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0851 - Der Kult der Shada-Gor

0851 - Der Kult der Shada-Gor

Titel: 0851 - Der Kult der Shada-Gor
Autoren: Andreas Balzer
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zur Hintertür und dann Schwamm drüber, okay?«
    »Du stirbst!«
    »Na prima«, murmelte Jenkins und zog die Luger. »Hör mal, ich möchte dir nicht wehtun…«
    Ein Brüllen war die einzige Antwort. Und dann geschah alles gleichzeitig. Die Bestie stürmte vorwärts, Jenkins schoss und plötzlich erfüllte ein eigenartiger Singsang den Raum. Der Ex-Agent hatte die drei Drachenpriester nicht kommen sehen, uralte Männer in safrangelben Kutten, auf denen ein stilisierter Drache prangte. Der Brite kannte die Priester. Sie standen in der Hierarchie des Ordens weit oben und waren fast so mächtig wie die neun Köpfe der Bruderschaft. Wenn sie zum Einsatz geschickt wurden, mussten die Neun Drachen die Gefahr als sehr hoch einschätzen.
    Scheiße, wo bin ich hier nur reingeraten?
    Die drei Drachenpriester hoben ihre Arme, ein grünes Band entstand zwischen ihren Händen, das aus reiner Energie zu bestehen schien. Es pulsierte immer stärker und sprang schließlich auf die Kreatur über. Die Bestie brüllte auf, als sich das magische Band um ihren Körper wand, bis es ihn ganz eingehüllt hatte. Der Gesang wurde immer lauter, und dann war es vorbei. Mit einem infernalischen Schrei ging die Bestie in die Knie, ihr Körper zerplatzte, und Schleim und schwarzes Blut verteilten sich im ganzen Raum.
    Angewidert zog Jenkins ein zerfleddertes Taschentuch aus seiner Hosentasche und säuberte notdürftig sein Daffy-Duck-T-Shirt. »Verdammt«, fluchte er, während er sich mit zittrigen Fingern eine Pall Mall anzündete, »ich werde einfach zu alt für diesen Scheiß!«
    ***
    Der große Raum wurde durch unzählige Kerzen erleuchtet, die das Heiligtum der Neun Drachen in ein gespenstisches Halbdunkel tauchten. Die Machtzentrale der Bruderschaft befand sich in einem festungsähnlichen Kloster im Stadtteil Mong Kok und war fast völlig kahl. Der einzige Schmuck war ein dunkelroter Wandbehang mit Drachenmotiv, vor dem sich die neun greisen Oberhäupter des Ordens im Halbkreis versammelt hatten.
    »Der Kult von Shada-Gor«, sagte Meister Shiu düster, »das ist böse, sehr böse. Wenn der Dämon wieder sein grässliches Haupt erhebt, ist niemand mehr sicher.«
    »Doch was hat das mit uns zu tun?«, fragte der Mönch rechts neben ihm, dessen faltiges Gesicht an einen Bernhardiner erinnerte. An einen sehr alten Bernhardiner, »Die Gefahr für Hongkong ist gebannt. Was im Rest der Welt geschieht, mag bedauerlich sein, aber dafür sind wir nicht zuständig.«
    »Ich stimme Bruder Hong zu«, sagte ein würdig aussehender Glatzkopf. »Sollen sich andere darum kümmern. Wir haben mit unserem Herrschaftsbereich genug zu tun.«
    »Ihr denkt zu kurzsichtig, wenn ihr glaubt, das Böse ließe sich durch Ignoranz aufhalten«, widersprach Meister Shiu. Das greise Oberhaupt der Neun Drachen wusste, dass seine Brüder zu einer sehr eingeschränkten Sicht der Dinge neigten. Er selbst war einst auch so gewesen, doch das Versagen der Bruderschaft bei der Wiederkehr des namenlosen Dämons, zu dessen Bekämpfung der Orden einst gegründet worden war, hatte seine Einstellung verändert. [1] »Wenn wir die Ausbreitung des Bösen nicht aufhalten, wird es bald so stark sein, dass wir es nicht mehr stoppen können. Wenn es dann nach Hongkong zurückkehrt, werden wir wehrlos sein. So, wie schon einmal.«
    Betretenes Schweigen folgte den bitteren Worten des Drachen-Oberhauptes. Dann nickte Bruder Hong: »Dieses Risiko dürfen wir nicht eingehen. Was sollen wir tun?«
    »Tibet ist nicht unser-Terrain, und unsere Verbündeten dort sind zu schwach. Deshalb sollten wir jemanden mit der Lösung des Problems beauftragen, der sich mit den Mächten der Finsternis bestens auskennt.«
    »Der Franzose?«
    »Genau, Professor Zamorra. Er hat sein ganzes Leben dem Kampf gegen das Böse gewidmet, und wir waren ihm erst kürzlich behilflich. Er wird auf keinen Fall nein sagen.«
    ***
    Frankreich, Château Montagne
    »Nein, nein und nochmals nein. Kommt überhaupt nicht in Frage!«, sagte Professor Zamorra und starrte sein Gegenüber wütend an. Doch der gut gekleidete, höchstens 25-jährige Chinese, der sich ihnen schlicht als »Lee« vorgestellt hatte, ließ sich davon nicht beeindrucken. Lässig schlug er seine Beine übereinander und zog eine Schachtel Gauloises aus seinem maßgeschneiderten Jackett, das in seltsamem Widerspruch zu seiner grellroten Punkfrisur stand.
    »Sie haben gewisse Verpflichtungen«, sagte er in akzentfreiem Französisch.
    Das war der Satz, der auch bei
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