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0872 - Der Templer-Friedhof

0872 - Der Templer-Friedhof

Titel: 0872 - Der Templer-Friedhof
Autoren: Jason Dark
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Mit einem dumpfen Aufschlag berührte er den Boden, zuckte noch einmal und blieb liegen. Ich hatte ihn an der Stirn erwischt.
    »John, der andere kommt!«
    Bloch hatte mich mit ruhig klingender Stimme gewarnt. Ebenso ruhig ging ich zur Seite, drehte mich und mußte lächeln, weil der andere Typ keine Gefahr darstellte. Zwar hatte er sich wieder in die Höhe gestemmt, aber er war kaum in der Lage, sich auf den Beinen zu halten. Wie ein unförmiger Klumpen auf zwei Beinen bewegte er sich mir entgegen. Ich zog gelassen die Beretta und schlug zu, als er mit dem rechten Arm ausgeholt hatte, um mich zu treffen.
    Der Kerl brach auf der Stelle zusammen.
    Ich steckte die Pistole wieder weg. »Okay, Abbé, das haben wir hinter uns.«
    »Sah ja locker aus, John.«
    »So wird es wohl nicht immer laufen, denke ich.«
    »Das schätze ich auch.«
    Ich war an das Pferd herangetreten. Fliegen umsummten mich, und ich schlug nach ihnen. Einige zerquetschte ich, dann streichelte ich den Kopf des Tieres und hatte das Gefühl, durch einen dankbaren Blick belohnt zu werden.
    »Du wirst es jetzt besser haben«, sprach ich das Pferd an. »Es gibt keine Toten mehr, die du wegschaffen mußt.«
    Bloch war bereits auf den Leichenkarren geklettert. Das hintere Gitter hatte er nur zur Seite drücken müssen. Auch ich nahm diesen Weg und griff nach den Stricken, die als Zügel dienten. Mit ihnen schlug ich leicht auf den Rücken des Tieres, das diesen Befehl verstand. Auf der Stelle drehte es sich. Mit hängendem Kopf trottete es den Weg hinab, dem breiten Tal entgegen.
    Die beiden Räder des Karrens bewegten sich knarrend und quietschend. Es war eine Totenmusik, als wir den Friedhof verließen. Den Leichengestank aber kriegten wir nicht aus der Nase…
    ***
    Ich konnte auch nichts daran ändern, aber das ziemlich erschöpfte Pferd hatte schon eine größere Strecke zurückzulegen, bis wir endlich vor uns ein Lager sahen. Dort standen Bauten und dunkle Zelte zusammen, so daß uns dieser Ort mehr an ein kleines Lager erinnerten.
    Die Gegend war auch fruchtbarer geworden. Grasflächen bedeckten die Ränder der kleinen Mulden, hier und da wuchs sogar ein Baum. Während die Dunkelheit immer mehr zunahm und am Lager die ersten Feuer entfacht wurden, drehte sich unser Pferd nach links weg, denn dort gab es Wasser. Wir ließen das Tier laufen.
    Hinter einem lichten Gestrüppgürtel sahen wir das helle Schimmern eines kleinen Bachs, dessen Wasser von der Höhe kam. Es sprang über Steine hinweg, es bahnte sich seinen Weg durch Gestrüpp, das für unser durstiges Tier kein Hindernis war, als es zum Wasser wollte. Es zerrte den Karren hinter sich her, der uns aus dem unebenen Steinboden kräftig durchschüttelte.
    Wir sprangen ab, als auch das Pferd stehengeblieben war. Es hatte den Kopf tief gesenkt und schlürfte Wasser. Wir waren vorsichtiger, schauten uns erst nach allen Seiten sichernd um.
    Der Abbé war bereits auf die Knie gefallen. Er hatte sich das Wasser zuvor angeschaut, ehe er es mit der hohlen Hand schöpfte. »Es ist wunderbar erfrischend, John!« sagte er begeistert, trank wieder und wusch sich auch das Gesicht.
    »Okay.«
    Ich glaubte, daß mir dieses Wasser auch den Leichengestank aus dem Mund spülte, und ich war ein neuer Mensch geworden, als ich mich wieder hinstellte. Der Templer-Friedhof war vorerst vergessen. Nun gab es andere Dinge zu regeln, wie auch der Abbé meinte.
    Er saß vor mir und schaute mich an.
    »Noch fehlt uns der Prinz in unserer Sammlung.«
    »Ich weiß.«
    »Glaubst du, daß wir ihn im Lager finden?«
    Ich hob die Schultern. »Wenn nicht, ist er zumindest nicht weit davon entfernt.«
    »Meine ich auch.«
    Ich stellte mich auf die Zehenspitzen. Über das Gestrüpp blickte ich hinweg. Das Lager selbst war nur dort deutlicher zu erkennen, wo auch die Feuer brannten. Stimmenklang wehte zu uns herüber, auch mal das Klirren von Waffen, und wir mußten davon ausgehen, daß Wachen aufgestellt worden waren.
    »Dann werden wir den Wagen hier stehenlassen müssen«, sagte der Abbé.
    »Davon gehe ich aus.«
    »Sollen wir noch warten oder sofort…?«
    »Moment mal«, sagte ich.
    Bloch stand auf und schaute mich mißtrauisch an. »John, ich kann zwar keine Gedanken lesen, aber ich glaube doch, dich einigermaßen zu kennen. Deshalb kann ich mir auch vorstellen, was in deinem Kopf so alles vor sich geht.«
    »So…? Was denn?«
    »Du spielst mit dem Gedanken, dem Lager allein einen Besuch abzustatten.«
    Mein verunglücktes
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