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0869 - Die Tage des Ungeheuers

Titel: 0869 - Die Tage des Ungeheuers
Autoren: Unbekannt
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nickte.
    „Ich werde die Sache untersuchen. Aber ich möchte nicht, daß Sie sich große Hoffnungen machen."
    „Wenn ich mir diese Hoffnung nicht machen kann", bemerkte Kanthall bitter, „dann gibt es keine Hoffnung mehr!"
    An dieser Stelle meldete sich einer zu Wort, dessen Anwesenheit man fast schon vergessen hatte: Augu-stus, der ehemalige Ka-zwo.
    „Es ist denkbar", erklärte er mit blecherner Stimme, „daß ich zur Lösung des zur Debatte stehenden Problems beitragen kann."
    Aller Blicke wanderten in die Ecke, in der Augustus stand.
    „Du?" rief Payne Hamiller ungläubig.
    „Mir ist in der Tat das Konditionie-rungsprogramm bekannt, mit dem die Machthaber der Aphilie Immune in Anhänger der Lehre von der Reinen Vernunft verwandelten."
    „Das ist unmöglich!" behauptete Jentho Kanthall. „Das Programm war geheim! Es wurde von Robotern administriert, aber gewiß nicht von Ka-zwos!"
    Hamiller sah Kanthall fragend an.
    „Dann müßten Sie eigentlich wissen, wie es funktioniert!"
    „Ich wollte, es wäre so", knurrte Kanthall. „Aber ich hatte nie allzuviel Interesse an Parapsi-Dingen und habe mich nicht darum gekümmert."
    „Der Einwand ist durchaus berechtigt", erklärte Augustus. „Bei dem Konditionierungsprogramm wurden in der Tat keine Ka-zwos eingesetzt. Aber da ich die Große Katastrophe auf so merkwürdige Weise überlebt habe, begann ich mich für die Dinge zu interessieren, die im Gange waren, als ich noch den Rang eines Ka-zwo innehatte. Die Information war leicht beschaffbar. Ich habe sie mir sorgfältig eingeprägt."
    Walik Kauk starrte den Robot ungläubig an.
    „Mensch, du bist ja...!" stieß er hervor, aber weiter kam er vor lauter Überraschung nicht.
    „Ist das Konditionierungsprogramm mit Bordmitteln durchführbar?" fragte Jentho Kanthall scharf.
    „Ohne weiteres", lautete Augustus' Antwort.
    „Wie schnell wird die gewünschte Wirkung erzielt?"
    „Innerhalb eines halben Tages."
    „Dann laß uns anfangen!"
    Payne Hamiller sprang auf.
    „Einen Augenblick!" rief er. „Ich weigere mich, zu einem derart hanebüchenen Abenteuer meine Zustimmung zu geben. Zuerst muß geprüft werden, ob das Verfahren überhaupt Aussicht auf Erfolg hat. Zweitens muß man ermitteln, ob es risikolos angewendet werden kann. Und drittens ..."
    „Drittens", fiel ihm Jentho Kanthall barsch ins Wort, „übersehen Sie völlig, daß wir keine Zeit mehr haben. Wir dürfen keine Sekunde verlieren!"
    Hamiller sagte nichts mehr. Er wußte, daß Kanthall recht hatte.
    Die Vorbereitungen wurden in aller Eile getroffen. Payne Hamiller ließ es sich nicht nehmen, das Verfahren wenigstens oberflächlich zu analysieren. Er erklärte es für wirksam, äußerte gleichzeitig aber Zweifel, ob Jentho Kanthall, wenn er sich einmal der Behandlung unterzogen hatte, jemals wieder in einen normalen Menschen zurückverwandelt werden könne.
    Kanthall war davon nicht beeindruckt. Er ging persönlich zur Hand, damit die Vorbereitungen so rasch wie möglich abgeschlossen würden.
    Inzwischen fuhr die Ungewißheit der Lage fort, an den Nerven der rund zwölftausend Männer und Frauen zu zehren, die die Besatzung Die Tage des Ungeheuers 15 der BASIS bildeten. Vor anderthalb Tagen hatte Dargist in einer Art Ultimatum gefordert, daß auf dem „Feld" - damit war offenbar die BASIS gemeint - die Lehre der Reinen Vernunft wieder eingeführt werde, und zwar in angemessener Zeit. Was er als angemessen betrachtete, darüber hatte er sich nicht geäußert.
    Danach war es ein paar Stunden lang ruhig gewesen. Es waren keine neuen Vergiftungsfälle gemeldet worden, und auch die Kette der sinnlosen Morde schien vorerst unterbrochen. Erst zehn Stunden nach seiner Botschaft hatte Dargist wieder zugeschlagen. Es gab neue Vergiftungsfälle, und ein paar Menschen verloren das Leben. Das Verwirrende war, daß Dargist nur hin und wieder aktiv wurde. Er führte keine intensive Kampagne, um die Kontrolle über die BASIS an sich zu bringen. Er handelte wie einer, der unendlich viel Zeit hatte und überdies nicht ganz genau wußte, was er eigentlich wollte.
    Gerade die Ungewißheit aber war Gift für die Moral an Bord.
    Jentho Kanthalls „Behandlung" sollte um 5:30 Uhr am 5. Mai 3586 beginnen. Knapp eine Stunde vor diesem Termin suchte Walik Kauk Pay-ne Hamiller auf, der um diese Zeit mit einer weiteren, eingehenderen Analyse des Verfahrens beschäftigt war. Walik entging nicht, daß dem Wissenschaftler die Störung nicht genehm war. Aber er machte sich
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