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0857 - Erbe der Aphilie

Titel: 0857 - Erbe der Aphilie
Autoren: Unbekannt
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Stimme.
    Payne Hamiller war der erste, der durch den Transmitter ging. Er wäre gern als letzter gegangen. Aber seine Begleiter ließen ihm den Vortritt, und seine Würde als Terranischer Rat verlangte, daß er davon Gebrauch mache.
     
    *
     
    Wer den Mann zum ersten Mal sah, der wußte nicht, ob er Mitleid mit ihm haben oder ihn bewundern solle.
    Die langen, dürren Beine und der ungewöhnlich kurze, ebenfalls dürre Oberkörper ließen ihn verwachsen wirken und erzeugten, wenn der Mann sich bewegte, den Eindruck der Unbeholfenheit. Wer aber das Gesicht betrachtete, der wurde von der männlich schö-nen, prägnanten Physiognomie unwillkürlich in Bann gezogen. Ein Mund, der zum Lä-cheln geschaffen schien, und große Augen mit einer unwahrscheinlich tiefblauen Tönung verliehen diesem Gesicht den Ausdruck von Freundlichkeit und Intelligenz.
    Der Betrachter, durch das Mißverhältnis zwischen Körper und Gesicht bereits verwirrt, nahm nur noch am Rande zur Kenntnis, daß das Haar des Mannes von türkisfarbener Tönung war. Er trug es kurz geschnitten und über der Stirn nach oben gekämmt.
    Das war Boyt Margor, den manche, die mit ihm zu tun gehabt hatten, den Unheimlichen nannten. Von der Macht, die ihm innewohnte, bekam der unvoreingenommene Beobachter nichts zu spüren. Wer Boyt Margor im Vorbeigehen sah, der wandte sich wohl einoder zweimal nach ihm um und wunderte sich darüber, warum der Mann Kleidung trug, die seinen Mißwuchs eher betonte als verhüllte. Aber der Eindruck, den Margor erzeugte, war nicht bleibend. Leute, die nicht ständig mit ihm zu tun hatten, vergaßen ihn bald wie-der. Im Zeitalter der galaxienweiten Raumfahrt gab es Gestalten, die weitaus ungewöhnli-cher wirkten als Boyt Margor.
    Um den Hals trug Margor an einem metallenen Ring ein Amulett, das aus einem klobigen, unbehauenen Stück Mineral bestand. Ring und Mineral waren türkisfarben wie Mar-gors Haar. Man frage sich, was einen Mann dazu bewegen mochte, ein derart anspruchs-loses Schmuckstück zu tragen. Erst wer das Amulett lange und mit konzentrierter Auf-merksamkeit betrachtete, erfuhr, daß es ein Geheimnis enthielt.
    Boyt Margor saß am Kopfende eines länglichen Tisches. Zu beiden Seiten des Tisches saßen etwa ein Dutzend Männer und Frauen, deren Blick unverwandt auf den Mutanten gerichtet war.
    „Es ist eine bedeutende Entwicklung im Gang", sagte Boyt Margor, „von der wir erwarten dürfen, daß sie unsere Bemühungen begünstigt. Ich habe vor kurzem erfahren, daß NATHAN sich abermals selbständig gemacht hat und außerhalb menschlicher Kontrolle an einem Programm arbeitet, das anscheinend spätaphilischen Ursprungs ist."
    Er machte eine kurze Pause und sah seine Zuhörer der Reihe nach an. Es wurde keine einzige Frage gestellt. Die Leute wußten, daß Boyt Margor ihnen die nötigen Erklärungen von selbst geben werde.
    „Nun mag man über die Aphiliker denken, wie man will", fuhr der Mutant mit freundlichem Lächeln fort, „aber wenn es darum ging, die militärische Macht der Erde zu stärken und Terra in einen Stand zu versetzen, wo sie es selbst mit dem stärksten Gegner auf-nehmen konnte, dann dachten die Kinder der reinen Vernunft genauso, wie auch wir den-ken. Und deswegen, meine ich, kann das Programm, das soeben auf Luna angelaufen ist, nur in unserem Sinn sein."
    Er unterbrach sich ein zweites Mal und spielte gedankenverloren mit seinem Amulett.
    „Wichtig ist natürlich", erklärte er schließlich, „daß wir das Programm unter unsere Kon-trolle bekommen. Wir müssen jederzeit zu jedem denkbaren Einsatz bereit sein. Da wir nicht wissen, worum es geht, können wir nicht sagen, was bei diesem Einsatz von uns verlangt werden wird. Ich stehe jedoch in zuverlässiger Verbindung mit einem der Unse-ren, der mir alle erforderlichen Informationen zukommen lassen wird, sobald er sie erhält."
    Payne Hamillers Name wurde nicht genannt. Aber es gab ein paar unter Boyt Margors Zuhörern, die genau wußten, daß nur er gemeint sein konnte.
    „Haltet euch also bereit!" schloß Boyt Margor. „Es kann zu jeder Sekunde geschehen, daß ihr gebraucht werdet."
    Die Zuhörer standen auf. Ohne ein Wort miteinander zu sprechen, verließen sie den spärlich eingerichteten Raum durch eine Tür, die sich bei Boyt Margors letzten Worten selbsttätig geöffnet hatte.
    Der Mutant blieb allein zurück. Der Raum war einer von mehreren Dutzend, die er an al-len wichtigen Orten der Erde als Versammlungszentren eingerichtet hatte. In den
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