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086 - Und nachts kam der Vampir

086 - Und nachts kam der Vampir

Titel: 086 - Und nachts kam der Vampir
Autoren: Frank deLorca
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dazu verwandt, wie man sie zum Zusammenbinden der abgeernteten Weizenhalme benutzt.
    Nur langsam begann Ferdys Verstand wieder zu arbeiten.
    »Warum haben Sie mich niedergeschlagen?« fragte er mit. schwerer Zunge.
    Kreger grinste.
    »Können Sie sich das wirklich nicht denken? Ich wollte nicht, daß Sie meinen Freund verletzen. Er ist der einzige Freund, den ich habe.«
    »Der Vampir ...«
    »Ja.«
    »Wie nennen Sie ihn?«
    »Er hat keinen Namen. Er ist nur mein Freund. Ich habe ihn großgezogen.«
    »Wie groß?«
    »Er wächst immer mehr. Menschenblut bekommt ihm. Er wird sich freuen, wenn er Sie sieht.«
    »Wie groß?«
    »Er reicht mir schon fast bis zur Schulter. Aber Sie werden meinen Freund ohnehin gleich sehen. Nur noch ein bißchen Geduld. Vielleicht mag er Sie jetzt auch gar nicht. Er hat in der vergangenen Nacht sehr gut gespeist. Er ist noch satt. Ich war eben bei ihm.«
    »Sie sind wahnsinnig!« stöhnte Ferdy Wilkin. »Binden Sie mich los!«
    »Ich soll Sie losbinden?«
    Herrman Kreger brach in ein irres Gelächter aus, das schauerlich und gluckernd widerhallte.
    »Sie losbinden? Ausgerechnet Sie? Sie wollten doch meinen Freund umbringen!«
    Er hörte schlagartig auf zu lachen, griff in seine Hosentasche und brachte Wilkins Revolver zum Vorschein. Angewidert warf er ihn auf den Boden.
    »Ich bin nicht so dumm, wie Sie geglaubt haben. Sie sind außerdem nicht der einzige, der mich für einen Trottel hält. Es stimmt schon: Wenn ich draußen unter Leuten bin, fühle ich mich nicht so recht wohl, und ich sage wohl auch manchmal etwas Verkehrtes. Aber hier in meiner Wohnung ist das alles anders. Hier bin ich der Herr, und niemand außer mir hat etwas zu sagen. Und was ich hier sage, ist immer richtig. Niemand widerspricht oder sagt Trottel zu mir. Das hier ist mein Reich. Gefällt es Ihnen?«
    Der Wahnsinn war bei Herrman Kreger endgültig durchgebrochen. Die Schranken zum Unterbewußtsein waren gefallen, als hätte ein Hurrikan sie hinweggefegt, die Gedanken eines Wahnsinnigen sprudelten ungehindert und uneingedämmt hervor.
    Herrmann Kreger kicherte wieder.
    Ferdinand Wilkin hätte Mitleid mit ihm gehabt, wenn er sich nicht hier in der Höhle befunden hätte und dem Wahnsinnigen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert gewesen wäre. Er setzte jetzt seine ganze Hoffnung auf Klaus Högl, der seine Nachricht bekommen haben mußte. Die ausgestreuten Papierschnitzel würden ihn und seine Leute hierherführen. Der Reporter wußte nicht, wieviel Zeit seit dem Niederschlag verstrichen war, wie lange er bewußtlos gelegen hatte. Und auf seine Uhr konnte er nicht schauen, weil seine Hände auf den Rücken gefesselt waren. Das einzige, was ihm blieb, war, Zeit zu gewinnen.
    Genau die Zeit, die Klaus Högl benötigte, um seine Leute hierherzuführen.
    Wilkin mußte Herrman Kreger so lange wie nur irgend möglich hinhalten »Wollen Sie mir nichts aus Ihrem Leben erzählen?« fragte er deshalb. »Warum hassen Sie alle anderen Menschen?«
    Herrman Kreger legte den Kopf schräg und schaute ihn schlau an.
    »Sie wollen wohl recht lange mit mir reden, wie? Damit ich meinen Freund noch nicht hole? Sie haben wohl Angst, wie? Aber sie hatten alle Angst, wenn mein Freund sie besuchte. Ihnen wird mein Freund bestimmt auch nicht gefallen.«
    »Vielleicht gefällt er mir doch«, stöhnte Ferdy Wilkin und versuchte, sich bequemer hinzusetzen. Es gelang ihm nicht. Der harte Steinboden drückte schmerzhaft gegen seine Unterarme.
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte Herrman Kreger. »Keinem gefällt es, wenn mein Freund ihn in den Hals beißt und dann zu saugen beginnt. Es kitzelt übrigens. Als mein Freund noch klein war, habe ich ihm oft von mir zu trinken gegeben.
    »Wie haben Sie Ihren — ähm — Freund kennengelernt?«
    »Ich habe ihn hier in den Höhlen gefunden. Er war damals noch ganz klein. Wie er mein Blut getrunken hat, ist er plötzlich gewachsen. Und jetzt wächst er immer noch. Ich werde ihn bald zum Füttern mit nach Georgenburg nehmen. Dort gibt es mehr Nahrung für ihn.«
    »Haben Sie vor, mit Ihrem Freund die ganze Menschheit auszurotten?«
    »Das weiß ich noch nicht so genau«, sagte Herrman Kreger voller Ernst. »Das wird sich erst noch herausstellen. Ich weiß es wirklich noch nicht genau.«
    Herrman Kreger war für vernünftige Argumente nicht mehr zugänglich. Er lebte ganz in seinem Wahn.
    »Man wird Sie und Ihren Freund töten«, sagte Ferdy Wilkin.
    Kreger lachte schallend.
    »Meinen Freund und mich?
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