Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0864 - Demeters Flucht

Titel: 0864 - Demeters Flucht
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
zu einer lachenden Grimasse. Er lachte schrill auf, doch schon nach Sekunden erstarb das Gelächter in Schauern der Furcht.
    Im Spiegel sah er, daß sich Demeter aufrichtete. Er hörte, wie sie stöhnte. Sie schien Schmerzen zu haben.
    Mit aller Kraft stemmte er sich gegen das Fremde, das ihn zeitweilig beherrscht hatte. Er schüttelte die Emotionen ab, die Demeter unbewußt in ihm ausgelöst hatte. Er drehte sich um.
    Demeter saß aufgerichtet auf der hinteren Sitzbank. Das Tuch verhüllte sie nach wie vor vom Kopf bis zu den Füßen.
    Boyt Margor streckte seine rechte Hand aus. Sie zitterte leicht. Behutsam streifte er ihr das Tuch vom Kopf.
    Er hatte erwartet, daß sie ihn ansehen würde, doch ihre Augen waren nach wie vor geschlossen. Die Lider bebten wie unter Fieberschauern. Das schöne Gesicht war nicht mehr entspannt und friedlich, sondern bis zur Unkenntlichkeit entstellt.
    Unwillkürlich fuhr der Mutant zurück.
    Er erkannte, daß das schöne Mädchen unter unsäglichen Qualen litt. Sie stöhnte. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Zitternd und bebend schlugen sie gegen die Schenkel.
    Boyt Margor wandte sich wieder den Steuerelementen zu. Die Maschine befand sich über der Schwarzen Wüste und war noch etwa eine Flugstunde von Taschkent entfernt. Margor ließ sie steil abfallen. Er wollte den Gleiter am Boden haben, wenn Demeter voll erwachte, um nicht von feindlichen Aktionen überrascht zu werden.
    Er landete neben einem ausgetrockneten Flußbett, das mit blau schimmernden Kieseln gefüllt war. An Demeters Zustand hatte sich währenddessen nichts geändert.
    Margor stieg aus. In der Wüste herrschte eine glühende Hitze, doch die Luft war trocken, so daß sie nicht übermäßig belastete. Der Mutant öffnete die Tür neben Demeter und nahm ihr das Tuch ganz ab.
    Ihr Kopf wandte sich ihm zu, doch sie öffnete auch jetzt die Augen noch nicht.
    Margor konzentrierte sich auf sie und strahlte die psionische Energie, die er in sich gesammelt hatte, auf sie ab.
    Demeter riß die Augen auf!
    Ihr Körper zuckte wie unter einem elektrischen Schlag.
    Margor starrte sie an. Ihre mandelförmigen Augen waren dunkelgrün. Ihr Gesicht, das sich immer mehr entspannte, erschien ihm überirdisch schön. Sie besaß eine starke Ausstrahlung, die eine nachhaltige Wirkung auf ihn erzielte.
    Ihm wurde bewußt, daß der Versuch, sie sich untertan zu machen, zunächst gescheitert war. Der Schwall psionischer Energie hatte ihr nicht den Willen genommen. Er hatte sie aktiviert und aus ihrer seltsamen Verkrampfung gelöst. Er streckte ihr die Arme entgegen.
    „Komm", sagte er. „Komm heraus."
    Sie lächelte, und in ihren dunklen Augen blitzte es auf. Sie neigte sich ihm zu, hatte aber sichtlich Mühe, sich zu bewegen. Mit dunkler, fremdartiger Stimme sprach sie auf ihn ein. Er verstand sie nicht.
    „Warte", sagte er und schaltete das Bordvideo-Gerät ein. Er tippte den Translator-Kode in die Tastatur.
    Nachdenklich blickte er sie an. „Welche Sprache sprichst du? Altgriechisch vielleicht? Hm, wir werden sehen. Ich gebe Altgriechisch als Vorinformation ein. Mal sehen, was dabei herauskommt."
    Sie blickte ihn fragend an. Aufmerksam verfolgte sie, was er tat. Jeder Handgriff schien sie zu interessieren.
    Erneut forderte er sie auf, auszusteigen. Sie rutschte auf der Sitzbank zur Seite und hob die Beine heraus. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Schmerz, als sie sich aufrichtete. Ihre Beine knickten ein, und sie wäre gestürzt, wenn Margor sie nicht aufgefangen hätte. Sie drückte sich von ihm ab und richtete sich erneut auf. Vorsichtig versuchte sie, den ersten Schritt zu machen.
    Endlich erfaßte Margor, was mit ihr los war. Der Schrein mit seinem Lebenserhaltungssystem war offenbar doch nicht so perfekt, wie er geglaubt hatte. Demeter erging es wie vielen, die zu lange gelegen und sich nicht ausreichend bewegt haben. Ihr taten alle Glieder weh.
    „Du mußt dich bewegen", sagte er, legte den Arm um ihre Schultern und führte sie. „Auch wenn es weh tut."
    Stöhnend und ächzend ging sie ein paar Schritte. Immer wieder zuckte sie vor Schmerz zusammen, doch dann verbesserte sich die Durchblutung ihrer Extremitäten. Die Muskeln wurden weicher und gehorchten den Befehlen des Gehirns.
    „Laß mich einige Schritte allein gehen", sagte sie. Der positronische Translator übersetzte ihre Worte. Sie hallten aus dem Außenlautsprecher des Gleiters.
    Demeter lächelte. Sie blickte zur Flugkabine hinüber und nickte anerkennend. Boyt Margor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher