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0896 - Das Licht der Wurzeln

0896 - Das Licht der Wurzeln

Titel: 0896 - Das Licht der Wurzeln
Autoren: Volker Krämer
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auf sich geladen? Lakir deutete Rolas fragenden Blick richtig.
    »Serhat glaubt, er hätte uns Schlimmes angetan, als er meine und Vincas Erinnerungen befreit hat. Aber da irrt er.« Sanft strich sie durch das dichte Haar des Jungen. »Dabei hat er alles richtig gemacht.«
    Rola war skeptisch. Ihre Sorge galt jetzt Artimus van Zant und natürlich auch Vinca und Professor Zamorra, die sich auf den Weg gemacht hatten, das Licht der Wurzeln zu finden. Dort, da waren die Paromer sich sicher, würden sie Hinweise finden, die bei der Suche nach dem Zentrum, in dem man die Herrscher vermutete, mehr als hilfreich sein konnten.
    »Was werden die drei vorfinden?« Lakir hob den Kopf, als Rola sie direkt fragte.
    »Eine Welt, die mit einem normal funktionierenden Verstand nur schwer begreifbar ist. Die Sperre in meinem Kopf ist fort, doch Details könnte ich dir nicht einmal jetzt nennen. Ich hoffe nur, Vinca wird sich dort instinktiv richtig benehmen. Aber wir sollten besser über unseren kleinen Freund hier sprechen. Er ist ja ein wahrer Zauberer.« Serhat zog die Schultern hoch, als wolle er nach Schildkrötenart seinen Kopf verschwinden lassen. Das alles war ihm äußerst unangenehm. Dennoch hielten seinen kleinen Finger Lakirs Hand umklammert. Es war so, als dürfe er sie nicht loslassen, da sonst noch Schlimmeres geschehen würde.
    »He, mein Kleiner - geh mit den anderen spielen. Die suchen schon nach dir, denn ohne dich wollen sie nicht anfangen.« Rola beugte sich zu dem Jungen hinab. Mehr als ein kleines Nicken hatte er für sie nicht übrig, doch immerhin trollte er sich aus dem Zimmer.
    Rola DiBurn setzte sich neben Lakir auf das Sofa, dessen enorme Ausmaße für eine Familie mit vier Kindern ausgereicht hätte. So etwas baute man heute überhaupt nicht mehr, denn diese alten Möbel sollten ein Leben lang halten. Ein schrecklicher Gedanke für die Macher der Wegwerfgesellschaft und für alle, die davon profitierten. Rola liebte solche alten Möbelstücke, aber jetzt bemerkte sie doch, wie die Polsterung sich dem Zahn der Zeit beugte - das war kein Sitzen, das war ein Versinken!
    Die beiden Frauen schenkten sich ein herzhaftes Gelächter, das die Atmosphäre reinigte. In Rolas Augen konnte Lakir die Fragen beinahe ablesen. Also ging sie in die Offensive. Es war Rola nicht entgangen, dass Serhat offenbar mehr gesehen hatte als die Erinnerungen an die Welt, die Vinca mit Licht der Wurzeln bezeichnet hatte. Lakir legte ihre Hände auf Rolas.
    »Der kleine Bursche ist mit einer Begabung gesegnet, die sehr außergewöhnlich ist. Gesegnet ist auch das falsche Wort - geschlagen passt da sicher besser, denn er kann kaum verarbeiten, was er sieht.«
    »Was hat er in dir noch gesehen?« Rola ahnte, dass die Antwort sie schockieren würde.
    »Meinen Tod.« Lakirs Stimme klang erstaunlich klar und gefasst. »Nun, der ist sicher in jedem von uns - doch was Serhat gesehen hat, das wird schon bald geschehen. Die innere Verbindung zwischen den Wächterinnen und ihren Wurzeln kann unter bestimmten Umständen dazu führen, dass die eine ohne die andere nicht mehr lebensfähig ist. Geahnt habe ich es schon seit Langem, dass es bei mir so ähnlich ist, aber nun habe ich die Gewissheit.«
    Lakir unterbrach sich selbst, denn sie wollte Rola die Zeit geben, das Gehörte zu verarbeiten. Wenn sie ehrlich zu sich war, dann kam sie mit diesen Erkenntnissen ja selbst nicht klar. Mit jedem Tag, der nach dem Tod der Wurzel auf Parom vergangen war, wurde Lakir bewusster, wie die Lebensenergie nach und nach aus ihr wich, unaufhaltsam und beständig.
    Rola fasste sich schnell wieder. »Weiß Vinca davon?«
    Lakir schüttelte den Kopf. »Er erfährt es noch früh genug. Ich weiß nicht, wie viel Zeit ich noch habe, aber wenn es soweit ist, dann hoffe ich, Artimus wird Vinca eine große Hilfe sein, denn ihm ist das alles ja nicht fremd.«
    Van Zant hatte zwei Frauen verloren, die ihm sehr viel bedeutet hatten - und als er erfuhr, dass auch Rola DiBurn beinahe durch die Attacke der Vampirin Sinje-Li das Leben verloren hätte, riss er das Steuer herum, änderte sein Leben mit einem Schlag. Nicht auch noch Rola!
    »Was würde geschehen, wenn du Kontakt zu einer anderen Wurzel bekämst? Könnte das nicht…« Rola beendete den Satz nicht, denn sie las die Antwort zu ihrer Frage in Lakirs Gesicht.
    Es gab keine Möglichkeit, diesen Prozess zu stoppen.
    Minuten später war Lakir wieder eingeschlafen. Rola gönnte ihr die Ruhe, sorgte dafür, dass die Kinder
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