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0873 - Gabentisch des Grauens

0873 - Gabentisch des Grauens

Titel: 0873 - Gabentisch des Grauens
Autoren: Jason Dark
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den Grund.«
    »Allein aus Kummer darüber, daß Suko und ich nicht in deiner Nähe waren.«
    Ihr Gesicht verzerrte sich. »Ihr widerlichen Chauvis«, antwortete sie. »So etwas habe ich noch nicht erlebt. Wie könnt ihr so etwas nur denken?«
    »Er hat es gesagt«, verteidigte sich Suko.
    »Klar, typisch. Aus deinem Mund wäre so etwas gar nicht gekommen.« Bevor sie noch weiter schimpfen konnte, klingelte das Telefon. Es war ein Kollege, der Glenda anrief und sich erkundigte, ob sie mit ihm eine Kleinigkeit essen wollte.
    »Aber gern«, flötete sie. »Daran habe ich die ganze Zeit gedacht. Ich überlegte noch, ob ich nun allein gehen sollte…«
    »Ich warte unten.«
    »Okay, bis gleich.«
    Mit spitzen Fingern legte Glenda den Hörer auf, zupfte ihre Sommerbluse zurecht, fuhr sich durch das Haar und schaute uns dabei mit einem Blick an, der sagen sollte: So, das habt ihr nun davon…
    »Ich wünsche euch ebenfalls einen guten Appetit.«
    »Danke«, knirschte ich.
    Glenda Perkins ließ uns stehen und rauschte aus dem Vorzimmer. Suko lachte leise. »Das hast du nun davon.«
    »Wieso ich?«
    »Deine Art eben.«
    »Nun ja, ich meine, es ist ja so. Glenda ist eine hübsche Frau, was auch den anderen Kollegen nicht verborgen bleibt.« Ich schaute auf die Uhr und beendete das Thema. »Laß uns gehen, sonst sind alle Plätze besetzt.«
    Dazu kam es wieder nicht. Abermals stoppte uns das Telefon.
    Diesmal war es Bill Conolly, der seinen Besuch ankündigte. Das lockere Frotzeln blieb mir in der Kehle stecken, als ich seine Stimme hörte, die sehr dienstlich klang. Bill meldete seinen Besuch innerhalb der nächsten Stunde an und erklärte mir, daß er einen jungen Mann namens Marty Stone mitbringen würde.
    »Was sollen wir damit?« fragte ich.
    »Er hat auf Johnny und mich einen Mordversuch verübt.« Mehr sagte er nicht.
    »Da haben wir's«, sagte Suko.
    »Was haben wir?«
    »Den Tag ohne Mittagessen.«
    »Du kannst ja was holen.«
    »Mach ich auch, was willst du?«
    »Egal, ich gehe mit. Aber nicht zum Italiener, sondern zu dieser Hotdog-Bude.«
    »Du sinkst auch immer tiefer, wie?«
    »Was will man als Junggeselle schon machen? Du hast es da besser. Shao sorgt für dich und…«
    »Hör auf, mir kommen gleich die Tränen. Und wenn wir hier noch lange herumstehen, kannst du Bill hungrig begrüßen.«
    Damit hatte er recht. Also machten wir uns aus dem Staub und schlugen den Weg zum Hotdog-Stand ein, an dem, wie fast immer mittags, reger Betrieb herrschte. Wir stellten uns geduldig an und schauten zu, was dort alles verkauft wurde. Es gingen ja nicht nur Hot Dogs über die Theke, es wurden auch Fish & Chips verkauft und Sandwichs.
    Suko entschied sich dafür, während ich einen Hot Dog kaufte. Wir aßen im Stehen und diskutierten über Bills Anruf. Beide wußten wir nicht, wie ernst wir diesen zweifachen Mordversuch nehmen sollten. Bill war zwar ein Mensch mit Humor, aber dieser Humor war uns schon suspekt.
    »Hast du den Namen Marty Stone denn schon irgendwo gehört?« fragte mich Suko.
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Ich auch nicht.«
    »Wir werden es erfahren.« Ich schaute zum Himmel, der wolkenlos über uns lag. »Jedenfalls hat uns der Londoner Alltag wieder…«
    ***
    Und der erwischte uns richtig, als Bill mit seinem Besucher eintraf. Sogar noch vor der verabredeten Zeit, und Glenda saß noch immer beim Italiener.
    Marty Stone.
    Ich staunte, als ich ihn sah, denn er wirkte auf den ersten Blick wie ein Gruftie, und damit hatte ich ja auch schon meine Erfahrungen sammeln können.
    Nur auf den ersten Blick.
    Auf den zweiten Blick machte er einen sehr differenzierten Eindruck. Zwar trug er dunkle Kleidung, mich aber irritierten die Ketten mit dem Kreuz und den Heiligenbildern, die vor seiner Brust baumelten. Hinzu kam noch der Rosenkranz, den er wie einen Gürtel um seine Taille geschlungen hatte. Die Perlen des Rosenkranzes schimmerten wie der Glanz eines matten Lippenstifts.
    »Das ist Marty Stone«, sagte Bill. »Er ist siebzehn Jahre alt und wohnt in unserer Nachbarschaft. Zudem geht er mit Johnny auf eine Schule.«
    »Hi, Marty«, sagte ich.
    Auch Suko begrüßte den jungen Mann, der sich sichtlich unwohl fühlte und sich sehr verlegen gab.
    Um seine Handgelenke hatte er ebenfalls Schmuck geschlungen. Es waren dünne Lederarmbänder, an denen Kreuze der unterschiedlichsten Art blinkten.
    »Dann nimm mal Platz«, sagte ich. »Möchtest du etwas zu trinken haben?«
    Er schielte zu mir hoch.
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