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0873 - Gabentisch des Grauens

0873 - Gabentisch des Grauens

Titel: 0873 - Gabentisch des Grauens
Autoren: Jason Dark
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»Nein.«
    »Gut.«
    Auch Bill hatte sich gesetzt. Mir fiel auf, daß er Marty nicht aus den Augen ließ.
    »Jetzt seid ihr gespannt, wie?« sagte unser Freund.
    »Und ob.«
    »Dann werde ich mal beginnen.«
    Bill hielt sein Versprechen. Er berichtete von zwei unwahrscheinlich klingenden Vorgängen, und der Junge unterbrach ihn nicht mit einer Bemerkung.
    Suko und ich hörten zu. Natürlich stellten sich schon während der Berichte Fragen ein, und Suko war der erste, der zu fragen begann. »Warum Wollte er euch töten?«
    Bill hob die Schultern. »Da mußt du Marty fragen.«
    Was Suko auch tat. Er erhielt zunächst keine Antwort, bis Marty den Kopf hob und uns anschaute.
    »Wieso töten?« flüsterte er. »Wen habe ich denn töten wollen.«
    »Zuerst Johnny, dann Bill Conolly.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Warum sollte uns Mr. Conolly das erzählen?«
    »Ich kann mich nicht daran erinnern.«
    Das hörte sich schon anders an. Als wir Bill anschauten, nickte dieser. »Müssen wir akzeptieren.«
    »Warum?« fragte ich.
    Der Reporter hob die Schultern. »Ich bin weder Arzt noch Psychologe oder Psychotherapeut. Ich weiß auch zuwenig von Marty, aber ich habe den Eindruck, daß er in extremer Art und Weise eine zweigeteilte Persönlichkeit ist.«
    »Kannst du das näher erklären?«
    »Denk an die fremde Stimme, mit der er mich ansprach.«
    »Stimmt«, gab ich zu.
    »Und er kann sich an nichts erinnern.«
    »Aber er hat ein nicht eben normales Outfit«, sagte ich. »Kann er das erklären?«
    »Ich bin kein Gruftie«, sagte Marty.
    »Das glauben wir dir gern. Aber was bist du dann? Kannst du uns darüber aufklären?«
    »Ich bin auf der Suche nach dem Sinn.«
    »Aha«, sagte ich nur, aber auch, um meine Überraschung zu verbergen, denn mit dieser Antwort hatte ich beim besten Willen nicht gerechnet. »Das ist ja interessant.«
    Bill hob die Schultern. Auch er kam mit dieser Erklärung nicht zurecht.
    »Wo suchst du diesen Sinn, bitte schön?«
    »Bei meinen Freunden.«
    »Wo sind die?«
    »In der Disco…«
    Ich räusperte mich. Sinnsuche in der Disco. Allmählich wurde es kompliziert.
    Bill antwortete konkreter. »Es ist die Disco Limelight. Analog zu der legendären Disco in New York mit demselben Namen, wo die gesamte Bewegung entstanden ist.«
    »Welche Bewegung meinst du?«
    »Die Religions-Szene.«
    In diesem Augenblick fielen bei mir die Cents. Natürlich, ich hatte darüber gelesen. Über eine Jugend, die begann, eine neue Spiritualität zu entdecken, die sich von gregorianischen Chorälen aufbauen ließ. Diese Art von Musik belegte in den Hitparaden vordere Plätze, und die Öffentlichkeit war sich nicht im klaren darüber, wie sie die Bewegung einstufen sollte.
    War es Blasphemie oder tatsächlich der Hunger nach einem neuen Sinn? Möglicherweise beides.
    »Ja, jetzt weiß ich einigermaßen Bescheid«, murmelte ich.
    »Von innen hast du eine derartige Disco noch nicht gesehen?« fragte Bill.
    »Nein.«
    »Ich dachte es mir.«
    »Wir werden wohl hingehen müssen«, sagte Suko, sprach dann aber Marty an. »Du bist also auf der Suche nach dem Sinn. Du hörst die Musik, du meditierst, du willst womöglich Gutes tun, stimmt das?«
    Der Angesprochene hob die Schultern.
    »Wenn das tatsächlich der Fall sein sollte, dann frage ich mich, weshalb du diese beiden Mordversuche unternommen hast.«
    »Kann mich nicht erinnern.«
    »Auch nicht an das Fremde in dir?«
    »Welches Fremde?«
    Sosehr wir uns auch bemühten, wir bissen auf Granit. Hätte uns nicht Bill, sondern ein anderer diesen Jungen gebracht, hätten wir ihm erklärt, daß er nach Hause gehen und den Jungen mitnehmen sollte, aber es war eben Bill Conolly, unser Freund, und der, das wußten wir, legte uns hier kein faules Ei ins Nest.
    Der Reporter versuchte es noch einmal. »Hör mal zu, Marty, du sitzt hier nicht vor einem Gericht. Auch wenn es dir so erscheinen mag und wir zu dritt sind. Aber geh bitte davon aus, daß wir dir helfen wollen. Akzeptiere uns einfach als deine Freunde. Kannst du das?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich habe nichts getan.«
    »Meinst du?«
    »Ja.«
    »Johnny sieht das anders.«
    Marty Stone hob die Schultern.
    Mir war klar, daß wir auf diese Art und Weise nicht weiterkamen. Da gab es sicherlich Berührungspunkte, die tief in seinem Inneren lagen. Ich konzentrierte mich auf die Augen des Jungen. Oft kann man in den Augen eines Menschen lesen, was sie denken oder was sie zu tun bereit sind.
    Bei Marty war das anders. Sein Blick kam
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