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0888 - Angriff auf die Vampirstadt

0888 - Angriff auf die Vampirstadt

Titel: 0888 - Angriff auf die Vampirstadt
Autoren: Andreas Balzer
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Long. »Gryf, ich könnte etwas Unterstützung gebrauchen.«
    Der Silbermond-Druide nickte und trat an das Bett heran. Dann, völlig unvermittelt, riss er einen gespitzten Eichenpfahl aus seinem Gürtel und presste ihn gegen Fu Longs Brust, während seine Linke vorschoss und die Kehle des Vampirs umklammerte.
    »Gryf!«, schrie Nicole.
    Der blonde Vampirjäger drückte nur noch fester zu und zog Fu Longs Gesicht ganz nah zu sich heran. »Hör mir gut zu, Raffzahn: Wenn du miese Tricks versuchst, wenn du in Zamorras Psyche herumpfuschst und wieder irgendetwas dort einpflanzt, wenn du ihn mit falschen Erinnerungen oder geheimen Befehlen fütterst, wenn er das hier nicht überlebt oder auch nur mit einem kleinen Schnupfen aufwacht, bringe ich dich auf der Stelle um. Hast du mich verstanden?«
    Fu Long erwiderte seinen Blick ungerührt. Gryf sah nicht den Hauch von Panik in den Augen des Vampirs und das machte ihn nur noch rasender.
    »Und das ist erst der Anfang«, stieß er hervor, kochend vor Zorn. »Danach gehe ich nach Choquai und lösche dort jedes untote Wesen aus, das mir vor die Pfahlspitze kommt. Und mit deiner Frau fange ich an. Hast du mich verstanden?«
    Aus den Augenwinkeln sah Gryf, wie Nicole ihren Blaster zog und den Abstrahlpol auf ihn richtete. Doch das war ihm egal.
    »Lass ihn los, Gryf!«
    »Willst du auf mich schießen, um ihn zu schützen? Sind wir schon so weit gesunken?«
    »Ich meine es ernst. Auch wenn es mir nicht gefällt, Fu Long ist im Moment unsere einzige Hoffnung. Und ich lasse nicht zu, dass du mit deinem Hass Zamorras Leben gefährdest.«
    Gryf ignorierte sie. Er presste den Pfahl noch etwas stärker gegen Fu Longs Brust. Die Haut spannte sich. Nur noch ein Stück weiter und der angespitzte Eichenpfahl würde sie durchstoßen.
    »Ich frage nur noch einmal, Blutsauger: Hast du mich verstanden?«
    Der chinesische Vampir nickte. Schlagartig ließ Gryf ihn los. Äußerlich immer noch ungerührt strich Fu Long den Stoff seiner Robe glatt.
    »Drohungen wären nicht nötig gewesen, Gryf ap Llandrysgryf. Ich habe nicht das geringste Interesse, euch zu schaden.«
    »Das sagte Satan auch, als er Adam und Eva vom Baum der Erkenntnis naschen ließ.«
    »Gryf, spinnst du? Was ist nur los mit dir?«, fuhr Nicole den Silbermond-Druiden an. Die Dämonenjägerin hatte den Blaster weggesteckt, aber sie bebte immer noch vor Zorn.
    Gryf konnte sie nur zu gut verstehen. Zamorras Leben stand auf dem Spiel, und sie würde alles tun, um ihn zu retten. Aber er traute Fu Long einfach nicht über den Weg. Keinem Vampir, und mochte er sich noch so sehr als geläuterter Menschenfreund ausgeben.
    »Tut mir leid, Nicole, aber das musste sein«, sagte er schlicht. »Fangen wir an.«
    ***
    Sie hatten das Ritual in allen Details durchgesprochen, aber letztlich musste sich in der Praxis erweisen, ob Fu Longs Vampirmagie und Gryfs Druidenkräfte wirklich miteinander harmonierten. Allein bei dem Gedanken wurde Gryf schlecht, aber er sah ein, dass das möglicherweise die einzige Möglichkeit war, seinen Freund zu retten.
    Die Blockade zu errichten, die Zamorras Erinnerungen an Choquai unterdrückt hatte, war leicht gewesen, was jetzt kam, war ungleich schwerer. Der Parapsychologe sollte sich nicht nur wieder an alles erinnern, was in Choquai geschehen war. Vor allem mussten Fu Long und Gryf den Schock abmildern, wenn zwei zuvor komplett getrennte Persönlichkeiten miteinander verschmolzen.
    Zum Glück waren Zamorra und Tsa Mo Ra laut Fu Long charakterlich gar nicht so verschieden. Was sie vorhatten, wäre vermutlich unmöglich gewesen, wenn sich Zamorras Alter Ego als skrupelloser Diener des Bösen entpuppt hätte.
    Fu Long führte das eigentliche Ritual durch. Leise murmelte der chinesische Vampir uralte magische Formeln, während seine Finger unablässig geheimnisvolle Zeichen in die Luft schrieben. Gryf hatte seine Hände auf Zamorras Stirn gelegt und konzentrierte sich ganz darauf, einem Freund die nötige Kraft zu geben, um das Ritual unbeschadet zu überstehen. Der Silbermond-Druide spürte, Wie sich die beiden widerstreitenden Persönlichkeiten in Zamorras Psyche gegen die Vereinigung wehrten.
    Und er spürte noch etwas anderes. Eine uralte, zutiefst fremdartige Magie, die selbst vor den Mauern des Châteaus nicht Halt machte. Wie eine mächtige Flutwelle überrollte die Macht des Hong Shi den weißmagischen Schutzwall, um Zamorra mit sich zu reißen.
    Nicole saß schweigend auf einem Stuhl und sah angespannt zu,
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