Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0878 - Raniel und die Gerechten

0878 - Raniel und die Gerechten

Titel: 0878 - Raniel und die Gerechten
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
den Mund darstellen sollte.
    Wir hörten keine Geräusche, aber er hob den rechten Arm zum Gruß, die drei Finger in die Höhe gestreckt, und wir sahen diese Geste als friedlich an.
    Myers wußte Bescheid. »Jetzt will er raus«, sagte er und ließ seinen Worten ein Stöhnen folgen.
    »Meine Güte, haben Sie ein Glück! Damit hätte ich nicht gerechnet. Sie müssen sich entscheiden. Wollen Sie mit? Wollen Sie sich ganz bewußt in Lebensgefahr begeben?«
    »Ich bleibe dabei!« erklärte ich.
    »Ich ebenfalls!« sagte Suko.
    »Hoffentlich hält Ihre Logik«, murmelte der Chief und schritt auf den Glaskasten zu.
    Es glich einem Ritual. Wenn sich Myers dem Gegenstand näherte, dann versuchte das Wesen sich zurückzuziehen. Es wußte Bescheid, denn Myers verharrte dicht vor der schmalen Seite des hochkant stehenden Kastens, streckte die Arme aus und berührte mit seinen gespreizten Händen das Material. Eine Öffnung hatte sich nicht abgezeichnet. Der Ausschnitt war aber vorhanden und in die Schmalseite integriert, denn nach einer Erhöhung des Drucks entstand zuerst ein saugendes Geräusch, bevor der Ausschnitt innerhalb der Seite nach innen schwang. Zumindest sah es für uns so aus. Dabei hatte der Chief nur einen Teil der Fläche durch den Druck gelöst. Er konnte sie anheben und zur Seite stellen.
    Für Kevin war der Weg frei.
    Auch wir waren zurückgetreten, und nach langer Zeit meldete sich Abe Douglas wieder. »John, das kann ich alles nicht glauben. Das ist wie irre. Das überreiße ich nicht. Ich komme mir noch immer vor wie jemand, der einen Traum durchlebt…«
    »Das ist er nicht.«
    »Ich weiß.«
    In diesem Augenblick ging Kevin den ersten Schritt nach vorn auf die Lücke zu.
    Sein Weg in die Freiheit begann!
    ***
    Es war kein hektisches Laufen, das hätten wir auch nicht erwartet. Kevin ging wie jemand, der die Augen geschlossen hielt und dabei versuchen mußte, irgendwelchen Hindernissen auszuweichen. Er bewegte seine Beine staksig und hoch, er lief nicht, er stieg, und er brauchte nicht mehr als zwei lange Schritte, um seinen Käfig zu verlassen.
    Dann war er draußen.
    Suko, Abe und ich rührten uns nicht von der Stelle. Wir standen dicht beisammen, während sich Chief Myers an der anderen Seite des Glaskastens aufhielt.
    Zwei facettenreiche und kugelige Insektenaugen starrten uns an. Sie bewegten sich, sie rollten, sie sahen aus wie verfremdete Sensoren, als wollten sie etwas Bestimmtes aufnehmen. Dabei tasteten sie uns ab, suchten außen und innen, als wollten sie Informationen über uns holen, um sie zu speichern.
    Äußer- und innerlich merkten wir nichts. Weder ein Kribbeln auf der Haut, noch einen inneren Druck oder eine Beklemmung. Es blieb alles so ungewöhnlich gleich, so normal. Ich zumindest wußte nicht, ob ich mich darüber freuen sollte.
    Wir warteten ab, was das Wesen unternahm.
    Es stand jetzt vor seinem Glaskäfig. Es ließ sich Zeit. Kaum ein Laut war zu hören. Weit im Hintergrund der Halle wurde gearbeitet, das bekamen wir nicht mit. Da versuchten Wissenschaftler mit Hilfe ihrer Computer noch immer ein Band der Kommunikation herzustellen.
    Wollte Kevin Kontakt haben?
    Ich war mir nicht sicher, denn ich spürte nichts. Auch Suko und Abe blieben nach wie vor neutral.
    Niemand sprach über seine Empfindungen. Endlich drehte sich Kevin nach rechts.
    Die Bewegung war wenig geschmeidig. Sie wirkte abgehackt und zugleich ruckartig. Sein Blick war jetzt direkt auf den Einstieg zum Raumschiff gerichtet, so daß wir auf seinen Rücken und auch auf den Hinterkopf schauen konnten.
    Er war ungewöhnlich abgeflacht, als hätte jemand ein Stück von seinem Kopf abgeschnitten und die Haut wieder angenäht.
    »Ich habe nichts gespürt«, flüsterte der G-man. »Überhaupt nichts, Freunde.«
    Wir nickten nur.
    Abe sprach weiter. Es drang aus ihm hervor. »Zeigt er denn kein Interesse an uns?«
    »Keine Ahnung«, murmelte ich.
    Myers kam näher. Auch er beobachtete, wie Kevin sein rechtes Bein hob und den Fuß wenig später auf die unterste Stufe der Leiter stemmte. Mit seiner rechten, dreifingerigen Hand griff er nach dem Geländer und klammerte sich dort fest.
    Es folgte der Ruck.
    Er zog seinen Kopf nach, stellte das andere Bein neben das rechte und nahm wenig später die nächste Stufe in Angriff. So zog er sich weiter in die Höhe. Er hatte Mühe, er quälte sich, aber er ließ von seinem Ziel nicht ab.
    Myers stand neben uns und starrte mich an. »Wollen Sie ihm noch immer nach?«
    »Auch wenn es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher