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0866 - Die Herrin der Raben

0866 - Die Herrin der Raben

Titel: 0866 - Die Herrin der Raben
Autoren: Christian Schwarz
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stöhnte er. »Ich zahle dir ja hauptsächlich deswegen so ein horrendes Sekretärinnengehalt, damit du derartige Ausgaben davon bestreiten kannst. Das…«
    Was er weiter sagen wollte, blieb auf ewig ungesagt. Das-Visofon machte sich bemerkbar und signalisierte einen externen Anruf. Der Meister des Übersinnlichen nahm das Gespräch an.
    »Ein Gespräch für Sie aus dem fernen Belgien, Monsieur«, kommentierte William von einem anderen Anschluss aus und machte die Leitung frei.
    »Zamorra, bist du's?«, vernahm er eine bekannte Stimme.
    »Nein, der Weihnachtsmann. Vorbestellungen von Geschenken aller Art nehme ich allerdings erst ab September wieder an.«
    Verblüfftes Schweigen.
    »Hallo, Bruder Claudius. Lass dich von meinen Sprüchen nicht abschrecken. Du kennst mich eben noch nicht so gut. Wie geht's dir?«
    »Nicht wirklich gut, Zamorra. Ich habe Grund zur Befürchtung, dass unser Freund Svantevit demnächst in Wien tätig wird oder vielleicht sogar schon zugange ist. Ich bin bereits auf dem Weg dorthin. Sag, können wir uns dort treffen?«
    Dem Meister des Übersinnlichen lief es eiskalt über den Rücken. Er fühlte sich plötzlich nicht mehr wohl.
    Svantevit.
    Der hatte ihm gerade noch gefehlt. Momentan gab es keinen gefährlicheren Gegner als diesen Superdämon. Der schaffte es nämlich aus unerfindlichen Gründen, ein wanderndes Kraftfeld aus der Schöpfungszeit des Multiversums anzuzapfen, das momentan die Erde einbettete. Die Energien, die er daraus bezog, waren weitaus stärker als alle anderen verfügbaren Kraftquellen. Nur die Tatsache, dass Svantevits vier Gesichter nach wie vor nicht vereint waren und dadurch seine Macht einschränkten, hinderte den Dämon daran, das gesamte Multiversum zu beherrschen.
    »Svantevit also. Wie kommst du darauf, Claudius?«
    Der Zisterzienser erzählte es ihm.
    »Gut. Wir kommen umgehend. Wo steigst du ab?«
    »Normalerweise bei meinen Zisterzienserbrüdern in Heiligenkreuz. Aber das Kloster liegt im Wienerwald, fünfzehn Kilometer von Wien weg. Deswegen habe ich mich für das Hotel Wandl entschieden.«
    »Kenne ich. Wir treffen uns dort. Nicole und ich nehmen den nächsten erreichbaren Flug.«
    Zamorra seufzte. Nach seinem von der Dämonenfürstin Stygia arrangierten Beinahe-Tod auf dem Friedhof der Vampire und dem von dem jungen Rhett Saris erschaffenen und Unheil verbreitenden Tintenklecksdämon hatten er und Nicole Urlaub gemacht - richtigen Urlaub! Sie hatten niemandem gesagt, wohin es ging, und auch die Mobiltelefone zu Hause gelassen, damit sie wirklich nicht gestört werden konnten, auch wenn mal wieder die Welt unterging. Schließlich hatten sie genug Mitstreiter, die dämonische Probleme auch mal allein in Angriff nehmen konnten!
    Aber kaum waren sie wieder ein paar Tage daheim, gerade so lange, dass Nicole sich ihr Päckchen mit der Perücke zuschicken lassen konnte, da ging's auch schon wieder los ! Und ausgerechnet mit Svantevit…
    Sie packten ihre Sachen und wechselten via Regenbogenblumen vom Château Montagne nach Lyon, wo ein Taxi sie zum Flughafen Lyon Saint Exupéry brachte. Von dort aus gab es einen Direktflug in die Hauptstadt der Alpenrepublik.
    Am frühen Abend landeten sie in Wien-Schwechat. Mit dem Taxi fuhren sie in den 1. Wiener Bezirk, identisch mit der Kernstadt. Am Petersplatz, direkt vor dem Hotel Wandl, stiegen sie aus.
    Eine der legendären Wiener Pferdekutschen stand vor dem Hotel. Nicole beobachtete, wie die beiden Pferde unruhig stampften und schnaubten. Den Grund machte sie ebenfalls aus: zwei Raben, die frech zwischen den Pferdebeinen herumhüpften und nach deren Fesseln hackten. Ein dritter Rabe ließ sich soeben auf der Deichsel, direkt vor dem Kutscher, nieder.
    Der schlug erbost mit der Peitsche nach dem Tier und verlor dabei seine Melone. Sie rollte unter die Kutsche. »Mistviech, dreckiges«, schnaubte er. »Schau zu, dass du Land gewinnst.«
    Der Rabe flatterte auf den Boden und hackte ein paar Mal wütend auf die Melone ein. Als diese ein prächtiges Loch zierte, erhob er sich in die Luft. Er landete auf dem Vordach, das den Hoteleingang überspannte. Sein Gezeter schien Triumph auszudrücken.
    Nicole sah an der weiß gestrichenen Hotelfassade hoch. Sie runzelte unwillkürlich die Stirn. In allen fünf Etagen saßen Raben vor den Fenstern, ebenso auf den umlaufenden Simsen im vierten und fünften Stockwerk. Auch von der Dachkante schauten sie herab.
    »Ist das normal, Chéri?«
    »Ja, natürlich. In Wien bewegt man sich
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