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0888 - Angriff auf die Vampirstadt

0888 - Angriff auf die Vampirstadt

Titel: 0888 - Angriff auf die Vampirstadt
Autoren: Andreas Balzer
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wie Fu Long und Gryf versuchten, Zamorra dem zerstörerischen Einfluss des magischen Kleinods zu entreißen. Dicke Schweißtropfen traten Gryf auf die Stirn, als er seine letzten Kraftreserven mobilisierte. Für einen furchtbaren Moment glaubte er, sie würden es nicht schaffen. Doch dann spürte er, wie die Magie des Hong Shi langsam zurückwich und Zamorras Geist freigab.
    Erschöpft senkte Fu Long die Arme und nickte Gryf zu. »Es ist vollbracht.«
    »Das hoffe ich für dich, Blutsauger, sonst mache ich Schaschlik aus dir«, murmelte Gryf. Tatsächlich war der Silbermond-Druide zutiefst erleichtert, aber das wollte er Fu Long gegenüber nicht zugeben. Schließlich wussten sie noch nicht, ob der Dämonenjäger das Ritual unbeschadet überstanden hatte. Doch die Frage beantwortete sich in der nächsten Sekunde.
    »Was ist vollbracht?«, fragte Zamorra neugierig und grinste in die Runde. »Und überhaupt: Seit wann versteht ihr beiden euch so gut?«
    ***
    Thomas Chen spürte, wie die Anspannung wuchs, je näher sie ihrem Ziel kamen. Er saß auf dem Beifahrersitz eines Trucks und starrte auf die braungrüne Einöde vor sich. In weiter Ferne erhoben sich die mächtigen, schneebedeckten Gipfel der Alaskakette. Davor gab es kaum mehr als Felsen und ein paar vereinzelte Baumgruppen.
    Der unerwartete Kampf gegen den Verräter Tsa Mo Ra hatte viele Opfer gekostet, aber die Tulis-Yon hatten die Lücken innerhalb kürzester Zeit wieder geschlossen. Das war ihre stärkste Waffe, die sie fast unbesiegbar machte: So lange auch nur ein einziger Wolfskrieger überlebte, war der Fortbestand der Art gesichert. In jedem von ihnen steckte eine ganze Armee.
    Nachdem sie die Neuen rekrutiert hatten, waren sie nach Yellowknife geflogen, der Hauptstadt der kanadischen Nordwest-Territorien. Von dort aus fuhren sie mit dem Auto weiter Richtung Westen. Vor einigen Stunden hatten sie Yukon hinter sich gelassen und die Grenze zu Alaska passiert. Der Ruf war mit jedem Kilometer stärker geworden und führte sie immer weiter ins Landesinnere zwischen Alaskakette und Fairbanks.
    Die Tulis-Yon hatten sich aufgeteilt und näherten sich in kleineren Gruppen ihrem Ziel. Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 waren die Sicherheitsbehörden übervorsichtig und sahen in jedem Bürger einen potenziellen Attentäter. Thomas wollte nicht riskieren, dass sie Aufmerksamkeit erregten, weil ein ungewöhnlich großer Pulk das Niemandsland durchquerte.
    Sie verständigten sich per Handy. Auch die Leibgarde Kuang-shis ging mit der Zeit. Und sie hatten auf ihrem Weg andere ihrer Art getroffen, die ebenfalls von der Stimme ihres Herrn nach Westen gerufen wurden.
    So wie Jeremy, der den riesigen Truck mit stoischer Gelassenheit durch die Einöde lenkte. Sie hatten den Trucker an einer Tankstelle kurz vor der Grenze getroffen, und Thomas hatte in ihm sofort einen der Veteranen von Vernon erkannt. Amüsiert dachte der Diener Kuang-shis an das Entsetzen des ältlichen Pächter-Ehepaares, als die Tulis-Yon zur Feier ihres Wiedersehens die verhassten menschlichen Masken fallen ließen. Ihre Schreie waren gurgelnd im Blut erstickt, als die Wolfsköpfigen ihnen die Kehlen zerrissen.
    Jetzt saßen die beiden hinten im Laderaum und gewöhnten sich mithilfe der anderen an ihre neue Existenz.
    »Es kann nicht mehr weit sein«, sagte Jeremy. Es war der erste Satz, den er seit über einer Stunde gesprochen hatte. »Ich kann die Präsenz unseres Herrn ganz deutlich spüren.«
    »Ja«, sagte Thomas nur. Der Anführer der Tulis-Yon wollte nicht zeigen, wie beunruhigt er war. Auch er spürte, dass sie ihr Ziel fast erreicht hatten. Doch irgendetwas stimmte nicht.
    Der Ruf war mit jedem Kilometer, den sie zurückgelegt hatten, stärker geworden. Aber er glich immer noch weniger einem zielgerichteten Befehl, als einem automatischen Signal, das von ihnen mehr oder weniger zufällig empfangen worden war. Unwillkürlich dachte Thomas an eine Notfunkbake, die immer noch sendete, obwohl das dazugehörige Schiff längst gesunken war.
    Schnell unterdrückte der Tulis-Yon diesen ketzerischen Gedanken. Kuang-shi war ein Götterdämon, und nichts und niemand konnte ihn töten oder verletzen. Selbst Tsa Mo Ra und Fu Long hatten das nicht geschafft.
    Und wenn es gar nicht Kuang-shi war, der sie rief? Dann musste es zumindest etwas sein, das mit dem Götterdämon so lange in Kontakt gekommen war, dass es mit seiner Magie vollkommen aufgeladen war und gewissermaßen auf seiner Frequenz
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