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0851 - Wir jagten das bleiche Gesicht

0851 - Wir jagten das bleiche Gesicht

Titel: 0851 - Wir jagten das bleiche Gesicht
Autoren: Jason Dark
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Fremdheit des Besuchers überrascht war. Er konnte diesen Mann nicht einordnen, wollte eigentlich erst wissen, wer er war, um dann zu handeln.
    Dann sah er den zweiten Mann.
    Er hatte die Wohnung noch nicht betreten und zeichnete sich hinter dem ersten ab.
    Ihn kannte Kraft.
    Es war Franz Jochem, ein ehemaliger Kollege. Was er hier zu suchen hatte, lag auf der Hand. Kraft dachte sofort an die Vergangenheitsbewältigung der besonderen Art, und er hatte ebenfalls den Entschluß der besonderen Art gefaßt.
    Aus seinem Mund drang ein wütender Laut. Es war genau der Ton, der auch Harry Stahl warnte. Er schaute hin, sah plötzlich die kleine Gestalt am Boden knien und auch die Waffe, die dieser Mann festhielt, wobei das Größenverhältnis irgendwie nicht paßte.
    Harry hätte trotzdem keine Chance gehabt. Bevor er seine Waffe ziehen konnte, schoß Kraft.
    Die MPi schleuderte ihre Ladung hinaus. Sie hämmerte ihre Todesmelodie, und in dieses Stakkato hinein drang auch der irre Schrei des Egon Kraft.
    Ihm wurde bewußt, daß er einen Fehler gemacht hatte, denn er hätte zuvor üben müssen.
    So aber hatte er den Rückstoß der Maschinenpistole nicht berechnet. Der schleuderte ihn zurück, und die Waffe zeigte nun in die Höhe. Die Kugeln schlugen in die Decke, rissen dort Löcher und ließen Putzbrocken wie übergroße Schneeflocken nach unten fallen.
    Als Kraft dieses klargeworden war, da hatte er schon einige wertvolle Sekunden verloren. Harry war zur Seite gewichen. Er schrie Franz Jochem eine Warnung zu, darauf hoffend, daß diese auch befolgt wurde.
    Der pensionierte Wächter hatte zuerst nichts begriffen. Er stand auf der Schwelle, er staunte, sein Mund wollte sich kaum schließen, und er spürte, wie der Speichel über seine Unterlippe rann und am Kinn entlanglief. Er hörte das Geräusch der Schüsse, sah Mündungsblitze und einen kleinen Mann, der ihn an einen Klumpen erinnerte, wobei sich der Mann noch nach hinten wuchtete.
    Jochem sprang in den Flur zurück und tauchte nach rechts weg.
    Harry aber blieb im Zimmer.
    Er dachte nicht darüber nach, welch ein irres Glück er gehabt hatte, aber er wußte auch, daß er sich darauf nicht verlassen konnte und selbst handeln mußte.
    Er war zurückgewichen, hatte sich auch zu Boden geworfen und seine Waffe gezogen.
    Eine Feuerpause.
    Kraft richtete sich erneut ein. Er wußte jetzt, wie er schießen mußte. Er sprang mit einer Drehbewegung auf die Füße, die Maschinenpistole hatte er nicht losgelassen. Sie war der Tod in seinen Händen, und sie würde den Tod bringen.
    »Weg mit der Waffe!« brüllte Harry. Er lag auf dem Bauch, hatte den rechten Arm ausgestreckt und die Hand erhoben. So zielte er auf den ehemaligen Wächter.
    Zwar hatte Kraft den Befehl gehört, nur dachte gerade er nicht daran, aufzugeben. Schließlich besaß er die Kanone, und er würde sich den Weg freischießen.
    »Neiiinnn!« brüllte er, fuhr herum, legte wieder an, und dann schaute er in das Mündungsfeuer.
    Er sah es zweimal blitzen. Es erschreckte ihn. Er wurde starr wie sein rechter Zeigefinger.
    Als er die Echos der Schüsse vernahm, wurde er bereits zurückgestoßen. Zwei Kugeln hatten ihn wie Hammerschläge erwischt. Er flog durch den Raum, ein Sessel hielt ihn auf, und mit einer flattrigen Bewegung versuchte er, auf die Sitzfläche zu klettern.
    Das gelang ihm nicht mehr. Die Waffe war ihm entfallen. Sie lag auf halber Strecke zwischen ihm und dem Schützen und war für ihn unerreichbar. Er hätte es auch nicht mehr gekonnt, denn er war so fürchterlich schwach geworden. In seinem Körper spürte er ein nie erlebtes Brennen. Der Mund hatte sich mit einer dicken Flüssigkeit gefüllt, die er nicht mehr ausspucken konnte, und die deshalb zurück in seine Kehle rann, so daß er dabei fast erstickte.
    Ein letztes Husten noch. Dann sackte er zusammen und fiel in das schwarze Loch des Todes.
    Harry Stahl stand wieder auf den Beinen. Er hatte genug Menschen sterben sehen, um zu wissen, daß dieser Mensch, der ihn hatte töten wollen, nicht mehr lebte.
    Es war still in der Wohnung geworden. Ein beißender Geruch lag zwischen den Wänden. Aus dem Haus unten schallten Stimmen hoch. Natürlich waren die Schüsse gehört worden. Die Menschen würden kommen und nach Erklärungen verlangen, und Harry würde sie beruhigen müssen.
    Als er sich der Tür zudrehte, stand ein leichenblasser Frank Jochem auf der Schwelle. Der ältere Mann sah aus, als würde er jeden Moment bewußtlos zusammenbrechen. Seine
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