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0898 - Praxis des Teufels

0898 - Praxis des Teufels

Titel: 0898 - Praxis des Teufels
Autoren: Susanne Picard
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Oronthos geschickt hatte, desto müder wurde er. Seine Schwäche nahm jetzt schon seit einigen Monaten Formen an, die nicht mehr angenehm waren.
    Immer noch konnte er alles, was er vorher auch schon getan hatte, das war es nicht, was wirklich schwierig war und was Kraft kostete. Viel akuter war das Problem der Müdigkeit, die ihn auch nach seinen alltäglichen magischen Akten überfiel. Da waren zuletzt die Finger gewesen, die ihm eine von Stygias Amazonen - auf das ihre Seele bald im Oronthos verschwand! - im Kampf abgeschnitten hatte. Die Heilung dieser Wunde hätte noch vor einem Jahr weniger als ein paar Sekunden gedauert, doch dieses Mal nicht. Es hatte Tage gebraucht, um überhaupt Finger nachwachsen zu lassen und selbst dann hatte die Wunde noch wochenlang geschmerzt.
    Schmerzen! So etwas gab es für Lucifuge Rofocale einfach nicht - er war der Ministerpräsident LUZIFERs! Diese Schwäche war jedoch nur ein Beispiel und nicht einmal eines, das wirklich von Bedeutung war. Lucifuge Rofocales allgemeine Schwäche nahm mehr und mehr zu. Magische Handlungen, die früher nur ein nachlässiges Winken mit einer Hand gekostet hatten, waren jetzt einfach anstrengend und die darauf folgenden Schwächezustände nahmen mehr und mehr zu. Magie war etwas, das für einen Lucifuge Rofocale nicht anstrengend zu sein hatte. Es durfte einfach keine Kraft kosten, Magie auszuüben.
    Er wusste genau, dass niemand davon erfahren durfte. Seine Autorität wurde immer wieder angezweifelt, das lag ganz in der Natur des Postens eines Ministerpräsidenten Satans, doch bisher blieben diese rebellischen Gedanken bei seinen Sklaven und den Dämonen, die ihm zu Diensten waren, immer im Geheimen. Sie fürchteten ihn und das war gut so. Er hatte mit dieser Tochter der Nachgeburt eines Akephalos namens Stygia schon genug zu tun, er legte keinen Wert darauf, noch weitere Fronten aufzumachen und sich in Kleinkriegen um seine Macht zu verzetteln Er hatte als unbesiegbar zu gelten. Seine Macht musste anerkannt werden und niemand durfte daran zweifeln.
    Um nicht aus der Übung zu kommen und sich selbst und die anwesenden Geister und Sklaven zu überzeugen, dass er nicht nur hier in seinem Thronsaal, sondern auch in den Schwefelklüften seine Macht verdient hatte, schickte er wieder ein paar Fingerblitze aus seinen verletzten Fingern los. Ein Irrwisch und ein Unsichtbarer verbrannten unter gequälten Klagen und Stöhnen zu Asche, die in zwei kleinen Häufchen auf dem Boden liegen blieb.
    Doch Lucifuge achtete nicht darauf. Die Finger schmerzten jetzt wieder. Das hätte nicht so sein sollen! Er ließ noch zwei Feuerkugeln auf zwei andere, ahnungslose Sklaven los, diesmal probehalber mit der anderen Hand, doch diesmal spürte er nichts.
    Wieder verfiel er in dumpfes Brüten.
    Er hatte sich bereits vor einem Tag wieder ein wenig Lebenskraft aus seiner derzeit bevorzugten Quelle besorgt, doch die Energie schien diesmal noch schneller verflogen - oder aufgebraucht? - zu sein als das vorher der Fall gewesen war.
    Es sah so aus, als müsse er sich wieder zu seinem Diener auf der Erde begeben, um zu Kräften zu kommen. Lucifuge Rofocale lächelte teuflisch. Diesen Diener hatte er sich gut ausgesucht. Es war ein Mensch - und dass er selbst vergessen hatte, dass er sich auch Menschen leicht Untertan machen konnte, ärgerte ihn selbst ein wenig. So leicht waren die Bewohner der Erde zu verführen: ein kleines Versprechen, dessen Einhaltung zumindest für die Zeit, in der sie gebraucht wurden, nur allzu leicht zu erfüllen war, und schon hatte man willige Diener, die oft um einiges fähiger waren als die meisten Wesen, die sich in seinem Thronsaal um seinen Sessel drängten und sich immer wieder einzuschleimen versuchten!
    Besonders bei diesem Diener war Lucifuge Rofocale stolz auf die Rekrutierung. Sein Sklave war mit ein wenig von dem zufrieden, was er selbst Ruhm und Können nannte - in seinem Fall war es das Geschick, Menschen ein neues Gesicht oder einen neuen Körper zu geben. Dafür war dieser Arzt bereit, jeden einzelnen seiner Patienten zu opfern und besonders die jungen, kraftvollen, bei denen Energie zu spüren war, während der Operation zu kennzeichnen. Bei jeder dieser Operationen sorgte Morcomb dafür, dass ein winziger Rest von Lucifuge Rofocales Blut in den Kreislauf des zu operierenden Patienten gepumpt wurde.
    Mit seinem dämonischen Blut, das jetzt in den Adern der verschiedensten Menschen floss, konnte der Ministerpräsident des Teufels die
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