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0888 - Überfall der Malgonen

Titel: 0888 - Überfall der Malgonen
Autoren: Unbekannt
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dem runden Platz in der Mitte des Ortes nicht die übliche Struktur des Rededoms, sondern statt dessen ein mächtiger, anscheinend uralter Baum erhob. Sein Stamm, den fünf Männer mit ausgebreiteten Armen kaum zu umfassen vermochten, gabelte sich in einer Höhe von rund zwei Metern in zwei riesige, waagrecht zur Seite hin ausladende Äste. Niemand erinnerte sich mehr, wer zuerst dagewesen war, der Baum oder die Siedlung. Es wußte auch niemand, woher der Baum den Namen Siegereiche erhalten hatte, nach dem letztlich auch der Ort benannt worden war. Soviel nur stand fest: die Leute von Siegereiche hatten keinen Rededom zu bauen brauchen. Wer zu ihnen sprechen wollte, der kletterte in die Astgabelung der Eiche und hielt von dort aus seine Rede.
    Es war noch Arbeitszeit, ein paar Stunden vor Beginn der Surquhaira, als Sternack die Siedlung erreichte. Er hatte erwartet, die Leute in ihren Gärten, im Park oder sonstwo bei ihrer üblichen Beschäftigung zu sehen. Statt dessen aber waren sie alle rings um die Eiche versammelt, und in der Astgabelung stand Narbonner, von dem inzwischen jedermann wußte, daß er zur Gilde der Spötter gehörte und für das LARD arbeitete. Narbonner war kein besonders großer Mann, dafür aber um so breiter in den Schultern. Er hatte einen mächtigen Brustkasten, und wenn er sprach, dann hallte seine Stimme weithin.
    In diesem Augenblick war Nabonner gerade am Sprechen. „Deswegen sage ich euch", hörte Sternack, als er auf die Straße einbog, die zur Eiche führte, „daß niemand mehr die Siedlung verlassen soll. Bleibt nahe bei euren Häusern, solange ihr arbeitet, und in euren Häusern, wenn ihr ruht. Niemand weiß, was es mit den Ungeheuern auf sich hat. Sie lauern ihren Opfern anscheinend im Freien auf, in unbewohnten Gegenden. Ihr seid sicher, solange ihr den Ort nicht verlaßt."
    Sternack erreichte den Rand der Menge, die Narbonner zuhörte. Er faßte eine junge Frau bei der Schulter - Zaaja, er kannte sie gut - und drehte sie zu sich herum. „Wovon redet er?" wollte er wissen.
    Zaajas Gesicht war gespannt. Sie hatte Kummer. „Es sind Ungeheuer draußen auf dem Land gesehen worden", antwortete sie mit unterdrückter Stimme. „Man hat Ladiak und Porsekker in derselben Gegend gefunden, tot, mit eingeschlagenem Schädel."
    Sternack erschauderte unwillkürlich. In diesem Augenblick hallte Narbonners Stimme über den Platz: „Es besteht kein Zweifel daran, daß ihr ein Ungeheuer erkennt, wenn ihr eines seht. Damit ihr aber ganz sicher seid, gebe ich euch hier eine Schilderung, die von meinem Asogenen stammt. Die Ungeheuer sind groß, etwa acht Fuß hoch. Ihr Körper hat die Form eines Dreiecks, das mit der Spitze nach unten gerichtet ist. Sie haben drei Arme und zwei kurze, säulenförmige Beine. Auf den Schultern sitzt ein kleiner, runder Schädel ..."
    „Allmächtiges LARD!" hauchte Sternack.
     
    *
     
    Als an diesem Tag das Surquhaira begann, die Zeit nach dem Ende der Arbeit, da blieben die Trinkhallen leer, in denen sich die Leute von Siegereiche sonst zu treffen pflegten. Sie gehorchten Narbonners Rat und blieben in ihren vier Wänden.
    Sternack hielt es schließlich nicht mehr in seinem Haus. Zwei Stunden lang hatte er ratlos mit sich selbst argumentiert, was er tun solle. Er hatte versucht, sich zu betrinken, aber das war ihm mißlungen. Er hatte Zaaja angerufen und sie zu sich locken wollen. Aber Zaaja hatte einen neuen Liebhaber.
    Schließlich machte er sich auf den Weg. Narbonners Haus lag nicht weit von dem seinen. Als er anklopfte, wurde ihm die Tür von einem Wesen geöffnet, das aussah wie ein halb leerer Sack. Aus dem oberen Ende des Sacks ragte ein Stummel, auf dem das äußerst rohe Abbild eines Gesichts zu erkennen war. Das war der Asogene, der auf den Namen Irvig hörte. Alle Mitglieder der Spötter-Gilde besaßen einen solchen Diener. Man sagte, daß das LARD selbst den Spöttern die Asogenen zuteile.
    Sternack hatte von jeher einen Widerwillen gegen die sackförmigen Geschöpfe gehabt. Sie strömten einen eigenartigen Geruch aus, der ihm nicht behagte. Auch benahmen sie sich oft überheblich, als gäbe ihnen der Umstand, daß das LARD sie Mitgliedern der Spötter-Gilde beigesellt hatte, besonderen Status.
    Als Sternack daher Irvig unter der Tür stehen sah, sagte er ziemlich grob: „Ich will Narbonner sprechen. Wo ist er?"
    Das grobgeschnittene Gesicht des Asogenen verzog sich auf groteske Weise. „Oh, das weiß ich nicht", knarrte es aus dem Mund, der so
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