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0872 - Der Templer-Friedhof

0872 - Der Templer-Friedhof

Titel: 0872 - Der Templer-Friedhof
Autoren: Jason Dark
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Abbé ging zu einem hohen Schrank, hinter dessen Glastür sich Bücherrücken abmalten. Dort standen die Werke, die für ihn wertvoll waren und nicht dem täglichen Staub ausgesetzt werden sollten. Er öffnete eine Türhälfte und ließ die Blicke über die Buchrücken wandern, wobei ihm eine kleine Leuchte zusätzliches Licht gab.
    Ich hatte mich ebenfalls auf meinen Stuhl gedreht und mich so hingesetzt, daß ich den Knochensessel betrachten konnte. Was ich gesehen hatte, war phantastisch gewesen, und ich stellte mir natürlich die Frage, ob dies der Wahrheit entsprochen oder ich mir die Dinge nur eingebildet hatte. Für letzteres gab es keinen Grund. Dieser unheimliche Mann in der fremden Umgebung war kein Produkt meiner eigenen Vorstellungskraft. Ich hatte ihn gesehen und war nur nicht in der Lage, ihn einzuordnen.
    Der Abbé hatte gefunden, wonach er gesucht hatte. Ich hörte ihn leise lachen. Gestreckt stand er vor dem Bücherschrank und holte ein sehr dickes und schweres Buch hervor, dessen Einband alt und wertvoll aussah. Er trug das Fundstück auf beiden Händen und legte es mitten auf den Tisch. Ich hatte inzwischen die Lampe über dem Tisch eingeschaltet, um besser sehen zu können.
    »Das muß es sein«, erklärte Bloch. Er legte seine Hand auf den Buchdeckel. »Ein Fund, auf den ich stolz bin.«
    »Welchen Inhalt hat das Buch?«
    Der Templer lächelte. »Keinen, wenn man es genau nimmt. Es ist nichts geschrieben worden. Dieses Buch beinhaltet alte Zeichnungen. Du weißt selbst, daß es zu Zeiten der Kreuzzüge keine Fotografen gab. Man nahm also Zeichner mit, um die Heldentaten der Ritter und Kämpfer für die Nachwelt festzuhalten. Irgend jemand hat die alten Bilder oder Holzschnitte wohl gefunden, und dieser Jemand war davon so fasziniert, daß er sie nachgemalt hat. In diesem Buch wirst du zahlreiche Bilder von Schlachtfeldern im Orient sehen, aber auch Ritter, die sich voller Stolz damals haben malen lassen. Ich war lange Zeit blind gewesen und habe mir das Buch dann, als ich endlich wieder sehen konnte, sehr genau angeschaut. Dabei ist mir einiges in Erinnerung geblieben. Die Bilder sind wirklich ein Dokument einer Zeitepoche, und alle sind noch sehr gut erhalten.« Er schlug das Buch auf und zeigte mir das erste Bild.
    Er traf direkt mitten ins Ziel. Auf zwei Seiten war das Gemälde einer Schlacht abgebildet. Kreuzritter schlugen auf flüchtende Muselmanen ein, die versuchten, sich in den Gassen von Jerusalem zu verstecken. »Das war noch vor dem Jahre 1187.«
    »Woher weißt du das?«
    Bloch lächelte. »In diesem bewußten Jahr fiel Jerusalem wieder in die Hände der Muselmanen. Die Templer haben sich anschließend nach Zypern zurückgezogen und dort ihren Hauptsitz gehabt. Aber darum geht es in diesem Fall nicht, denke ich.« Er blätterte weiter. »Ich suche ein ganz bestimmtes Bild.«
    »Mit einem Mann als Mittelpunkt.«
    »Genau.«
    »Den Glatzkopf.«
    »Erraten, John.«
    »War nicht schwer«, sagte ich lächelnd. »Du hast ihn dir sehr genau beschreiben lassen, somit konnte ich davon ausgehen, daß du ihn irgendwo schon einmal gesehen hast.«
    »Ja, das stimmt«, murmelte er. »Ich will jetzt nicht auf die strengen Regeln des Ordens damals eingehen, ich möchte nur bemerken, daß nicht alle die Strenge der Verpflichtungen ausgehalten haben, es gab zahlreiche Deserteure und auch Verräter. Waren es viele? Genaue Zahlen sind nicht bekannt, aber eine Reihe von Beispielen schon. Da waren Männer, die, nur um ihr Leben zu retten, zu einem anderen Glauben übergetreten sind. Man hat sie islamisiert. Ich könnte dir jetzt einige Namen nennen, die uns aber nicht weiterbringen, denn ich suche einen bestimmten. Eben den, den du gesehen hast.«
    »Dann hat er auch einen Namen?«
    »Sicher.«
    »Kennst du ihn?«
    »Leider nicht aus dem Gedächtnis. Ich weiß allerdings, daß ich ihn in diesem Buch finden werde. Er muß ziemlich mächtig gewesen sein, und nur die Mächtigen haben sich porträtieren lassen. Über sie gab es eben Einzelbilder.«
    Bloch hatte wirklich eine Nase für gewisse Dinge. Meine Spannung wuchs. Seite für Seite blätterte Bloch um. Er beruhigte mich immer wieder, daß ich keine Angst zu haben brauchte, denn er hatte sich nicht geirrt.
    »Das glaube ich dir.«
    »Geduld ist eine Tugend, die mir gefällt«, sagte er leise und blätterte weiter. Zwischendurch trank er einen Schluck Wein, nickte sich selbst zu und lachte plötzlich auf, als er das gefunden hatte, was er suchte.
    »Da,
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