zu analysieren. Er wollte nicht ungewappnet sein, wenn der Bote des Wächters der Schicksalswaage wieder auftauchte. Sollte er tatsächlich demnächst in die Ewigkeit eingehen müssen, wollte er das nicht als Versager tun. Die Gedanken des einst Mächtigen wanderten ein paar Tage in die Vergangenheit zurück…
    ***
    Die Luft in der Regenerationskammer flimmerte.
    Merlin, der immer noch vom Kampf gegen Lucifuge Rofocale geschwächt war, schlief. Aber er konnte dank seiner besonderen Affinität zu Caermardhin dennoch alles wahrnehmen, was sich in der Burg abspielte. Er kannte dieses hellgrüne Flimmern! Es kam nicht oft vor, dass der Wächter der Schicksalswaage einen seiner Boten entsandte. Aber dies hier war zweifelsfrei einer von ihnen. Ein Wesen, dessen Struktur Merlin nicht einmal annähernd erfassen konnte, weil sie viel zu fremdartig für ihn war. So hätte er auch nicht sagen können, über welche Macht diese Boten verfügten, ob sie vielleicht sogar mächtiger waren als er selbst. Immerhin staunte er, mit welcher Leichtigkeit der Bote die Liege aus der Wand der Regenerationskammer holte, in der er ständig fließenden regenerativen Kraftströmen ausgesetzt war. Dazu bedurfte es nur eines kurzen Berührens der Liege.
    Sie glitt, aufrecht stehend, aus der Wand. Merlin schmiegte sich, in ebenfalls aufrechter Position, daran. Es wirkte, als sei er mit dem Rücken angeklebt worden. Mit reiner Willenskraft brachte der Bote die Liege in horizontale Position.
    Merlin öffnete die Augen, obwohl das gar nicht nötig gewesen wäre. Die Kommunikation fand ohnehin auf mentalem Wege statt. Ich grüße dich, Bote des Wächters der Schicksalswaage. Aber warum störst du meine Heilung? Du weißt, dass das schlimme Folgen haben kann.
    Du wirst einen Auftrag des Wächters der Schicksalswaage übernehmen, Merlin. Es muss zu Ende gebracht werden, was vor vielen Jahrtausenden begann.
    Das geht nicht. Ich bin im Moment viel zu schwach dafür, was immer es auch sei.
    Das Flimmern verstärkte sich einen Moment lang ins Dunkelgrüne. Du kannst darüber nicht mit mir diskutieren, Merlin. Du bist der Einzige, der sie aus der Welt schaffen kann.
    Ich werde es wie immer versuchen. Um was geht es?
    Du erinnerst dich an die Ereignisse um Lhaxxa-Tok und Svantevit vor vielen Tausend Jahren?
    Natürlich.
    Beide Dämonen gemeinsam sind gefährlich. Ich weiß, der Kampf hat viel Kraft gekostet, aber dass die Statue des Svantevit nicht zerstört, sondern nur verschüttet wurde, war nicht gut. Außerdem hätte der blaue Stein mit der Avalon-Magie nicht auf der Erde bleiben dürfen. Lhaxxa-Tok ist jetzt wieder frei und unternimmt alle Anstrengungen, Svantevit auf die Erde zu holen. Das aber darf nicht geschehen. Denn wenn Svantevit den Weg auf die Erde findet, wird er sich mit der Flammenfratze vereinigen und einen derart
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