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086 - Und nachts kam der Vampir

086 - Und nachts kam der Vampir

Titel: 086 - Und nachts kam der Vampir
Autoren: Frank deLorca
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zusammen mit dem Reporter aus der Stadt gehen gesehen.
    Das war wichtig, fand Herrman Kreger. Er mochte es nicht, wenn die Polizei ihn fragen sollte. Die Polizei sollte ihn gefälligst in Ruhe lassen.
    »Guten Morgen«, sagte Herrman Kreger gutgelaunt. »Es wird ein schöner Tag heute.«
    »Sieht ganz so aus«, antwortete Ferdy Wilkin und blinzelte pflichtschuldig in den blaßblauen Himmel, der trotz der Schwüle in der Nacht tagsüber tiefblau zu werden versprach. »Können wir gehen?«
    »Wir können gehen«, sagte Herrman Kreger. »Haben Sie Ihren Fotoapparat dabei?«
    Der Reporter klopfte gegen seine Seitentasche.
    »Ich habe heute einen kleineren Apparat mitgenommen. Der tut’s auch.«
    Die kleine Baumgruppe blieb rasch hinter ihnen zurück, denn Herrman Kreger schritt zügig aus. Er schien es eilig zu haben. Ferdy Wilkin hatte Mühe, ihm zu folgen.
    Immer wieder klopfte er gegen die Seitentasche seines Jacketts, in dem sich nicht eine Kamera, sondern ein kleiner, auf nähere Distanz jedoch wirkungsvoller Revolver befand. Ohne diesen Schutz hätte er sich nicht auf dieses Unternehmen eingelassen.
    Wie eine zusammengequetschte Wolke lag der Nebel feucht über dem Wiesental, überragt von der kegelförmigen Kuppe des Hirtenberges, der heute sein Geheimnis preisgeben sollte. Das Tal wurde enger, die Baumfronten an beiden Seiten rückten zusammen zu einem düsteren Hohlweg, bevor das Gelände leicht anstieg.
    Sie hatten den Hirtenberg erreicht und kamen auch an der Stelle vorbei, wo sie gestern den Polizei-Volkswagen abgestellt hatten.
    Hier griff Ferdy Wilkin zum ersten Mal in seine andere, prall gefüllte Sakkotasche und achtete darauf, daß Herrman Kreger ihn dabei nicht beobachtete. Es hätte dem jungen Burschen nicht gefallen, was er hier tat.
    Doch Herrman Kreger hatte sich viel zu sehr auf seine bevorstehende Aufgabe konzentriert, als daß er seinem Begleiter schon zu diesem Zeitpunkt ungeteilte Aufmerksamkeit hätte zukommen lassen. Er brach sich einen Weg durchs Unterholz, und der Reporter folgte ihm durch die Schneise, die die wuchtigen Tritte Kregers durch das Grün trieb, bis sie vor den Felsen anlangten.
    »Sind wir schon da?« fragte Ferdy Wilkin.
    Herrman Kreger blieb stehen. Seine Stimme klang aufgeregt und heiser.
    »Noch nicht ganz. Ein paar Minuten dauert es noch.«
    »Aber dort oben ist doch eine Höhle«, meinte Wilkin und deutete mit dem Zeigefinger zu einer Öffnung im Fels hinauf.
    »Die ist nicht interessant«, winkte Kreger ab, und seine Augen hatten einen fiebrigen Glanz bekommen. »Wir müssen uns noch fünf Minuten nach rechts halten. Dann sind wir am Ziel.«
    Fünf Minuten lang nach rechts?
    Ferdy Wilkin überlegte. Dann waren sie. in der Nähe jener Höhle, aus der am Vortage der Bub abgestürzt war und vor der er auf einem Hagebuttenstrauch Blutspuren entdeckt hatte.
    Die Felsformationen wurden dem Reporter vertrauter. Er erkannte einzelne Gesteinsgruppen wieder und erinnerte sich auch an die bizarren Figuren, die Wind und Wetter in den Fels gemeißelt hatten. An einer Stelle glaubte man einen Adler zu erkennen, der mit am Rücken zusammengeschlagenen Schwingen im Sturzflug auf eine Ansiedlung hinunterstößt.
    Herrman Kreger wurde langsamer.
    »Wir müssen jetzt klettern«, sagte er. »Halten Sie sich immer hinter mir.«
    Ferdy Wilkin nickte und vergewisserte sich verstohlen, ob er den Revolver noch bei sich hatte. Der Stahl der Waffe fühlte sich beruhigend an. Der Reporter atmete tief durch, während Kreger sich schon an den Aufstieg machte. Mit traumwandlerischer Sicherheit ertasteten seine Hände Felsvorsprünge und Wurzelwerk, an denen er sich höher zog. Der Reporter bewegte sich nicht mit der halben Geschicklichkeit. Die Handflächen waren blutig gerissen, als er oben ankam.
    Kurz bevor er sich über die steil abfallende Kante rollte, die Kreger schon erreicht hatte, sah er plötzlich die derben Stiefel des Burschen vor seinem Kopf. Einen Augenblick lang dachte Ferdy, der Wahnsinnige wollte ihn hier in den Abgrund zurückstoßen, doch dann tauchte die schwielige Hand des Burschen in seinem Blickfeld auf und griff unter seine Schulter, half ihm vollends hoch.
    »Das wäre geschafft«, grinste er. »Ganz schön anstrengend, wie?«
    »Das kann man wohl sagen«, antwortete Wilkin. »Ich bin das nicht gewöhnt. Bewundernswert, wie Sie in den Felsen hier herumturnen. Genauso als wären Sie hier zu Hause.«
    Herrman Kreger verlor sein Grinsen nicht.
    »Irgendwie stimmt das auch. Ich
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