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0896 - Das Licht der Wurzeln

0896 - Das Licht der Wurzeln

Titel: 0896 - Das Licht der Wurzeln
Autoren: Volker Krämer
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dass dem eigentlich so sein sollte, doch es war, wie es war.
    Maiisaro erhob sich, drehte sich ein paar Mal im Kreis, doch selbst diese federleichte Bewegung machte sie nun müde. Im hohen Gras liegend betrachtete sie diesen Teil ihrer Welt.
    Phase eins - Freude . Sie lebte hier im Paradies.
    Die Landschaft war perfekt für jede Art der Freude, des Spiels, der Entspannung. Urwald, so weit das Auge reichte, dann plötzlich eine sanfte Hügellandschaft mit malerischen Flussläufen und Seen; direkt darauf folgend erhob sich ein gewaltiges, schroffes Gebirge, um das Maiisaro meist einen großen Bogen machte, denn irgendwie war es ihr unheimlich, wenn sie den gezackten Spitzen der Berge zu nahe kam. Zur Linken, zur Rechten - Abwechslung wohin man auch blickte. Ein unvergleichlicher Landschaftsmix. Und all das garniert mit gleichbleibenden Temperaturen, einer sanften Sonne, die nicht stach - ein Traum also.
    Freude - Maiisaro empfand sie hier tatsächlich. Spielgefährten und zahme Wesen der unterschiedlichsten Arten, die ihre Nähe suchten, die ihr freundlich entgegenkamen. Alles war hier im Überfluss für sie parat. Sie genoss dieses Geschenk der ersten Phase , auch wenn sie ja wusste, was danach folgen würde. Immer wieder. Eine Abfolge wie ein ewiges Gesetz.
    Maiisaro spürte eine sanfte Berührung an ihrer rechten Hand. Eines der Ballwesen blickte sie aus kindlichen Augen heraus an. »Du wirst gleich wieder gehen, nicht wahr?«
    Maiisaro war verblüfft. Natürlich, diese Burschen besaßen Intelligenz, doch die reichte für das Spiel. Mehr war da nicht zu erwarten, das hatte sie zumindest immer gedacht. Dieser hier schien sich jedoch tiefere Gedanken zu machen. Sie streichelte das Wesen, das tatsächlich verzückt die Augen schloss. Ein Genießer also…
    »Ja, sicherlich, so wie immer.« Was hätte sie anderes zur Antwort geben können?
    »Wenn du wieder da bist, dann spielen wir - so gut und wild wie nie zuvor.« Das klang nach einer Mischung aus einem Versprechen und Trost. Trost für Maiisaro?
    Ihre Augenlider wurden schwer - und Phase eins - Freude endete so, wie sie es immer tat.
    Doch wenn es früher für Maiisaro ein Gleiten in die Glückseligkeit bedeutet hatte, dann war dem jetzt nicht mehr so.
    Und ihr letzter Gedanke war gefüllt mit Angst…
    ***
    Rola DiBurn suchte nach Serhat.
    Wenn der jedoch nicht gefunden werden wollte, dann war dies ein ziemlich sinnloses Unterfangen. Zumindest jedoch war es zeitraubend - und Zeit hatte Rola DiBurn nicht unbedingt im Überfluss. No tears beherbergte zur Zeit über 40 Kinder. Das erforderte einen geordneten Tagesablauf - Millisan Tull und Manja Bannier, die beiden pädagogischen Fachkräfte der Einrichtung - waren mehr als froh, dass Kola ihnen zur Seite stand. Artimus van Zant war seit seinem Ausstieg bei Tendyke Industries ebenfalls aktiv vor Ort, doch nun war er unterwegs. Zu welchen Welten auch immer. Rola war sich jetzt nicht mehr so sicher, dass es richtig von ihr gewesen war, ihn dazu bewegt zu haben.
    Andererseits konnte sie auch nichts mit einem van Zant anfangen, der in Gedanken ganz woanders war. Wo auch immer, ob zwischen den Sternen, auf den Straßen von bleichen Städten oder sonstwo.
    Die junge Frau hatte es beinahe schon aufgegeben, Serhat doch noch zu finden, als sie seine zarte Stimme hörte. Mit wem sprach der Junge da? Lauschen war nicht Rolas Ding, also trat sie in den Raum, aus dem die Stimmen zu ihr drangen.
    Im Grunde bot sich ihr hier ein geradezu idyllisches Bild, doch Rola ahnte, dass eher das Gegenteil dahintersteckte. Auf einem der alten Sofas, die man überall in der Südstaaten-Villa finden konnte, hatte sich Lakir ausgestreckt. Rola mochte die Frau, denn von ihr ging etwas Beruhigendes, etwas Wissendes aus, dass man kaum in einfache Worte kleiden konnte.
    Rola wusste nicht sehr viel über Lakir, nur dass sie die Wächterin der weißen Stadt auf Parom war, ihrer Heimatwelt. Lakir war jedoch darüber hinaus eine Art Begleiterin für andere Wächterinnen gewesen, die Anleitung und Unterstützung gebraucht hatten. So war auch die erste Wächterin der Stadt Armakath ein besonderer Schützling Lakirs gewesen.
    Die schöne Frau wirkte jetzt allerdings außerordentlich blass - war ihr die Erkenntnis so nahe gegangen, dass ihre Erinnerungen an gewisse Dinge tief in ihr verschlossen waren?
    »Besuch! Schau mal, Serhat, wer da kommt.« Der Junge hob nur kurz den Kopf. Täuschte Rola sich, oder wirkte der Junge so, als hätte er eine große Schuld
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