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0872 - Der Templer-Friedhof

0872 - Der Templer-Friedhof

Titel: 0872 - Der Templer-Friedhof
Autoren: Jason Dark
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nicht.«
    Der Abbé nahm einen Schluck Wein. Er legte die Stirn in Falten, als er grübelte. »Zwei Skelette, die aus dem Rahmen fallen. Zum einen Hector de Valois, zum anderen dieser knöcherne Rächer. Etwas ist da nicht richtig, denke ich. Hector de Valois war kein Mann des Mittelalters, er hat viel später gelebt, ich kann mir auch nicht vorstellen, daß Mleh den gleichen Weg gegangen ist, da wird es schon einige Unterschiede gegeben haben, davon müssen wir ausgehen.«
    »Alles Theorie, Bloch. Ich frage mich, weshalb ich plötzlich dieses Bild sah?«
    »Ist mir auch ein Rätsel.«
    »Es war eine andere Zeit. Der Prinz stand da wie ein Sieger. Er hatte einen Totenschädel auf seinen Stab gespießt gehabt. Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß es der Kopf eines Templers war, die er als Trophäe ansah.«
    »Hat er sie so gehaßt?«
    »Ist das bei Verrätern nicht normal?« fragte ich zurück.
    »Schon.« Bloch nickte. »Nur frage ich mich, wie wir dabei ins Spiel kommen sollten?« Er legte seine Hand auf das Weinglas. »Wenn ich ehrlich sein soll, komme ich mit den Dingen nicht zurecht. Ich fühle mich mehr als Zuschauer, der einen Film sieht, sich zwar persönlich betroffen fühlt, aber weiß, daß er in das Geschehen nicht eingreifen kann, weil es ja schon gedreht und vorgegeben ist. Oder liege ich da so falsch?«
    »Im Prinzip wohl nicht«, murmelte ich.
    »Aber dich stört noch mehr«, sagte der Abbé. »Oder…?«
    »Klar, sogar einiges. Bleiben wir bei dem knöchernen Rächer. Wir betraten dieses Zimmer und sahen es im Knochensessel hocken. Warum hat es das getan? Weshalb ist der Knöcherne ausgerechnet bei euch, den Templern, erschienen? Es war kein Zufall. Mir kommt es im nachhinein vor, als wäre genau dieser Knochensessel das Ziel des Skeletts gewesen. Als hätte es nichts anderes vorgehabt, als sich eben auf diesem Sessel niederzulassen. Es kann sich möglicherweise in dieser Welt oder Zeit nicht wohl gefühlt haben, es wollte wieder zurück. Es hat seine Pflicht getan, es ist ein Rächer aus der Vergangenheit, geschickt möglicherweise von Baphomet, um Rache an den Abtrünnigen zu nehmen, und diese Rache ist jetzt vorbei. Wir stehen da und schauen dumm aus der Wäsche. Um es mit anderen Worten zu sagen, Abbé, man hat uns vorgeführt. Man hat uns tanzen lassen, wir sind an der langen Leine gelaufen und haben verloren.«
    »So siehst du es, John?«
    »Wie kann ich es anders sehen?«
    Bloch schüttelte den Kopf. »Es will mir nicht in den Sinn, daß schon alles vorbei sein soll. Warum hast du diese Szene gesehen? Warum du und nicht ich?«
    »Keine Ahnung.«
    »Weil du wichtig bist, John! Du bist von uns beiden für den knöchernen Rächer wichtig gewesen, und solltest weitermachen und es nicht so hinnehmen.«
    »Wenn ich dich so höre, dann möchtest du, daß ich mich auf den Knochensessel hocke.«
    »Ja.«
    »Und dann?«
    »Vielleicht gelingt dir die Reise ebenfalls.«
    »Das ist der Weg zu Avalon.«
    »Bist du dir hundertprozentig sicher? Denk daran, daß dieser Sessel aus dem Gerippe eines Templers hergestellt wurde. Daß jeder Knochen vom Geist der Templer erfüllte ist. Du bist in deinem vorherigen Leben ebenfalls ein Templer gewesen. Du stehst dem Orden sehr nahe, auch heute noch. Für mich ist diese Szene eine Botschaft an dich gewesen, John, und nichts anderes.«
    Ich blies die Luft aus, dann schaute ich mir den Sessel an, zögerte aber, auf ihn zuzugehen.
    »Tu es!« bat mich der Abbé.
    Ich runzelte die Stirn. Der Blick des Templer-Führers brannte gegen mich. Natürlich überkamen mich Bedenken, die aber stellte ich zurück. Es war möglicherweise der einzige Weg, aber ich wußte nicht, ob der Sessel mich auch in die Vergangenheit transportierte.
    »Bist du bereit?«
    »Ja«, sagte ich…
    ***
    Wenig später saß ich auf dem Sessel. Ein Kissen schützte mich vor den harten Knochen. Eine sehr steife Haltung hatte ich zunächst eingenommen, ähnlich wie ein Mensch, der plötzlich in eine Gesellschaft hineingerät, zu der er nicht paßt, aber aus Höflichkeit gebeten wurde.
    Auch ich kam mir vor wie der Protagonist in diesem Vergleich. Ich schaute nach vorn und sah den Abbé zwischen Tür und Tisch stehen, das Weinglas in der Hand, mich dabei beobachtend. Ich versuchte es mit einem Lächeln.
    Zwar gehörte mir der Sessel, er war für mich trotzdem ein Fremdkörper. Ich konnte mich einfach nicht wohl fühlen, und es kostete mich auch Überwindung, mich normal hinzusetzen und mich anzulehnen.
    Ich
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