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0892 - Jagd durch die Zeit

0892 - Jagd durch die Zeit

Titel: 0892 - Jagd durch die Zeit
Autoren: Christian Schwarz
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Ernteschiff stieg schnell und wurde dann vom Leitstrahl erfasst. Statt weiter zu steigen, beschrieb es plötzlich einen weiten Bogen, raste auf die Siedlung zu und schlug in deren ungefährer Mitte ein.
    Im selben Augenblick flog der Ernter in einer grell leuchtenden Entladung auseinander. Zerglühende Trümmerstücke zischten Tausende von Dryns weit durch das Tal und setzten die Vegetation an den Hängen in Brand. Die Glut- und Druckwelle erreichte sogar die hoch auf einem Felsen gelegene Kontrollstation, ohne sie allerdings noch in Mitleidenschaft zu ziehen.
    Mannad stand starr. Er stierte auf die verwüstete Siedlung. Überall brannte es. Nur wenige Häuser waren unzerstört. Als ein Raumkommando aus schwarz gekleideten Cyborgs in die Kontrollstation eindrang, stand der Gamma immer noch da. Widerstandslos ließ er sich festnehmen und zum Schlachtschiff JAROLIM bringen.
    ***
    Gegenwart, Sigmaringen, Baden-Württemberg
    Die beiden Unheimlichen standen auf der Galerie eines prunkvoll ausgestatteten Hauses. Sie hatten jeder ein Glas Sekt in der Hand und prosteten sich zu. Da die Gesichtsmaske ihre Mundpartien frei ließ, hatten sie keinerlei Probleme, das perlende Getränk zu sich zu nehmen. Die Masken waren jeweils bis ins Detail gleich. Sie umschlossen die Köpfe wie Ritterhelme, hatten aber ansonsten mit solchen wenig gemein. Denn sie zeigten ein Flammenmeer aus gelben, blauen und roten Feuerzungen, die sich seltsam ineinander verringelten und ein Sinn verwirrendes Muster bildeten. Nach oben hin, etwa einen halben Meter über den Köpfen, stellten die Flammen eine Art umlaufende Krone dar. Neben der freiliegenden Mundpartie wiesen die seltsamen Masken auch noch zwei schmale Augenschlitze auf.
    An den Lippen, die den Rand der Sektgläser umschlossen, war deutlich zu erkennen, dass es sich um einen Mann und eine Frau handelte. Die sinnlich geschwungenen, roten Lippen der Frau hinterließen einen leichten Lippenstift-Abdruck am Glasrand. Während sie nur nippte, schüttete der Mann den Sekt in einem Zug hinunter. Danach fuhr er mit dem Ärfriel des tief schwarzen, bodenlangen Gewandes über seinen Mund. Brust- und Bauchbereich sowie der komplette Rücken waren ebenfalls mit diesem Flammenmuster bedeckt. Die Frau trug ein genau gleich aussehendes Gewand.
    Sie lachte leise und stellte ihr Sektglas auf der Balustrade ab. Sofort kam ein identisch maskierter Mann vorbei und nahm die Gläser mit. Denn der Andere drückte ihm seins mit einer herrischen Geste ebenfalls in die Hand. Danach schaute die Frau an dem prächtigen Kristallkronleuchter vorbei in die riesige Eingangshalle hinunter. Die Party der Flammengesichter war in vollem Gang. Überall standen Grüppchen zusammen, redeten, scherzten und lachten. Bedienstete trugen Silbertabletts mit belegten Schnittchen und Sektgläsern zwischen ihnen hin und her. Die Gäste langten kräftig zu.
    Ein dumpfer Gong ertönte plötzlich. Die Gespräche der Flammengesichter verstummten. Erwartungsvoll sahen sie zur Galerie empor.
    Der Mann beugte sich ein wenig nach vorne. In einer huldvollen Geste hob er die Arme. »Meine lieben Brüder und Schwestern«, drang eine seltsam verzerrte Stimme unter der Flammenmaske hervor, »nun ist es wieder einmal so weit. Der Höhepunkt unserer Zusammenkunft steht kurz bevor und so bitte ich euch alle, das Allerheiligste zu betreten. Heute beten wir dabei die siebenunddreißigste Strophe der Verkündung.« Damit trat er von der Balustrade zurück und verschwand zusammen mit der Frau hinter einer kleinen Tapetentür, neben der eine griechische Statue stand.
    Die Gäste in der Halle stellten ihre Gläser ab, kauten hastig und gingen dann in einer geordneten Reihe an den wunderschönen, teuren Wandteppichen vorbei auf zwei Löwenstatuen zu, die eine breite Tür flankierten. Dahinter führte eine schmale Wendeltreppe in ein mit Fackeln beleuchtetes Verlies aus grob behauenen, mächtigen Quadern, das sich in zahlreiche Gänge verzweigte. Es wirkte wie die Unterwelt einer mittelalterlichen Burg.
    Der seltsame Zug der Flammengesichter wusste genau, wohin er sich zu begeben hatte, zumindest wusste es aber die Frau, die vorausging. Die Anderen bildeten eine streng ausgerichtete Zweierreihe, hoben die Arme mit offenen Handflächen leicht angewinkelt vom Körper weg und murmelten einen monotonen Singsang.
    Der Gang mündete nach weiteren Verzweigungen in ein großes, viereckiges Gewölbe. Jeweils zwei Fackeln an jeder Wandseite, die in Kopf höhe angebracht
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