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089 - Diener des Satans

089 - Diener des Satans

Titel: 089 - Diener des Satans
Autoren: Al Frederic
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miteinander. Louisa schüttelte den Kopf über diesen komischen Gedanken.
    Sie drehte sich zu Marion Dowling um.
    Die Blonde hatte sich wieder den äußersten Eckplatz ausgesucht und die Nähe ihrer Freundinnen gemieden. Louisa Valremy war jetzt überzeugt, daß sie es bewußt tat. Sie überlegte, wodurch sie Marion beleidigt haben konnten, und warum das Mädchen wohl so blaß war.
    Die Ankunft eines Mannes unterbrach ihre Überlegungen.
    Er trug einen gut geschnittenen Anzug. Seine Stimme entsprach seinem Gesicht, seinen herben männlichen Zügen, sie war tief, aber weich.
    „Mein Name ist Brian Gonella“, begann er, „und ich habe die Aufgabe, diesen Kursus zu leiten. In den Spezialfächern wie Sprachen, Stenographie und Maschineschreiben werden Sie von meinen Kolleginnen und Kollegen unterrichtet. Aber was die Verfeinerung Ihrer Umgangsformen, vor allem den Stil im Gespräch, und kluges Verhalten in komplizierten Situationen betrifft, bin ich für Sie zuständig, meine Damen. Am ersten Tag möchte ich gern mit Ihnen über das Kernthema diskutieren: ‚Wie benehme ich mich gegenüber meinem Chef?’ Bevor wir mit dem Gespräch beginnen, möchte ich einige psychologische Gesichtspunkte der modernen Chef-Figur aufzählen…“
    Hysterisches Gelächter unterbrach ihn.
    Es kam von einem Mädchen aus der letzten Sitzreihe, Marion Dowling.
    „Wäre ich Ihr Chef, Miß, hätten Sie sich jetzt schon den ersten Minuspunkt eingehandelt“, versuchte Brian Gonella das peinliche Schweigen zu überbrücken, das nach dem unmöglichen Benehmen entstanden war. Da geschah etwas Unglaubliches. Gonellas Lächeln verschwand.
    Marion sprang auf. Sie trug an diesem Morgen einen schicken schwarz-weißen Hosenanzug. Mit einem Griff riß sie die Jacke auf und schleuderte sie in den Mittelgang zwischen den Sitzplätzen.
    „Kluges Verhalten, Psychologie!“ schrie sie. „Reden Sie doch nicht um den heißen Brei herum, Mister Gonella.“ Das „Mister“ betonte sie stark. „Sie wissen genauso gut wie ich, wie ein Mädchen einen Industrieboß oder ein anderes hohes Tier zu nehmen hat, wenn es sich bei ihm eine gute Nummer einhandeln will.“
    Es gab jetzt kein Mädchen, das Marion nicht mit einem befremdeten oder mißbilligenden Blick ansah. Louisa, Ginny und Patricia zischten ihr Ermahnungen zu.
    Die Blonde ließ sich nicht einschüchtern. Sie stieß einen wilden Ruf aus und stand plötzlich auf der Platte ihres Tisches. Ihre Augen schienen die einer Wahnsinnigen, als sie sich auch die Bluse vom Leib zerrte und fortwarf.
    Louisa stand auf.
    Die Absolventinnen begannen durcheinander zu rufen und zu schimpfen.
    Gonella stammelte etwas Unverständliches, das wie „Beruhigen Sie sich“ oder „Hören Sie auf“ oder „Lassen Sie das“ klang. Aber keiner konnte die Blonde aufhalten, die inzwischen auch den Büstenhalter gelöst hatte. Sie nestelte an ihrem Hosenbund, lachte wieder wie von Sinnen und schrie: „Haben Sie’s begriffen, Mister Gonella? Dies ist der einzige Weg, die Leiter zum Erfolg emporzusteigen. Er führt durchs Bett, jawohl durchs Bett!“
    Sie fügte etwas hinzu, das so ordinär war, daß selbst Ginny Pearse rot wurde.
    Louisa Valremy war bis zu der Blonden vorgedrungen. „Marion“, rief sie, „Marion, komm herunter. Sei doch nicht blöd! Du bringst uns doch alle in Mißkredit.“
    „Ich pfeife auf euch“, schrie Marion.
    Sie trug nur noch ihren Slip. Die anderen Mädchen reagierten viel zu langsam und wußten nicht, was sie mit der Verrückten machen sollten. Louisa handelte jedoch. Sie hatte jetzt die blauen und roten Striemen auf Marions Körper entdeckt. In diesem Moment spürte die hübsche Französin, daß hier etwas nicht in Ordnung war.
    Sie holte Marion mit einer raschen Bewegung vom Tisch. Da sich die Blonde wehrte, gab ihr Louisa zwei schallende Ohrfeigen. Die übrigen Mädchen schrien vor Überraschung auf.
    Aber die Ohrfeigen erwiesen sich als wirkungsvoll.
    Marion duckte sich und setzte sich wieder auf ihren Platz.
    „Zieh dich an“, sagte die Französin mit den langen dunklen Haaren, „hier sind deine Sachen.“ Stück für Stück reichte sie der Freundin Unterwäsche und Hosenanzug.
    Brian Gonella kam heran und klopfte mit der flachen Hand auf den Tisch. „Sie sind vom Seminar ausgeschlossen, Miß, Miß…“
    Louisa drehte sich zu ihm um. „Das Mädchen ist krank, Mr. Gonella, sehen Sie das nicht? Erlauben Sie mir, sie nach Kilkea House zurückzubegleiten?“
    „Selbstverständlich“,
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