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0892 - Jagd durch die Zeit

0892 - Jagd durch die Zeit

Titel: 0892 - Jagd durch die Zeit
Autoren: Christian Schwarz
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waren und in rostigen Halterungen steckten, tauchten Teile des Raumes in flackerndes Licht. In den nicht vollkommen ausgeleuchteten Ecken huschten geheimnisvolle Schatten hin und her. Die Mitte des Gewölbes wurde von einem mächtigen, viereckigen Steinblock eingenommen, der auf sechs Stufen stand.
    Die Flammengesichter verteilten sich vor den Stufen. Sie blieben stehen und blickten erwartungsvoll auf den Steinblock. Plötzlich tauchten vier Gestalten aus der Finsternis hinter dem Block. Niemand hatte sie kommen hören. Zwei Maskierte hielten einen sich heftig wehrenden Gefangenen an den Oberarmen fest, während der Vierte an einer silbernen Kette zerrte, die um den Hals des Gefangenen lag. Auch er trug eine Flammenmaske, die im Gegensatz zu den anderen in einem grellen Rot leuchtete.
    Die kleine Prozession schritt zum Stein hinauf und blieb davor stehen. Zwei der Flammengesichter lösten die Schleife des schwarzen Flammenumhangs, der den Gefangenen umhüllte. Der Umhang fiel zu Boden. Ein erregtes Murmeln ging durch die Reihe der Anwesenden, denn er hatte einen makellosen, nackten Frauenkörper freigelegt.
    Der Kettenmeister zerrte dem Opfer die Flammenmaske vom Gesicht und legte sie vorsichtig hinter den Steinquader. Weit aufgerissene Augen starrten auf die Phalanx der Unheimlichen. Und hätte die hübsche, schwarzhaarige Frau, die kaum älter als zwanzig sein konnte, nicht einen straffen Knebel im Mund gehabt, sie hätte ihre irre Angst laut und schrill hinaus geschrien. So aber produzierte sie nur einige dumpfe Laute.
    Die Unglückliche, deren Hände von einer unsichtbaren Fessel auf dem Rücken fixiert wurden, versuchte, sich aus den Griffen ihrer Peiniger zu winden. Vergeblich. Plötzlich trat sie nach dem rechts von ihr Stehenden. Sie traf ihn am Schienbein. Er zuckte kurz zusammen. Dann stellte er sich so, dass sie ihn nicht mehr treffen konnte.
    Der Mann, der vorhin auf der Galerie gesprochen hatte, erschien nun ebenfalls aus der Finsternis. Er löste die Fessel des Opfers, indem er mit dem ausgestreckten Zeigefinger über dessen Handgelenke fuhr. Die Frau versuchte zu schlagen. Doch ihre Wächter packten sie nun brutal an den Handgelenken, zerrten sie auf den Stein und streckten ihre Arme und Beine. Der Zeremonienmeister legte ihr erneut magische Fesseln an, indem er in umgekehrter Richtung über ihre Gelenke strich. Wie ein großes X lag die Bedauernswerte nun auf dem Rücken.
    Der Mann wandte sich den Flammengesichtern zu. Er stand da, die Arme weit ausgestreckt. »Bildet nun den Kreis und unterstützt das Opfer an unseren Herrn mit eurer magischen Kraft, ihr Flammenjünger!«, rief er. Gleichzeitig begannen auf seinen Fingerspitzen rotgelbe Flammen zu tanzen.
    Die Flammenjünger bildeten einen Kreis um den Altar und fassten sich an den Händen. Sie hoben die Köpfe in Richtung des Opfers und konzentrierten sich auf die Unglückliche.
    »Der Kreis ist nun geschlossen. Das Opfer für unseren Herrn und Meister möge also beginnen! Ergötzt auch ihr euch an der Angst der Braut, denn sie ist das Lebenselixier unseres Herrn.« Mit einer Fingerbewegung löste er den Knebel.
    Die junge Frau riss den Mund weit auf. Sie schnappte nach Luft. Dann löste sich ein schriller, lang gezogener Schrei aus ihrer Kehle.
    »Neiiiiin, lasst mich, ich will nicht…« Sie bäumte sich in ihren Fesseln auf, drückte das Becken durch, warf den Kopf hin und her.
    Der Zeremonienmeister legte davon unbeeindruckt seine Maske ab. Statt eines Gesichts wurde ein verschwommenes, ovales Etwas sichtbar, das wie eine Nebelwolke inmitten des Universums wirkte. Die Flammen von den Fingerspitzen breiteten sich nun blitzschnell über seine Hände aus und flossen über die Nebelwolke. Das, was zuvor die Maske nur angedeutet hatte, schien plötzlich grausame Wirklichkeit zu sein. Lodernde, sich ineinander verschlingende Flammen bildeten eine derart grausame Fratze, dass Menschen deren Anblick nur schwer ertragen konnten.
    Der Zeremonienmeister trat an die Beinseite des Opfers. Als die Frau die Flammenfratze sah, riss ihr Schreien abrupt ab und ging in ein Wimmern über. Der Unheimliche umfasste ihre Füße. Grell loderten die Flammen hoch und arbeiteten sich langsam über ihre Unterschenkel nach oben. Während sie danach Oberschenkel und Unterleib fraßen, hielt die Flammenfratze nur noch das Skelett ihrer Füße in den Händen. Wo die Flammen drüber gingen, hinterließen sie außer tief schwarz leuchtenden Knochen nichts mehr.
    Mit irrem Blick
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