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0855 - Geisel der Finsternis

0855 - Geisel der Finsternis

Titel: 0855 - Geisel der Finsternis
Autoren: Volker Krämer
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ihr Apartment gefolgt… und in ihrem Bett gelandet. Da passte etwas nicht zusammen. In seinem ganzen Leben hatte er so etwas nicht gebracht - eine Frau einfach so abschleppen. Oder hatte nicht vielmehr sie ihn…?
    Die Wahrheit lag wahrscheinlich irgendwo in der Mitte. Artimus wusste nicht, wie er sich nun verhalten sollte.
    Julie - seine frühere Ehefrau - hatte er regelrecht erobern müssen. Es hatte lange gedauert, bis sie die hartnäckigen Versuche dieses Schwergewichts überhaupt ernst genommen hatte.
    Khira Stolt - ihr Herz war ihm zugeflogen. Ja, anders konnte man es nicht nennen. Die zwei hatten sich gesucht und gefunden. Bis zu dem verhängnisvollen Tag, der den Tod der Finnin brachte.
    Das alles war richtig gewesen - das hier jedoch war falsch.
    So geräuscharm wie möglich glitt Artimus aus dem Bett. Carmen schien tief und fest zu schlafen. Sie war schön…
    Van Zant schlich sich aus dem Raum. Was sollte er nun tun? Direkt an das Schlafzimmer schloss sich der Wohnbereich an. Artimus fand seine Kleidung reichlich zerstreut auf dem Boden. Hastig raffte er die Sachen zusammen, sah sich um.
    Den Weg zum Bad fand er schnell, denn nach und nach kehrten die Erinnerungen komplett zurück. Gute Güte, er hatte sich wie ein Backfisch benommen, und der Alkohol in seinen Blutbahnen war da wohl auch nicht unbeteiligt gewesen.
    Im Bad angelangt verschloss er die Tür hinter sich. Eine Dusche wäre nicht übel gewesen, doch van Zant entschloss sich dagegen. Er konnte es nicht begründen, doch ein Gefühl sagte ihm, dass er sich hier nicht über die Maßen lange aufhalten sollte. Ein Blick in den Spiegel zwang ihn jedoch zu einer nicht aufzuschiebenden Maßnahme. Es war mehr als 24 Stunden her, dass er sich rasiert hatte. So konnte er nicht auf die Straße gehen - jeder Cop würde ihn für einen Landstreicher halten, zumal seine Kleidung auch gelitten hatte.
    Einen elektrischen Rasierer konnte er in dem Bad einer allein wohnenden Frau kaum erwarten.
    Schon mehr als einmal hatte der Physiker den Versuch gestartet, sich einen Vollbart wachsen zu lassen. Kurz vor der Vollendung eines solchen hatte er immer einen Rückzieher gemacht. Das waren einfach Haare an der falschen Stelle - zumindest was sein Gesicht betraf.
    Mit seiner weit ausgedehnten Stirnglatze hatte er sich ja schon längst abgefunden, denn immerhin gab es da ja noch den Zopf, der im Nacken prangte. Artimus bildete sich zumindest ein, das ihn dies ein wenig interessanter aussehen ließ. Aber eine volle Kinnmatratze…
    Nein, die wollte ganz einfach nicht so richtig zu ihm passen. Zudem wäre es ihm peinlich gewesen, nach dem Essen ein halbes Hühnerbein im Bart hängen zu haben. Das war natürlich übertrieben, doch Artimus wollte gebratenes Fleisch in seinem Bauch haben, nicht im »Mannesstolz« am Kinn.
    Ein Blick in den Hängeschrank über dem Spiegel brachte eine Überraschung. Offenbar lag Carmen die Erfindung des Epilierers nicht so, denn Artimus fand ein paar dieser Einweg-Nassrasierer. Oder war das der angelegte Vorrat für unverhoffte Herrenbesuche, die sich über Nacht ausdehnten?
    Gleichgültig. Ein wenig unbeholfen machte sich van Zant daran, die erste Nassrasur seit sicher zwanzig Jahren an sich vorzunehmen. Als berühmtberüchtigter Tüftler und Bastler hatte er schon so manchen Elektrorasierer regelrecht getunt, was mehr als einmal zu durchgebrannten Elektromotoren nebst Kabelbrand geführt hatte. Dennoch schwor er auf diese immer komplizierter werdenden Geräte.
    Ein wenig verwirrt betrachtete Artimus das primitive Teil in seiner Hand, das nur aus einem Plastikgriff und einer Rasierklinge bestand. Die letzte Klinge, die ein Mann heutzutage noch schlug. Klein, scharf - und laut Hersteller absolut sicher.
    Sekunden später nur dröhnte van Zants Fluchen durch das Bad - Blut floss. Von wegen sicher. Achtlos warf er das bissige Ding in den Spülstein, suchte nach einem Pflaster. Nachdem die Blutung gestillt und versorgt war, stand Artimus' Entschluss fest. Besser als Penner eingelocht werden, als hier unfreiwillig Blut zu spenden. Wenn er das wollte, konnte er sich doch besser an das American Red Cross wenden. Die hatten da die größere Erfahrung.
    Artimus schlüpfte in seine Kleidung. Besonders wohl fühlte er sich dabei nicht, so ungeduscht, stoppelig und mit einem Pflaster am Kinn, doch das seltsame Gefühl wuchs in ihm. Ein Gefühl der Unsicherheit, der Ahnung, dass er von hier verschwinden sollte.
    Fast beiläufig fiel sein Blick erneut in
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