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0892 - Jagd durch die Zeit

0892 - Jagd durch die Zeit

Titel: 0892 - Jagd durch die Zeit
Autoren: Christian Schwarz
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niemandem.«
    »Hm. Damit meinte sie wohl, dass hinter den Masken einflussreiche Bürger stecken.«
    »Ja, das denke ich auch, Professor. Sie sagte aber nicht, wer. Auf jeden Fall erzählte sie mir, dass sie von einem Arbeitskollegen zu einer außergewöhnlichen Party eingeladen worden sei. Wissen Sie, Julia war vom Übersinnlichen und vom Jenseits begeistert, sie hatte ein Faible für Seancen und solche Dinge. Davon hat sie mir öfters erzählt. Und wohl anderen Leuten auch. Denn ihr Arbeitskollege sagte, dass bei dieser Party auch Geisterbeschwörungen stattfinden und dass schon einige Geister erschienen seien. Julia konnte nicht widerstehen. Sie sagte, dass sie höchstwahrscheinlich irgendwo ins Elsass gefahren sind, wohin genau, weiß sie nicht.«
    »Hm«, erwiderte Zamorra. »Die Flammenjünger reden alle französisch, auch der Zeremonienmeister. So weit so gut. Dem Dialekt nach stammen die meisten aber eher aus der Provence. Nur das Opfer sprach Deutsch. Das wiederum könnte dafür sprechen, dass die Opferung tatsächlich im Elsass stattgefunden hat und dass man sich das Opfer über die Grenze aus Deutschland holte.«
    »Wie auch immer. Julia musste diese schrecklichen Flammengewänder anziehen und wurde mit einem Bluteid in diesen Mörderkult aufgenommen, obwohl sie das gar nicht wollte. Aber die Atmosphäre war so bedrohlich, dass sie Angst bekam und unter Zwang darauf eingegangen ist. Dann ist sie mit den Anderen in dieses Kellergewölbe gegangen und hat dort einen angenehm riechenden Nebel eingeatmet.«
    »Halluzinogene Drogen.«
    »Ja, vielleicht, Nicole. Aber der Nebel hat wohl nicht so gewirkt wie bei den Anderen. Während die in eine Art religiöse Ekstase verfielen, erlebte Julia den grausamen Mord an einer jungen Frau bei vollem Bewusstsein mit. Sie konnte nur mit Mühe einen Schreikrampf verhindern. Am nächsten Tag glaubte sie trotzdem, geträumt zu haben.«
    »Und dann?«
    »Dann hat sie bei der nächsten Zusammenkunft, wieder an derselben Stätte, dieses Video mit einer versteckten Minikamera gedreht, um Beweise zu haben. Übrigens sagte sie mir, dass das Mädchen bei der ersten Opferung keine Deutsche gewesen sei, sondern eher eine Spanierin oder so was.«
    »Oder so was. Sie hat also unter Lebensgefahr für Beweise gesorgt. Tapfere Frau. Weil sie befürchtete, dass man ihr sonst nicht glauben würde.«
    »Ja. Sie war über alle Maßen entsetzt und wollte diese Mörderbande auffliegen lassen. Aber sie hat sich dann mit dem Video nicht zur Polizei getraut. Nur mir hat sie dann doch vertraut.«
    Zamorra atmete tief durch. »Wissen Sie, wo sie gearbeitet hat und wie dieser Kollege heißt, der sie eingeladen hat?«
    »Julia arbeitete bei MTTJ in Friedrichshafen. Irgendwo im Büro, ich weiß es nicht genau. Ich weiß nicht mal, in welcher Abteilung. Wie dieser Kollege heißt, weiß ich leider auch nicht. In der Hektik habe ich das einfach vergessen zu fragen. Sorry, das sollte einer Journalistin eigentlich nicht passieren, ich weiß…« Ida Mossmann-Berger schaute verbissen zum Fenster hinaus.
    »Kann passieren. Keiner von uns ist perfekt.« Nicole wandte sich zu Zamorra um. »Und sag jetzt bitte nicht: Doch, ich.«
    »Wäre mir niemals in den Sinn gekommen«, murmelte der Meister des Übersinnlichen.
    »Würde ich es sonst angemahnt haben?« Für einen kurzen Moment grinste Nicole wölfisch.
    Zamorra ging nicht weiter darauf ein. »Gut«, sagte er stattdessen. »Oder nicht gut. Warum sind Sie dann aber mit dem Film zu uns gekommen, Ida? Das ist doch normalerweise eine tolle Geschichte für jeden Journalisten.«
    »Weil ich… ebenfalls Angst habe, Professor. Ich bin nur eine Lokaljournalistin und schreibe über Feste, den Gemeinderat und den örtlichen Hasenzuchtverein, hin und wieder mal über eine Gerichtsverhandlung. Verstehen Sie? Das da… ist eine Nummer zu groß für mich. Und ich habe Julias Warnung Ernst genommen und bin damit weder zur Polizei noch zu meinem Chef gegangen, sondern zu Ihnen. Denn Julia hat mir Ihre Nummer aufgeschrieben und gesagt, dass ich Sie anrufen soll, wenn ich gar nicht mehr weiter weiß. Ich selbst habe Sie bis vor kurzem nicht gekannt. Und ich muss gestehen, dass es mir nicht leicht gefallen ist, einen… einen Parapsychologen anzurufen. Ich habe den Hörer mindestens fünf mal wieder aufgelegt.«
    »Ist ja herzallerliebst.« Nicole ließ die Andeutung eines Lächelns auf ihrem Gesicht erscheinen. »Frau Benz wusste also von uns. Da sie sich mit dem Übersinnlichen
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