Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0858 - Missgeburt

0858 - Missgeburt

Titel: 0858 - Missgeburt
Autoren: Christian Montillon
Vom Netzwerk:
ausmachte, in einen Käfig in der Unsterblichenhölle führen.
    Schon von Weitem hörte er die Schreie.
    Angehörige derselben Rasse wie der Untote in der roten Robe, der das Skelett zum Leben erweckt hatte, stießen sie aus. Sie rannten in schierer Panik vor der knöchernen Kreatur davon, die aufgrund ihrer Größe ungleich schneller war.
    Eben erwischte ein mächtiger Fuß eine in ein fast durchsichtiges Kleid gewandete Frau. Sie wurde brutal durch die Luft gewirbelt, prallte hart auf und blieb mit verdrehten Gliedern liegen.
    Mit den gewaltigen Pranken packte das Skelett eine zweite Gestalt, warf sie hoch und schnappte mit dem Maul nach dem wie eine Gliederpuppe durch die Luft wirbelnden Körper.
    Die zuschnappenden Kiefer gingen fehl; das Opfer schlug auf und schrie. Es wälzte sich zur Seite, kam auf die Füße und torkelte davon, schleifte dabei das linke Bein nach. Es hätte keine Chance gehabt zu entkommen, doch das Monstrum hatte bereits das Interesse verloren und wandte sich anderen Zielen zu.
    Es stampfte weiter, schlug mit den Skelettflügeln und erhob sich in die Luft. Ein hohes, schrill kreischendes Geräusch drang aus dem Maul. Es fixierte mit den leeren Augenhöhlen eine flüchtende Gruppe.
    Lucifuge Rofocale, der das Geschehen abwartend beobachtete, genoss die Panik, die die Bewohner Brakilas ausstrahlten. Das Grauen erfreute ihn, schaffte seiner schwarzen Seele grimmige Befriedigung.
    Der Erzdämon beobachtete verblüfft, wie es in den Augenhöhlen des Skeletts plötzlich aufglomm. Grellrote Feuerblitze schossen daraus hervor und schmetterten dicht vor der flüchtenden Gruppe in den Boden.
    Er hatte nicht gewusst, dass seine Dienerkreatur dazu fähig war. Umso besser. Vielleicht würde das schon bald zum Vorteil geraten.
    Vor der Gruppe entstand durch die Explosion ein metertiefer Graben. Ein schwarzhaariger, muskulöser Mann stürzte schreiend ab. Er schlug gegen die Seitenwand und überschlug sich, ehe er in der Tiefe verschwand. Herabprasselnde Erd- und Sandmassen bedeckten ihn, seine Schreie erstarben bald.
    Die anderen stoppten, wandten sich angsterfüllt um. Und sahen den Tod auf sich zukommen.
    Das Skelett stürzte auf sie zu, die Flügel an den Körper gezogen und nach vorne gereckt. Die tödlich spitzen Knochen würden schon bald den ersten durchbohren. Ein Mädchen schrie. Die Mutter stellte sich schützend vor es.
    In einer Verzweiflungstat packte ein Mann die beiden und warf sich mit ihnen zu Boden. Sie rollten zur Seite, überwanden die Kante des Kraters und schlitterten auf dem Abhang in die Tiefe, ungewiss, ob sie den Absturz überleben würden.
    Der bleiche Flügelknochen bohrte sich tief in den Wüstensand. Das Monstrum stieß ein enttäuschtes Brüllen aus. Sein biegsamer Knochenschwanz zuckte wie eine Peitsche zur Seite und schmetterte einem Mann gegen die Brust.
    Knirschend brachen Knochen. Blut spritzte.
    Der Bedauernswerte wurde von den Füßen gerissen. Seine Hände fuhren tastend über die Rippen. Er spuckte Blut und blieb nach Sekunden reglos liegen. Der Sand um ihn färbte sich rot.
    Nur zwei Männer waren noch übrig. Einer wandte sich plötzlich um, sein Gesicht eine ausdruckslose Maske. Er war muskulös und breitschultrig, in den dunkelblauen Augen glomm verzweifelter Eifer. Er stürmte direkt auf den Angreifer zu, sprang vor ihm in die Höhe, umklammerte den rechten Oberschenkelknochen.
    Am bloßen Knie fanden seine Füße Halt, und er kletterte wie auf einer makabren Leiter an den Rippenknochen nach oben.
    Lucifuge Rofocale war zu weit entfernt, um auf normalem Weg etwas von dem hören zu können, was der kühne Kämpfer schrie. Deshalb wandte er Magie an.
    »Ich reiß dir den verdammten Schädel ab! Für Traoga'rh!«
    Ehe der Breitschultrige sein Vorhaben auch nur ansatzweise in die Tat umsetzen konnte, packten die skelettierten Pranken zu und zerquetschten den Angreifer.
    Satans Ministerpräsident hätte gerne alle sterben sehen, doch etwas anderes war momentan wichtiger - den Mordtrieb seines Dieners nicht vollständig zu befriedigen. In dem Skelett sollte unerfüllte Blutgier wühlen, die es zu nie gekannter Aggressivität antrieb.
    Darum befahl er telepathisch, das Massaker sofort zu beenden.
    Warum?, begehrte die Kreatur auf.
    Benötigst du etwa einen Grund, um mir zu gehorchen?
    Einen Augenblick lang schien es, als wolle das Skelett erneut widersprechen, doch dann fügte es sich.
    Folge mir!, befahl Lucifuge Rofocale. Deine eigentliche Bestimmung wartet auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher