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0855 - Geisel der Finsternis

0855 - Geisel der Finsternis

Titel: 0855 - Geisel der Finsternis
Autoren: Volker Krämer
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diesem Zustand verbringen.
    Er war nicht den Zwängen der regelmäßigen Nahrungsaufnahme unterworfen; die geringen Mengen an Flüssigkeit, die er seinem nahezu acht Fuß hohen Körper zuführte, entzog er dem Gestein hinter sich, sog es aus ihm heraus.
    Es war eine einsame Gegend innerhalb dieser merkwürdigen Welt, die Hölle genannt wurde. Zeit spielte für ihn kaum eine Rolle, daher interessierte es ihn auch nicht, wie launenhaft sich hier der Wechsel zwischen Tag und Nacht vollzog. Noch weniger war er daran interessiert, Kontakt zu den vielgestaltigen Wesen aufzunehmen, die diese Region bewohnten. Nur wenige von ihnen waren ihm in den vergangenen Tag-Nacht-Einheiten nahegekommen, keines von ihnen hatte ihn bemerkt. So sollte es sein.
    Denn er musste denken - der Praetor suchte nach neuen Wegen. Exakter: nach dem einen neuen Weg, der sein Dilemma beenden konnte.
    Seine Aufgabe war es, die Fehlentwicklungen zu beenden, die es in der weißen Stadt Armakath gegeben hatte, der Stadt, die wie ein Fremdkörper in den Schwefelklüften wirkte. Fehler waren begangen worden, unverzeihliche Fehler.
    Die sterbende Wurzel - Ursprung und treibende Kraft einer jeden weißen Stadt - war den Gesetzen der Hölle ausgesetzt worden. Diese sich ständig erneuernde und zugleich zerstörende Welt machte auch vor der Stadt keinen Halt. So sah die Wächterin Armakaths keine andere Möglichkeit, als die kranke Wurzel mit einer anderen, inaktiven zu verschmelzen. Armakath überlebte, doch eine Wurzelmanipulation war auf keinen Fall hinzunehmen!
    Der Praetor war gekommen, um dem ein rasches Ende zu machen, eine neue Wächterin einzusetzen und die Stadtwurzel zu veröden. Nur ein neuer, unverbrauchter Ursprung konnte alles noch einmal in Gleichklang bringen.
    Mit der Klangmagie, die ihm innewohnte, war es ein Leichtes gewesen, die Wurzel zu veröden. Doch dann waren Dinge ins Rollen gekommen, die er nicht vorherahnen, nicht beeinflussen konnte. Die alte Wächterin Armakaths hatte ihre designierte Nachfolgerin mit sich in den Tod gerissen.
    Das alleine hätte den Plan des Praetors nicht wapken lassen, doch es kam viel schlimmer. Fremde hatten sich in seine Angelegenheiten gemischt, Menschen, die sich über jede Neutralität hinwegsetzten. Sie hatten Partei ergriffen - gegen den Praetor!
    Die größte aller Katastrophen war eingetreten. Die Menschen hatten die Stele des Werdens vernichtet, jene Urmatrix, in der alles und nichts gespeichert werden konnte - deren Magie eine zeitlich nahezu unbegrenzte Existenz beinhaltete.
    Wie lange eine solche Stele auch brauchen mochte, um den für sie bestimmten Zielort zu erreichen, welche oft unglaublichen Entfernungen sie zurücklegen musste - das in ihr Ruhende wurde von all dem nicht berührt.
    Es war der magische Strang, der es schützte und mit seinen Schöpfern verband. Es lag etwas Großes in dem, was sie so geschaffen hatten sie, die wahren Herren der weißen Städte. Der Praetor kannte sie nicht, niemand schien sie zu kennen, doch die Verehrung für ihr Werk, ihren so mächtigen Plan, war grenzenlos.
    Armakath war nur ein winziger Teil davon. Doch jeder Teil war wichtig. Der Praetor wusste nicht viel, gewiss nicht mehr, als die große Masse der Urbanen. Eines aber schien gewiss - der Plan neigte sich rasch seiner Vollendung entgegen.
    Er durfte auf keinen Fall versagen. Doch als die Stele zerstört wurde, vernichtete dies auch die einzige Möglichkeit, die neue Wurzel in die Stadt zu bringen. Auch sie hatte aus der steinernen Platte heraus entstehen sollen. Dieser Weg existierte also nicht mehr.
    Der Praetor hatte das Einzige getan, was ihm zu tun blieb. Er hatte Armakath in Klangmagie gehüllt, die ganze Stadt somit konserviert. Erst wenn er in der Lage war, eine neue Wurzel in diese Welt zu holen, würde er diesen Zustand wieder aufheben.
    Wie aber sollte das geschehen? Er besaß nicht die Fähigkeit, ohne die Stele diese Welt zu verlassen. Er war ein Gefangener der Schwefelklüfte. All das hätte der Praetor klaglos auf sich genommen, wenn er nur die Möglichkeit sehen würde, irgendwie Kontakt zu anderen Urbanen aufzunehmen. Es hätte dann bestimmt einen Weg gegeben, eine neue Wurzel hierher zu bringen. So jedoch…
    Immer wieder brachte ihn sein Denken zu den Ereignissen in der weißen Stadt zurück. Hatte er etwas übersehen? Alles war unglaublich schnell geschehen. Die kriegerischen Frauen, die auf ihren Flugtieren in die Stadt eingefallen waren, die Menschen, die sich aus dem Gefängnis
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