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086 - Und nachts kam der Vampir

086 - Und nachts kam der Vampir

Titel: 086 - Und nachts kam der Vampir
Autoren: Frank deLorca
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Töten?«
    Er lachte wieder.
    Rauh und bellend.
    »Das ist vielleicht ein Witz! Haben Sie nicht gewußt, daß wir unverwundbar sind, mein Freund und ich?«
    »Warum haben Sie mir dann meinen Revolver abgenommen?«
    Herrman Kreger horchte in sich hinein. Dann schaute er den Reporter mit einem dümmlichen Grinsen auf den Lippen an.
    »So ganz unverwundbar sind wir zur Zeit noch nicht. Ein wenig dauert es noch. Aber dann!«
    Er wies auf das Bild mit dem Rahmen aus Stanniolpapier.
    »Dann werde ich so wie dieser Riese dort. Und mitten auf meiner Stirn wird ein Auge wachsen, und es wird blutrot leuchten wie auf dem Bild. Wenn sie dann anfangen, mit Kanonenkugeln auf mich zu schießen, werde ich die Kugeln einfach auffangen und zurückwerfen. Und die Panzer werde ich mit einem Fußtritt davonschleudern.«
    Herrman Kreger war in höchstem Maße erregt aufgesprungen und unterstrich seine herausgebellten Worte mit den entsprechenden Gesten.
    »Wie spät ist es?« fragte Wilkin in sein Schattenboxen hinein.
    Der Wahnsinnige hielt mitten in der Bewegung inne.
    »Wie spät?«
    Wieder legte er den Kopf schräg und musterte den Reporter. Dann erhellte sich sein Gesicht zu einem gutmütigen Lächeln.
    »Ach, jetzt weiß ich, was Sie meinen. Sie warten auf jemanden. Sie haben gemeint, man findet uns hier, weil Sie diese komischen Papierschnitzel gestreut haben.«
    Sein Lächeln wurde zu einem schadenfrohen Grinsen.
    »Ich habe mir schon gedacht, daß Sie mich mit diesen Papierschnitzeln irgendwie aufs Kreuz legen wollen. Deshalb habe ich sie alle bis an der Stelle, von der aus wir geklettert sind, wieder eingesammelt, als ich Sie hier heruntergeschleppt und gefesselt hatte.«
    Wilkins Kiefer klappte herunter.
    »Ja, da staunen Sie, was?« freute sich Herrman Kreger und stampfte wie ein Kind auf den Boden. Er war begeistert.
    »Das ist wirklich sehr lustig. Sie warten hier, und niemand kommt! — Nein, muß ich lachen!«
    Er schüttete sich halb aus und beruhigte sich nur langsam wieder, während es Wilkin immer kälter wurde. Seine Hoffnungen, das Tau, das ihn wie eine Nabelschnur mit der Helligkeit, mit der Sonne draußen und mit dem Leben verband, war mit einem einzigen Hieb gekappt worden...
    »Sie haben...«
    »Ja«, triumphierte der Wahnsinnige. »Das habe ich. Und jetzt möchte ich Sie meinem Freund vorstellen. Vielleicht hat er schon wieder Appetit.«
    Wilkins Gesicht leuchtete trotz der schlechten Beleuchtung wächsern aus dem Dunkel des Höhlenwinkels. Wieder versuchte er, aus seiner Lage hochzukommen. Diesmal schaffte er es. Er konnte sich gegen die Wand lehnen. Die Panik kroch wie mit Spinnenbeinen an ihm hoch. Verzweifelt zerrte er an seinen Fesseln, doch die gaben keinen Millimeter nach.
    Untätig mußte er zusehen, wie Herrmann Kreger seine Matratze zur Seite rückte. Darunter kam ein Bretterdeckel zum Vorschein, der eine weitere Höhle abdeckte.
    Der Wahnsinnige stieß ein lockendes Pfeifen aus.
    Aus der Tiefe wurde ihm geantwortet.
    Kreger schob den Deckel weg.
    »Komm, mein Freund«, sagte er begütigend und seltsam zischend. »Wir haben Besuch bekommen. Schau ihn dir einmal an. Er ist dein Gast, der dich hier bewirtet. Schau ihn dir an, ob er dir gefällt.«
    Ein schrilles Pfeifen antwortete.
    »Du hast tatsächlich schon wieder Hunger? Ich glaube, ich habe dich schon zu sehr verwöhnt. Aber Freunde müssen eben zusammenhalten.«
    Das kalte Grauen hatte Ferdinand Wilkin erfaßt. Es war, als würde eine Eishand nach seiner Kehle greifen und langsam das Leben aus ihm herauspressen.
    Der Wahnsinnige griff in das Loch hinunter.
    »Nicht!« kicherte er. »Du tust mir weh!«
    Er zog seine Hand zurück.
    Ein faltiger, klauenbewehrter Flügel schob sich über den Rand des Loches.
    Dann der zweite.
    Dann ein spitz zulaufender, kinder-kopfgroßer Schädel mit einer schwarzen Schnauze, aus der auf jeder Seite spitz zwei lange Zähne standen.
    Das Tier hatte riesige Augen, die tückisch glitzerten.
    Der Vampir stemmte sich an seinen Flügeln aus der Öffnung. Schwerfällig kauerte er am Rand.
    Es war ein riesenhaftes Tier.
    Und es blickte in Wilkins Richtung.
    Bösartig und begehrlich.
    »Siehst du«, sagte der Wahnsinnige, »das ist unser Gast.«
    Der Vampir drehte den Kopf in Kregers Richtung. Die Schnauze öffnete sich zu einem durchdringenden Schrei, der auf die Ohren drückte.
    »Er gefällt dir, ja«, plauderte Kreger weiter. »Das freut mich. Du wirst es gut haben bei mir. Glaubst du mir das. Aber komm
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