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0898 - Todesruf der Alten Göttin

0898 - Todesruf der Alten Göttin

Titel: 0898 - Todesruf der Alten Göttin
Autoren: Jason Dark
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riesiger Kreis, der aussah wie eine mit feinem Nebel gefüllte Blase. Der Kreis wuchs noch weiter, er nahm immer mehr Platz ein, er wurde zu einem Ball und gleichzeitig zu einer Scheibe, so daß die Abbildung eines Planeten zu sehen war.
    Auch die Sonne ist ein Planet!
    Und die blaue Farbe veränderte sich. Im Zentrum zeigte sich ein tiefes Gelb, das nicht nur an einem Platz blieb, sondern sich immer mehr ausbreitete, heller und heller wurde, zu einem strahlenden Ball, der Kraft und Stärke gab, zur Sonne!
    Shao war einst ein Liebling der Sonnengöttin gewesen, auch wenn sie es nicht geschafft hatte, Amaterasu den Fächer zurückzubringen. Es hatte nicht an ihr gelegen, und die Sonnengöttin hatte sie nicht vergessen. War sie es, die sich da als Scheibe zeigte?
    Möglich, denn in den anderen Welten herrschten andere Gesetze, die wir akzeptieren mußten. Was nun ablief, konnten wir nicht beeinflussen, wir waren Beobachter, und wir sahen auch, wie plötzlich ein blonder Junge von der Seite her erschien und mit ehrfurchtsvollen Schritten auf Shao zuging.
    Neben ihr blieb er stehen. Seine Stimme klang plötzlich so hell, als er fragte: »Ist sie meine Mutter?«
    Shao drehte sich während der Antwort nicht um. Noch immer stand sie mit dem Gesicht zur Sonne gedreht. »Ja, sie auch, wir alle. Sie ist die Sonnengöttin, die alte Göttin, ein Teil der Urgöttin. Hörst du nicht ihren Lockruf?«
    »Ja, ich habe ihn wahrgenommen.«
    »Kam er dir nicht bekannt vor?«
    Gordy nickte. Er ging die restlichen Schritte, um Shao zu erreichen. Neben ihr blieb er stehen. Beide schauten zu dem hellen Planeten und empfingen dessen Strahlung.
    »Dort ist meine Heimat, nicht wahr?«
    »Ja, Gordy. Von dort bist du gekommen, dorthin wirst du auch wieder gehen müssen.«
    Der Junge nickte. »Die Göttin hat so viele Gestalten. Sie ist nie gleich gewesen, sie zeigte sich in immer anderen Verkleidungen. Fremde Gesichter, trotzdem vertraut. Alles ist aus der Urgöttin entstanden, aus der Mutter Erde, aus dem Schoß der Göttin Erde. Auch ich bin ihr Kind, ich bin ein Versuch, aber ich habe es nicht geschafft. Ich weiß nicht, was ich alles weiß. Das dritte Auge war der Anfang, die Große Göttin wollte den Menschen so viel geben.« Er hob die Schultern. »Ich habe Sehnsucht, Shao, Sehnsucht.«
    »Das weiß ich.«
    »Was willst du tun? Warum bist du nackt?«
    »Es war damals alles anders. Die Menschen zeigten sich so, wie sie waren. Man darf sich im Angesicht der Urgöttin nicht verhüllen, und daran habe ich mich gehalten. Nur für die Menschen brauchen wir Kleidung, nicht für die Götter.«
    »Und ich? Was ist mit mir?«
    »Du wirst zurückkehren.«
    »Jetzt?«
    »Ja.«
    Nach dieser Antwort drehte sich Shao um und beugte sich gleichzeitig dem Jungen entgegen. Er schaute zu ihr hoch. Seine beiden Augen wirkten wie tot, nur das dritte Auge, das erste dritte Auge überhaupt, das geschaffen worden war, schimmerte wie eine weiche zuckende und farbige Spiegelfläche.
    Shao legte ihre Hände um Gordys Hüften. Sie blieb noch in dieser Haltung und wartete.
    Gordy zog Shao zu sich herab. Er legte seine Hände um ihren Nacken. Beide küßten sich auf die Wangen.
    Es war der Abschied.
    Dann hob Shao den Jungen an. Er schien kein Gewicht zu haben, so leicht ging es. Sie streckte ihre Arme aus, hielt ihn vor sich und schaute in sein Gesicht.
    »Und nun, Gordy kehrst du zurück, Du wirst wieder im Schoß der Großen Göttin landen. Du hast ihren Ruf vernommen. Du darfst dich ihm nicht entwinden…«
    Shao zog die Arme an. Es sah so aus, als wollte sie den Jungen noch einmal küssen. Dann aber schnellten die Arme wieder vor, und die Hände ließen Gordy los.
    Sie schleuderte ihn weg, der Sonne entgegen - oder wem auch immer.
    ***
    Gordy flog durch die Luft. Er segelte dem Kreis entgegen. Er bewegte dabei die Arme und auch die Beine, und er sah aus wie ein Astronaut, der außerhalb seiner Kapsel einen Spaziergang im All unternimmt. Gordys Flug wurde nicht gestoppt. Die Große Göttin schien eine magische Anziehungskraft zu besitzen. Sie wollte das zurück, was sie einmal abgegeben hatte.
    Und Gordy glitt hinein in den großen Kreis. Er tauchte ein wie in ein helles Glas, er wirbelte plötzlich in der gleißenden Strahlung, und sein Auge schimmerte noch einmal übergroß. Es gab einen grünblauen Strahl ab, der von der Helligkeit der Großen Göttin abgelenkt wurde, durch sie hindurchtanzte, eins mit ihr wurde und verschwand.
    Wie auch Gordy.
    Ich öffnete die
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