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0872 - Der Templer-Friedhof

0872 - Der Templer-Friedhof

Titel: 0872 - Der Templer-Friedhof
Autoren: Jason Dark
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Es gelang ihm auch nur mühsam, seine Aufregung zu verbergen. Für ihn mußte es etwas ganz Besonderes sein, die Vergangenheit so zu erleben, wie es normalerweise bei der Gegenwart der Fall war.
    Ich hatte diese Reisen schon des öfteren erlebt, so neu waren sie für mich nicht, auch wenn ich immer wieder Überraschungen erlebte und auch auf diesem Friedhof damit rechnete.
    Bloch war schon vorgegangen. Er bewegte sich über einen sehr weichen Boden, aus dem nur hin und wieder kantige Steine von unterschiedlicher Größe hervorragten. Das Gelände war wellig. Einige Hügel schienen künstlich zu sein. Sie deuteten auf die Massengräber hin. Unter dem Lehm lagen die gefallenen Kämpfer der Kreuzzüge, und in ihrer Heimat würde man um sie trauern. Man hatte die Leichen nicht alle mit Erde bedeckt. Manche waren nur notdürftig verscharrt worden, und so entdeckten wir an einigen Stellen einen Arm, ein Bein oder einen Fuß. Mehr oder weniger verwest.
    Und über dem gräßlichen Totenacker schwebte der Leichengeruch wie ein tödliches Omen.
    Über uns kreisten die Totenvögel. Im Hintergrund landeten einige von ihnen und fingen an, mit ihren Schnäbeln auf irgend etwas einzuhacken, über das ich nicht länger nachdenken wollte.
    Bloch war stehengeblieben und schüttelte den Kopf. »Es ist schrecklich«, flüsterte er. »Es ist ein Alptraum, ein böser Abschnitt in der Geschichte des Ordens.«
    »Stimmt.«
    Wir standen auf einer etwas erhöht liegenden Stelle, wo wir einen Großteil des alten Totenackers überblicken konnten. Die Sicht war relativ klar, wir schauten über die Grenzen dieses Friedhofs hinweg, aber nirgendwo in der Ferne waren die Behausungen eines kleinen Dorfes oder einer Siedlung zu sehen.
    »Willst du noch weiter?«
    Der Abbé schüttelte den Kopf. Er hatte genug gesehen, denn vor uns lagen wieder die nur flüchtig zugeschütteten Gräber der Gefallenen, als hätten deren Mörder den Totenvögeln noch eine Chance geben wollen, um an Nahrung zu kommen.
    Bloch drehte sich wieder um. »Es ist schlimm, John. Es ist sogar unbegreiflich.«
    »Und es ist leer.«
    »Wie meinst du das?«
    »Wir sehen weder das Skelett noch diesen Prinzen Mleh.«
    Bloch schwieg. Er räusperte sich und meinte dann: »Wobei ich mir sicher bin, daß ihm dieser alte Templer-Friedhof gehört. Ich gehe einfach davon aus.«
    »Warum?«
    »Darf ich Gefühl sagen?«
    »Immer doch.«
    »Deshalb glaube ich auch, daß wir von ihm eine Spur finden oder jemand entdecken, der uns zu ihm bringen kann. Sind wir erst einmal bei ihm, finden wir auch die Spur zum knöchernen Rächer. So denke ich.«
    Trotz der makabren Umgebung mußte ich über Blochs Optimismus lächeln. Er war wirklich jemand, der unbeirrt seinen Weg ging und sich nicht abschrecken ließ. »Wohin also?« fragte ich ihn.
    »Gehen wir wieder zurück.«
    »Wo ist vorn, und wo ist hinten?«
    »Das weißt du genau, John.« Er hatte sich weggedreht und deutete an mir vorbei. »Dorthin. Wie ich gesehen habe, senkte sich das Gelände dort. Kann ja sein, daß am Horizont eine kleine Siedlung oder Ortschaft entstanden ist.«
    »Ich hoffe, du trägst die richtigen Schuhe.«
    »Zumindest sind es keine Sandalen.«
    »Dann mal los!«
    Der Abbé hatte mal wieder recht behalten, und ich leistete ihm Abbitte. Wir waren noch nicht sehr weit gelaufen, und der Leichengeruch war auch etwas zurückgegangen, als Bloch plötzlich ein schnaufendes Geräusch ausstieß. Er lief schneller, ließ mich stehen, und ich sah, wie er sich bückte.
    »Schau dir das an, John.«
    Auch ich ging in die Knie und sah die beiden Spuren, die sich tief in den Boden gedrückt hatten.
    »Was sagst du?«
    »Daß hier jemand hergefahren ist. Mit einer Karre oder einem ähnlichen Fahrzeug.«
    »Stimmt. Die Räder haben im Boden Spuren hinterlassen. Schau genau hin, dann wirst du sehen, daß der Karren hier gewendet hat und wieder zurückgefahren ist. Dann haben sich die Spuren nicht mehr so tief in den Boden eingegraben. Sie müssen hier etwas abgeladen haben. Du kannst dir denken was es ist.«
    »Tote.«
    »Eben.« Bloch stand wieder auf. »Mir will nicht in den Kopf, daß die Leute den Leichenkarren Kilometer um Kilometer gefahren haben. Ich gehe vielmehr davon aus, daß wir in der Nähe so etwas wie einen Stützpunkt der anderen Seite finden.«
    »Du denkst an das Dorf.«
    Der Abbé nickte. »Möglicherweise hinter dem flachen Hügel dort. Immerhin führt so etwa wie ein Pfad um ihn herum und…« Er sprach plötzlich nicht
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