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0855 - Geisel der Finsternis

0855 - Geisel der Finsternis

Titel: 0855 - Geisel der Finsternis
Autoren: Volker Krämer
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den noch geöffneten Schrank. Zahnpasta und Becher, zwei Zahnbürsten… alles recht normal. Doch daneben standen direkt Aftershave und Herren-Deo. Carmen schien für alles gerüstet. Einer inneren Eingebung folgend öffnete van Zant die zweite Tür, zog die unten liegenden Schubfächer hervor.
    Seine Gedanken kehrten in das Badezimmer zurück, das in seiner und Julies gemeinsamer Wohnung existiert hatte. Viel Platz hatte seine Frau nicht für ihn und seine Utensilien gelassen. Nagellack plus Entferner, Lippenstifte in rauen Mengen, Wattepads zum Entfernen von Schminke, Cremes für alle nur erdenklichen Gelegenheiten, achtlos abgelegte Ohrringe und Ketten… Sicher hatte er noch mehr als die Hälfte vergessen.
    Nichts von alledem konnte er hier finden.
    Das warnende Gefühl wurde zu einem unüberhörbarem Alarmsignal!
    Beinahe hätte van Zant bei alledem denVibrationsalarm seines Handys nicht registriert. Auf dem Display erschien eine Rufnummer, die eindeutig Tendyke Industries zuzuordnen war. Wenn der Südstaatler nicht irrte, war das der Anschluss von Robert Tendyke persönlich. Van Zant nahm das Gespräch an, bemühte sich so leise wie nur möglich zu sprechen. Zu seiner Überraschung meldete sich nicht sein Boss, sondern Professor Zamorra.
    »Fauler Kerl, willst du heute nicht zu deiner Arbeit erscheinen? Neben mir steht dein Brötchengeber - er würde dich auch zu gerne hier sehen.«
    Einen Augenblick lang war Artimus verblüfft, doch die Uhr auf dem Handydisplay zeigte tatsächlich 10 Uhr 24 an. Der Zeitsinn schien ihm abhanden gekommen zu sein. Natürlich - für heute war um 9 Uhr 30 ein Meeting angesetzt. Dass auch der Professor daran teilnehmen wollte, war dem Physiker jedoch neu.
    »Ich kann nicht laut reden - schaltet die Aufzeichnung ein, damit ihr alles später genau nachhören könnt. Ich habe das Gefühl, ich sitze hier in einer Art Falle. Schwarze Familie - vielleicht aber auch Konkurrenten von Tendyke Industries - ich weiß es nicht. Keine Zeit für Erklärungen. Ich verschwinde jetzt hier. Wenn alles klappt, komme ich sofort zur Zentrale. Wenn nicht, dann wirst du einen Weg kennen, mich zu suchen. Kann nicht mehr sagen. Ich lasse mein Handy auf Empfang.«
    Zamorra schaltete sofort. Es gab Situationen, in denen jede Gegenfrage überflüssige Zeitverschwendung war. Dies war ein solcher Moment. »Pass auf dich auf, Artimus. Wir peilen dein Handy sch…« Das Gespräch endete abrupt.
    Van Zant verfluchte die Dummheit, stets unbewaffnet zu sein. Er mochte keine Waffen, doch wenn es sich hier um eine Entführung durch Menschen handeln sollte, wäre ihm mit einer Schusswaffe jetzt durchaus wohler gewesen.
    Im Bad konnte er jedenfalls nicht bleiben. Er musste aus dem Apartment - sofort!
    Logischerweise gab es nur einen Weg. Vorsichtig drehte Artimus den Schlüssel im Schloss, betätigte beinahe im Zeitlupentempo die Klinke. Womit er gerechnet hatte, konnte er ja selbst nicht genau sagen. Jedenfalls nicht mit einem absolut leeren Wohnbereich. Niemand wartete auf ihn, niemand lauerte ihm auf. Sollte er sich so geirrt haben? Vielleicht gab es eine einfach Erklärung. Womöglich war dies das Apartment von Carmens Bruder oder einem Bekannten?
    Jedenfalls waren das nicht die Räume, die von einèr Frau bewohnt wurden. Artimus stellte sich die Frage, was aus dem eigentlichen Mieter geworden war, wenn er mit seinen Vermutungen richtig lag.
    Er sah zur Apartmenttür. Nichts würde ihn hindern, grußlos zu verschwinden. Nichts, außer seinem schlechten Gewissen, das ihm vorgaukelte, Carmen womöglich doch vollkommen zu Unrecht verdächtigt zu haben. Er konnte nicht anders…
    Die Schlaf zimmertür war nur angelehnt. Artimus drückte sie vorsichtig auf, genau so weit, bis er das ganze Bett im Blickfeld hatte.
    Es war leer.
    Die zerwühlten Laken und Kissen sprachen von einer heißen Nacht - die Hauptperson jedoch war verschwunden. Artimus machte sich nicht die Mühe, dieses Rätsel lang und breit zu überdenken, denn das Apartment bestand nur aus diesen drei Räumen: Schlafraum, Wohnbereich und Bad. Wenn Carmen aus dem Schlafraum gekommen war, hätte van Zant sie sehen müssen. Das konnte nicht anders sein.
    Nicht grübeln - handeln!
    Er machte auf dem Absatz kehrt, eilte der Wohnungstür zu. Er konnte es nicht vermeiden, dass dabei sein Blick auf die zweite Tür fiel, die er vor kaum einer Minute hinter sich ins Schloss gezogen hatte. Doch nun stand die Badtür offen, weit offen! Von innen drangen Geräusche zu
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