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0876 - Die unheimliche Macht

0876 - Die unheimliche Macht

Titel: 0876 - Die unheimliche Macht
Autoren: Jason Dark
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trug er sein Haar so kurz geschnitten, daß es wie ein dunkler Schatten auf der Kopfhaut lag. »Es war toll, Dean, aber ich mußte mich erst an deine Fahrweise gewöhnen.«
    »So weit wollte ich allerdings nicht fahren.«
    »Die Harley ist schon super.« Polly beschäftigte sich noch immer mit ihren Haaren. Sie band sie jetzt wieder zusammen und öffnete auch die obersten Knöpfe ihrer Lederjacke. Dann stöhnte sie auf.
    »Hast du was?«
    »Ja, Durst.«
    »Ich auch«, sagte Dean. Er stemmte sich hoch. Als er stand, bewegte er seine Arme, weil er die Muskeln lockern wollte. Er schüttelte auch die Beine aus und löste die Verschlüsse der Gepäcktasche. Wasser hatten sie mitgenommen. Es waren die Drinks, die angeblich die verbrauchten Energien rasch zurückbrachten. Dean hatte die Dosen in eine kleine eisgekühlte Tasche gestellt, holte zwei hervor und warf eine der sitzenden Polly zu.
    »Dann cheers«, sagte er, als er die Lasche eindrückte.
    Auch sie tat es.
    Beide tranken.
    Und beide setzten die Dosen erst ab, als sie leer waren. Polly wischte über ihre Lippen. »Ahhh«, stöhnte sie, »das hat gutgetan.« Dann stand sie auf. Es waren nur wenige Schritte bis zum Rand der Straße, die als glattes, aber auch schmales Band durch die Landschaft führte und im Prinzip mehr einer privaten als einer öffentlichen Straße glich.
    Wer hier in Richtung Windsor und mit Blick auf die Themse wohnte, brauchte sich finanziell keine Sorgen zu machen. Die Menschen gehörten zur oberen Einkommensschicht, waren meist selbständig, und manche gehörten auch zum Adel.
    Es war keine klare Nacht. Ein dünner Wolkenschleier verdeckte den Himmel. Im Osten stieg vom Boden her ein Schein in die Höhe, als wollte er den Himmel berühren.
    Dort lag die Millionenstadt London, dieser gewaltige Moloch, der nie schlief. Der auch in der Nacht noch lebte und strahlte, so daß der Widerschein bis gegen die Wolken fiel, als wollte die Stadt vom Boden abheben, um für immer zu verschwinden.
    »Ich mag sie nicht.«
    »Was magst du nicht?«
    »Die Stadt«, sagte Polly.
    Dean mußte lachen. »Wie kommst du darauf?«
    »Weiß ich auch nicht.« Sie schob sich drei Gummibärchen in den Mund und kaute heftig. »Ich bin wohl für die Stadt nicht geboren. Ich mag das Land und seine Weite. Ich will sie durchforsten, ich will das Land kennenlernen und die Weite genießen. Das kann ich nicht in der Stadt. Ich hoffe, du verstehst das.«
    »Klar, das Easy rider feeling.«
    »Genau.«
    »Die Zeiten sind vorbei. Außerdem müßten wir dann in die Staaten auswandern.«
    »Was hindert uns daran?«
    »Der Job.«
    »Unsinn, du bekommst immer einen. Du bist Spezialist. Du kannst alle Maschinen reparieren: BMWs, Kawasakis, Hondas… Und während du dich um die Technik kümmerst, setze ich mich hin und male.«
    Er lachte und legte einen Arm um Pollys Schultern. »Wolltest du nicht deine Ausbildung als Grafikerin beenden?«
    »Kann ich auch später noch.«
    »Ich überlege es mir.«
    Polly stieß ihn an. »Optimistisch hat sich das gerade nicht angehört, mein Lieber.«
    »Ich habe ja noch Zeit.«
    »Abwarten, wir…« Polly schwieg, und auch ihr Freund war zusammengezuckt, denn sie hatten etwas gesehen, mit dem sie nicht zurechtkamen. Vor und über ihnen zeichnete sich ein grelles Licht ab, dessen plötzlicher Anblick sie nicht nur erschreckte, sondern auch dafür sorgte, daß sie die Augen schlossen. Sie drehten sich auch um und zeigten dem Phänomen den Rücken. Polly faßte ihren Freund an, und er merkte, wie sehr das Mädchen zitterte.
    »Verdammt, was war das?«
    »Keine Ahnung.«
    »Das Licht ist nicht natürlich. Es entstammte keinem Scheinwerfer…«
    »Ist es noch da?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wir drehen uns um«, schlug Dean vor, hielt seine Freundin dabei allerdings fest, als brauchte er für diese Tat die Unterstützung einer anderen Person.
    Sie hielten in der Bewegung die Augen noch geschlossen und öffneten sie auch intervallweise.
    Das Licht war noch da!
    Es stand da wie hingezaubert. Es war nah und doch irgendwie fern, und es mußte ein Ziel haben.
    Beide kannten diese Gegend nicht sehr gut, wußten aber, daß dort, wo sich das unheimliche und auch unerklärliche Licht befand, einige Häuser lagen, deren Umrisse in die Helligkeit eingetaucht waren. Nur allmählich gewöhnten sich ihre Augen an die Helligkeit. Das Licht blendete sie nicht, und sie hielten nur die Hände als Schirme über den Augen.
    Beide staunten noch. Der Anblick hatte sie sprachlos
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