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085 - Von den Morlos gehetzt

085 - Von den Morlos gehetzt

Titel: 085 - Von den Morlos gehetzt
Autoren: Peter T. Lawrence
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sah noch, wie die Hände des Götzen für einen Augenblick hell aufglühten, dann knallte ich hart auf den Boden der Halle.
    Meine Lampe zerschmetterte bei dem Aufprall. Es gab ein häßliches Geräusch. Der Donner verebbte. Es wurde still.
    Ich vergaß den Verlust der Lampe, richtete mich mühsam auf. Die grünen Nebel lichteten sich wieder, wurden transparent und durchsichtig und vollführten ihren geisterhaften Totentanz dicht über dem Boden. Kleine, plumpe Körper richteten sich plötzlich in den Händen des Götzenbildes auf, hüpften von ihnen herunter und folgten dann mit wiegendem Gang und hellem Piepen jenen Wesen, von denen sie vor Minuten gebracht worden waren.
    Ich zitterte am ganzen Körper und fühlte, wie meine Finger zu erstarren begannen. In meinem Schädel schmerzte es, als ob tausend Eisnadeln am Werk wären. Mir wurde schwarz vor Augen. Schwäche ließ meine Knie einknicken und preßte mich gnadenlos auf den nach Schwefel stinkenden Boden.
    Irgendwo, stetig näherkommend, vernahm ich monotonen Singsang und das Schlurfen Hunderter kleiner Füße. Hundert kommen, hundertzwanzig gehen fort! Rob, du mußt aufstehen! Du mußt deinen Schock überwinden, wenn du hier nicht elendig zugrunde gehen willst!
    Ich versuchte es, brach wieder zusammen. Beim zweiten Versuch gelang es mir, schwankend in die Höhe zu kommen. Die riesige Halle drehte sich vor meinen Augen, Ekel und Angst und Grauen würgten mich. Ich hustete, übergab mich, stolperte nach vorne und krallte mich an die Wand, bevor ich ein drittes Mal zu Boden gehen mußte.
    „Sie sind überall“, hatte Warren gesagt. „Nicht nur in London oder England. Ihr Reich ist unendlich weit.“
    Wie lange würde es noch dauern, bis sie wie Würmer überall auf der Welt aus der Erde krochen, um sich auch über ihrem alten Reich auszudehnen? Zehn Jahre? Hundert Jahre?
    Ich stieß mich von der Wand ab, taumelte auf den Gang zu, durch den ich hierhergekommen war. Mein Fuß stieß gegen etwas. Es schepperte laut und blechern. Die Lampe! Mein Gott, ohne sie war ich so gut wie verloren. Wie sollte ich je wieder ohne Licht dem Wirrwarr der unterirdischen Gänge entkommen?
    Ben hatte eine Lampe. Himmel, wo mochte er wohl in diesem Augenblick stecken? Ob wenigstens er dieses Reich des Schreckens verlassen hatte?
    Ich stolperte weiter, kam dem Gang immer näher. Ja, dieser dort drüben mußte es gewesen sein! Hinter mir hörte ich, wie ein Totenzug aus irgendeinem anderen Gang in die Halle schlurfte.
    Ohne mich umzusehen, floh ich weiter. Ein paar Meter vor mir löste sich plötzlich ein Schatten aus dem rötlichen Licht des Ganges, auf den ich zulief.
    Keuchend blieb ich stehen, zerrte das Eisen aus dem Gürtel, wartete geduckt darauf, daß mich eine dieser fetten Kreaturen anfiel.
    Der Schatten kam näher, trat in das hellere, grünliche Licht der Halle und blieb nun ebenfalls stehen. Die Eisenstange entfiel meiner Hand, Freudentränen schossen mir in die Augen.
    „Laura!“ rief ich erlöst. „Mein Gott, Laura, daß ich dich gefunden habe.“
    Sie stand still da und lächelte.
    „Ja, Robert“, sagte sie leise. „Ich bin’s.“
     

     
    Ein schmaler, sehr enger Tunnel tat sich vor Ben auf, nachdem er sich durch das Loch in der Seitenwand gezwängt hatte. Die Luft, die ihm nun entgegenschlug, überbot alles, was ihm bisher in die Nase gestiegen war, aber ein Zurück gab es jetzt nicht mehr. Die brennende Lampe vor sich herschiebend kroch er Stück für Stück tiefer in den schmalen Schlund. Nach etwa drei Metern hatte er es geschafft. Der Gang endete in einer kleinen, runden Höhle, die aus dem Stein gehauen worden war. Etwa zwei Meter breit und lang, die Höhe betrug anderthalb Meter, so daß ein normal gewachsener Mensch sie nur gebückt durchschreiten konnte.
    Sein Lichtkegel huschte umher, aber er sah weder eine Nische, noch eine Schlaf statte.
    Ben knipste die Lampe aus, ließ sich flach auf den Boden nieder und versuchte den schrecklichen Geruch zu ignorieren, der hier herrschte. Wieder spürte er das heftige Pochen im rechten Fuß. Wie sollte es jetzt weitergehen? Er konnte doch unmöglich hier liegenbleiben, bis er mit dem gebrochenen Fuß wieder auftreten konnte. Und einmal würde ja auch jenes Wesen wiederkommen, das diese stinkende Höhle bewohnte.
    Der Gedanke allein ließ ihn schon erstarren. Freilich, für ein, vielleicht auch zwei Tage könnte er den Scheinwerfer auf den Eingang des Tunnels richten, und der würde sie davon abhalten, ihm zu
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