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0852 - Feuer, Asche, altes Blut

0852 - Feuer, Asche, altes Blut

Titel: 0852 - Feuer, Asche, altes Blut
Autoren: Jason Dark
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ein, und die wiederum spürte, daß Ellen regelrecht aufgeblüht war. Sie hatte ihr genau den richtigen Vorschlag gemacht.
    Die Schule lag in einem mehrstöckigen Bürogebäude, günstig gelegen in der City. Cafés und andere Lokale gab es genug in dieser Gegend, da hatten die Frauen die Qual der Wahl, und Shao schlug vor, in ein Café zu gehen, das in einer der modernen Einkaufspassagen lag und einen sehr guten Ruf hatte.
    »Da ist es doch teuer!«
    Shao ging nicht auf die Bemerkung ein. Sie deutete auf eine Telefonzelle. »Da gehst du jetzt hinein und rufst deine Mutter an. Ist das okay, Ellen?«
    »Ja, Mum.«
    »Hör auf«, sagte Shao lachend und drückte ihr die flache Hand in den Rücken.
    Ellen hatte Glück, denn der Mann, der telefoniert hatte, verließ die Zelle genau in dem Augenblick, als sie vor ihr stehenblieb. Er hielt ihr sogar noch die Tür offen.
    »Danke.«
    Shao wartete neben der Zelle. Um sie herum herrschte ein gewaltiger Trubel. Sie wunderte sich wieder einmal darüber, daß derart viele Menschen unterwegs waren. Als würde kaum einer von ihnen einem Beruf nachgehen. Halb London schien Urlaub zu haben.
    Ihr war es egal, sie hatte ihre Pflicht getan. Während sie in die Gesichter der vorbeiziehenden Passanten schaute, beschäftigten sich ihre Gedanken mit den hinter ihr liegenden Stunden.
    Es war wieder einmal hart gewesen. Sie hatten heute einen neuen Komplex begonnen, der auf dem aufbaute, was sie bisher gelernt hatten. Wer in den Tagen zuvor geschlafen hatte, würde es schwer haben, mitzukommen, und auch Shao mußte am Abend noch nacharbeiten.
    Etwas irritierte sie.
    Zuerst wußte sie nicht, was es war. Irgendein Vorgang hatte sie gedanklich abgelenkt, und sie runzelte die Stirn, während sie den Blick anhob.
    Ellen war es nicht gewesen. Sie stand auch weiterhin in der Zelle und telefonierte.
    Etwa die Menschen?
    Einen triftigen Grund gab es dafür nicht. Die waren wie immer an ihr vorbeigeströmt. Trotzdem hob Shao den Blick, weil sie einfach das Gefühl hatte, es tun zu müssen.
    Ihr fiel jemand auf.
    Es war ein Mann.
    Unter allen bunten Vögeln, die es in London gab, gehörte er zur Spitze. Er war ziemlich groß und trug ein grünes Gewand. Es war wirklich eine scheußliche, giftgrüne Farbe, und der Saum dieses Kleidungsstücks reichte ihm bis zu den Knöcheln.
    Shao sah bisher den Rücken des Mannes. Seinen beinahe ausrasierten Nacken und weiter oben das Haar, das sehr dicht, lockig, aber kurz geschnitten auf dem Kopf wuchs und nicht nur wegen seiner ungewöhnlichen weißgelben Farbe auffiel, sondern auch, weil diese Haare bereits weit oberhalb der Ohren endeten.
    Der Mann stand einfach nur da und schaute nach vorn.
    Shao spürte das Frösteln. Sie konnte es sich nicht erklären. Dabei sah sie nur gegen den Rücken des Mannes.
    Als hätte er ihren Blick geahnt, so hob er plötzlich seine linke Schulter an und drehte sich gleichzeitig auf der Stelle um, um zu schauen, wer ihn anblickte.
    Er tat es langsam wie jemand, der sich seiner Sache absolut sicher ist, und er entdeckte Shao.
    Plötzlich war alles anders. Die Chinesin kam sich mit diesem Mann allein auf der Welt vor. Sie hatte den Eindruck, als wären alle anderen Menschen um ihn und um sie herum einfach ausradiert worden. Zwar waren sie noch vorhanden, aber Shao konnte einfach nur ihn sehen.
    Ihn und sein Gesicht!
    Welch ein Ausdruck. Sie hatte sich zuvor keine Gedanken darüber gemacht, wie diese Type wohl von vorn aussah. Jetzt konnte sie ihren Blick einfach nicht von seinen weiblich und aufgequollenen und gleichzeitig arrogant wirkenden Gesichtszügen lösen, in denen nicht nur der weibliche und weich geschnittene Mund auffiel, sondern auch die Augen. Sie schimmerten in einem Grün, das sich in der Kleidung wiederholte. Dieser Typ hatte alles aufeinander abgestimmt.
    Shao schluckte. Dabei spürte sie eine Enge in der Kehle, mit der sie nicht zurechtkam. Sie wollte nicht begreifen, daß es einzig und allein mit dem Anblick dieses Mannes zusammenhing, der ebenfalls keine Anstalten traf, zur Seite zu schauen.
    Sie starrten sich an.
    Shaos Frösteln verstärkte sich.
    Da war etwas in den Pupillen des Mannes, das sie nicht deuten konnte. Etwas Hartes, etwas Unmenschliches und Gnadenloses, auch begleitet von einer gewissen Gier.
    Sie sah auch die Lippen.
    Der weibliche Mund verzog sich zu einem Lächeln, das ihr spöttisch und wissend zugleich vorkam, dann öffnete sich dieser Mund, und Shao rechnete damit, eine Zunge zu sehen, was aber
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