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0872 - Der Templer-Friedhof

0872 - Der Templer-Friedhof

Titel: 0872 - Der Templer-Friedhof
Autoren: Jason Dark
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mehr weiter, denn zugleich hatten wir ein bestimmtes Geräusch gehört. Eigentlich waren es mehrere, aber sie überlagerten sich, so daß es sich anhörte wie eines.
    Jemand kam.
    Etwas rollte heran.
    Wir hörten auch das Schnauben eines Pferdes, das Klatschen einer Peitsche und einen Fluch.
    Dann sahen wir den Karren. Er wurde tatsächlich von einem kräftigen Pferd gezogen. Auf dem Wagen lag die makabre Ladung, und zwei lumpig gekleidete Männer begleiteten den Transport zum Totenacker hin.
    »Nachschub«, flüsterte der Abbé. Er hatte eine Gänsehaut bekommen und schluckte.
    Ich zog ihn zurück, denn ich wollte nicht, daß man uns zu schnell entdeckte.
    Es gab genügend Hügel auf dem Totenacker, hinter denen wir uns verbergen konnten, wobei wir nicht daran denken wollten, was sich unter der Erde befand.
    Wir warteten also ab und würden erst eingreifen, wenn sich der Leichenkarren an seinem Zielort befand.
    Die Geräusche blieben. Sie nahmen sogar noch an Lautstärke zu. Hin und wieder knallte die Peitsche, mal vernahmen wir das rauhe Lachen der Begleiter, um deren Aufgabe ich sie wirklich nicht beneidete, aber sie hatten sich wahrscheinlich daran gewöhnt und waren froh, die verhaßten Menschen aus dem Abendland in die Erde werfen zu können.
    Von unserem Standort aus schauten wir in einer schrägen Linie dorthin, wo die Radspuren in der weichen Erde endeten. Es gab keinen Grund nicht denselben Weg bei einem weiteren Transport zu nehmen, und unsere Spannung wuchs immer mehr.
    Zuerst sahen wir das Pferd. Auf den letzten Metern schien es am Ende seiner Kraft zu sein. Der Weg führte bergauf, es mußte den schweren Wagen ziehen, und es stemmte sich dabei ins Geschirr.
    Die Beine wollten nicht so recht gehorchen, immer wieder rutschte das Pferd aus, und wenn das geschah, traten wieder die beiden Peitschen in Aktion. Ihre Schläge rissen das Tier immer wieder hoch. Sein Körper zeigte blutige und schorfige Wunden, die von zahlreichen Fliegen umschwirrt wurden. Sie hatten sich diesen gesamten Totenacker als Areal ausgesucht. Auch in unserer Nähe wuselten die fetten und grünlich schimmernden Insekten umher.
    »Wenn alles stirbt, sie werden leben«, sagte Bloch und meinte damit die Fliegen.
    Ein letzter Schlag mit der Peitsche. In das Klatschen hörten wir das Lachen des Mannes. Das Tier wieherte schrill auf, noch einmal bekam es einen Schub, es lief die letzten Meter und blieb dort stehen, wo die Spuren endeten.
    Zitternd, und sein Kopf sank allmählich nach unten. Schaum umgab sein Maul, auch der Körper war schweißnaß und blutig. Apathisch stierte es zu Boden, die Beine zitterten ebenso wie die Flanken.
    Es glich einem Wunder, daß es noch stand.
    Meine Blicke waren weitergeglitten bis zu dem Gitterkarren.
    Die Toten lagen übereinander. Hellhäutige Körper mit blonden Haaren. Kleidung trugen sie nicht mehr, man hatte sie ausgeraubt. Die beiden Helfer ruhten sich etwas aus. Sie bogen ihre Körper zurück, sie sprachen, sie lachten, und wir verstanden nicht ein Wort. Nur ihrer Gestik konnten wir entnehmen, was sie vorhatten. Die große Mulde hatten wir schon gesehen. Noch lagen keine Toten darin, das änderte sich bald, denn die beiden fingen damit an, die Leichen vom Karren abzuladen und sie zur Mulde zu tragen.
    Es war ein schlimmes, ein schreckliches Bild. Wir wollten dieser Tätigkeit nicht unbedingt weiter zuschauen, deshalb drehten wir uns um, schwiegen uns an, aber beide mit Zorn und Wut im Herzen.
    Hin und wieder warfen wir einen Blick auf das Geschehen, um herauszufinden, wie weit sie schon fortgeschritten waren.
    Der Karren war nicht ganz voll gewesen. Als wir wieder einmal hinblickten, da schleifte der eine den letzten Toten hinter sich her, während sein Kumpan bereits eine Schaufel oder ein ähnliches Gerät von der Wagenseite gelöst hatte, nun den weichen Hügelhang hochstieg und damit begann, Erde über die Toten zu verteilen.
    So gut wie möglich deckten sie die frischen Leichen ab, deren Geruch auch die Geier angelockt hatte. Als hungrige, düstere Todesboten schwebten und kreisten sie über dem Ort des Geschehens.
    Ich hatte nichts gegen Geier. Diese Vögel waren als Aasfresser ungemein wichtig, aber nicht an einem Ort wie hier, wo Menschen begraben wurden!
    Auch der zweite Mann half mit, die Erde über die Toten zu verteilen. Neben mir stand stumm der Abbé. Er hielt die Hände gefaltet und betete. Seine Lippen bewegten sich, ich konnte nicht hören, welche Worte er sprach.
    Die beiden
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