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089 - Diener des Satans

089 - Diener des Satans

Titel: 089 - Diener des Satans
Autoren: Al Frederic
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Marion Dowling, „er weiß wenigstens, daß du gut angekommen bist.“
    Ginny nickte ein wenig traurig. „Das war aber vor acht Stunden.“
    „Wer lieben will, muß leiden“, kommentierte Patricia.
    Sie beratschlagten, wie sie den Abend gestalten könnten. Schließlich gab es doch nur eine Möglichkeit: im Kilkea House zu bleiben, ein bißchen zu plaudern und früh zu Bett zu gehen.
    Brigid Mulkenny servierte zum Abendessen Pfeffersteaks und frische Erbsen. Es schmeckte den Mädchen vorzüglich. Sie fühlten sich wieder etwas aufgemuntert und ließen sich von dem Pensionswirt vier große Gläser Guiness-Bier abzapfen. Louisa und Ginny versuchten ein Gespräch mit dem Grauhaarigen, aber er antwortete einsilbig und zog sich zurück. Wieder ein Grund mehr für Marion, über die Leute vom Land zu spotten. Und Patricia bemerkte, sie sei eine schlechte Irin. Daraufhin entbrannte eine Diskussion über Patriotismus. Louisa brachte es jedoch sehr geschickt fertig, das Gespräch auf das Thema Mode zu lenken.
    Am Ende war es zehn Uhr. Die Mädchen wünschten Mulkenny eine gute Nacht und gingen hinauf in den ersten Stock. Die Zimmer von Louisa und Ginny lagen auf der linken Seite. Sie hatten die Nummern drei und fünf, während die Räume, die Marion und Patricia genau gegenüber belegt hatten, mit den Ziffern vier und sechs versehen waren.
    Die Mädchen verabschiedeten sich wortreich voneinander. Louisa und Ginny plauderten noch fast eine halbe Stunde lang im Zimmer der Französin. Die beiden Jüngeren zogen sich sofort zurück. Patricia fielen die Augen fast zu. Sie fühlte sich so müde, daß sie sich entkleidete und gleich in die Federn kroch.
    Marion Dowling packte ihren Koffer aus. Pedantisch verstaute sie ihre Kleider und Unterwäsche im Schrank und legte die Bücher, die sie mitgebracht hatte, auf den Tisch.
    Sie begann zu lesen.
    Merkwürdig, sie spürte keine Müdigkeit, obwohl sie die Nacht über im Zug verbracht hatte. Die blonde Marion war eine der wenigen Kursteilnehmerinnen gewesen, die auf den Liegewagenpritschen geschlafen hatte.
    Das Buch hieß „Geschäftsbriefe – der perfekte Stil“. Marion legte es nach einer Viertelstunde wieder aus der Hand. Der Stoff war ihr zu trocken. Sie versuchte es mit einem Kafka-Roman, den sie als Freizeitlektüre mitgebracht hatte. Aber auch darauf konnte sie sich nicht konzentrieren. Außerdem war Kafka ihr zu düster.
    Marion atmete tief.
    Das Ehepaar Mulkenny ging ihr nicht aus dem Kopf. Hatten die anderen denn nicht die abwesenden Blicke bemerkt, mit denen die Dicke und der Grauhaarige sie angesehen hatten? Es schien, als seien sie ständig mit den Gedanken woanders. Doch das war nicht alles, was Marion bedrückte. Kein Telefon, kein Auto, die Abgeschiedenheit dieses Platzes – sie schüttelte sich.
    Warum hatten sie bloß keine Doppelzimmer genommen?
    Sie knipste das Licht aus und sah aus dem Fenster. Draußen war alles ruhig. Marion Dowling machte die Beleuchtung wieder an.
    Sie öffnete die Zimmertür.
    Auf dem Korridor herrschte Stille. Aus den gegenüberliegenden Räumen drang kein Laut mehr.
    Die Blonde drückte Patricias Tür auf. Die Engländerin hatte die Nachttischlampe brennen lassen. Deutlich war zu sehen, wie tief sie schlief. Ihr Mund stand etwas offen, und die Bettdecke hob und senkte sich unter ihren tiefen Atemzügen.
    Marion schloß die Tür und ging durch den düsteren Flur. Sie blickte auch in die Zimmer drei und fünf. Sie staunte, wie schnell Louisa Valremy und Ginny Pearse eingeschlafen waren.
    Am liebsten hätte sie eines der drei Mädchen geweckt.
    Doch dann dachte sie trotzig, daß die anderen sie nur auslachen würden wegen ihrer Furcht. Sollte sie ihrem Spott noch mehr Nahrung geben?
    Marion ging auf nackten Sohlen bis zum Ende des Flurs. Hier schaute sie hinter die Tür mit der Aufschrift „Badezimmer“. Wirklich, über mangelnde Ordnung und Sauberkeit konnte man sich nicht beklagen. Das Bad sah einladend aus.
    Warum nicht baden, schoß es der hübschen Blonden durch den Kopf.
    Sie prüfte die Verriegelung des Badfensters, zog die Vorhänge zu und huschte in ihr Zimmer zurück, um Seife und Handtücher zu holen. Kurz darauf drehte sie den Heißwasserhahn auf und sah zu, wie die Wanne sich füllte.
    Als sie in der altmodischen Badewanne saß und sich abseifte, verflogen ihre Sorgen. Leise sang sie einen Schlager. Sie streckte sich aus, betrachtete ihre Fußspitzen und war vergnügt.
    Ginny, Patricia und Louisa hatten recht. Die Mulkennys
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