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085 - Von den Morlos gehetzt

085 - Von den Morlos gehetzt

Titel: 085 - Von den Morlos gehetzt
Autoren: Peter T. Lawrence
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untersetzte Gestalten auf. Ich hörte ihr leises Fiepen ebenso wie sie es hören mußte, aber sie drehte sich nicht um.
    „Was – ist mit Laura?“
    Krächzend kam meine Frage heraus. Diese Frau dort war nicht Laura. Da folgte mir ein Spiegelbild, ein wunderschönes Spiegelbild der Frau, die ich liebte. Doch mit Laura hatte sie nichts gemein.
    Mein Gegenüber lächelte immer noch. Aber es war ein seelenloses Lächeln der Lippen, das in seltsamem Kontrast zu den kalten Augen stand.
    „Du hast mich im Gang einmal töten wollen, Robert, und ich mußte den Körper, in dem ich seit fünfzehn Jahren lebte, verlassen. Nun habe ich von Lauras Körper Besitz ergriffen. Ich brauche einen menschlichen Körper, um Kontakt zur Welt der Lebenden zu haben, Robert. Und ich glaube nicht, daß du diesem Körper Lauras Böses antun würdest. Du kannst es nicht, weil du Laura liebst.“
    „Was ist mit dir?“ schrie ich in höchster Seelenqual. „Auch Laura hatte einen Geist und eine Seele. Das kann sich doch nicht einfach in Nichts auflösen.“
    Sie kam näher, trat über das Eisen, sah es kurz an und lächelte tückisch.
    „Womit willst du mir Angst machen?“ fragte sie höhnisch. „Mit deinen Feuerwerkskörpern? Du bist verloren, Eindringling. Die Welt der Halbseelen wirst du niemals mehr erreichen.“
    Die Angst wich langsam von mir. Vielleicht hatte diese Frau, die wie Laura aussah, recht. Sollten sie mich töten. Es gab nichts mehr, für das es sich zu leben lohnte, wenn Laura tot war.
    „Es ist mir gleich, was mit mir passiert“, antwortete ich resigniert. „Wenn Laura nicht mehr lebt, ist auch für mich das Ende da.“
    Das Lächeln in ihrem Gesicht wurde abschreckend boshaft, so daß auch die mindeste Ähnlichkeit mit Laura schwand. „Ihr Körper lebt“, flüsterte sie und kicherte. „Ihr Körper wird weiter in ihrer Wohnung leben und Laura sein. Aber ihre Seele ist nicht mehr. Sie ist in der zweiten Welt. Sie war nicht für uns bestimmt.“
    „Du bist ja verrückt!“ rief ich schweratmend. „Es gibt keine Welt unter der Erde für verdammte Seelen. Dieses schreckliche Reich wurde von Menschen geschaffen.“
    Die Haltung der Frau versteifte sich, ihre Gesicht verzerrte sich in wildem, flammenden Haß, und ihre Augen sprühten vor Bosheit, als sie schrie: „Ich bin Yraha, Priesterin des Maleek, den du Moloch nennst! Dieses Reich ist so alt wie die Welt. Du stehst in einem der hundert Tempel des Maleek. Hüte dich, ihn zu verspotten.“
    Als sie so zornbebend vor mir stand, wußte ich plötzlich, wie ich Laura helfen konnte. Ich mußte es versuchen. Es war die letzte, winzige Chance.
    „Du bist die Hure des Maleek!“ schrie ich in das erbleichende Gesicht des vom Geiste Yrahas besessenen Körpers Lauras. „Diese Welt, von der du sprichst, wurde von irrsinnigen Menschen geschaffen. Oder hast du schon einmal einen Gott gesehen, der am Amboß Eisenleitern fertigt? Du dienst einem steinernen Götzen, Yraha, den einer deiner wahnsinnigen Vorfahren erfunden hat!“
    Ihre Stimme gellte wie eine einzige Anklage durch die riesige, von Schwefeldämpfen erfüllte Halle: „Schweig, du Kreatur des Lebens! Was weißt du von den Göttern, die uns beherrschen. Meine Väter waren es, die sich Zugang unter die verderbte Erde verschafften, aber der Atem des Maleek fuhr in seine Ebenbilder.“
    „Er stinkt, dieser Atem!“ schürte ich weiter ihre Wut. „Er stinkt, wie alles in dieser unterirdischen, trostlosen Welt. Warum laßt ihr die Toten nicht in Frieden ruhen? Sie haben ihn verdient nach ihrem langen und schweren Leben, nach den Kriegen, die sie für andere führen mußten, dem Hunger, den sie erlitten.“
    „Maleeks Strafe wird dich erreichen!“ schrie die Priesterin und stürzte auf mich zu. „Er wird dich zu der niedrigsten Kreatur seines Reiches machen.“
    Sie sprang mich an wie eine Furie, versuchte die starren, gespreizten Finger in meine Augen zu stoßen, und schrie mich in einer Sprache an, die ich nie zuvor gehört hatte. Blitzschnell packte ich sie am Handgelenk, drehte es ihr auf den Rücken und zwang sie zu Boden. Wimmernd kniete sie mir zu Füßen, schrie, fluchte und riß den Kopf herum wie ein wildes Tier.
    „Yraha, ich werde dich jetzt töten“, sagte ich kalt. „Ich werde dich erwürgen, wie jede dieser Kreaturen, wenn sie mir zu nahe kommen. Und mit deinem Körper wird dein Geist sterben.“
    „Er ist unsterblich!“ gurgelte sie. „Du sollst den Körper haben, mein Geist wird weiterleben und
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