Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
085 - Von den Morlos gehetzt

085 - Von den Morlos gehetzt

Titel: 085 - Von den Morlos gehetzt
Autoren: Peter T. Lawrence
Vom Netzwerk:
gegenüberliegenden Wand. Aus dem immer noch dunklen Gang ertönte wieder das Fiepen. Der Morlo wich zurück. Quälende Sekunden verstrichen, dann tauchte im Licht der Lampe plötzlich eine winzige, dicke Hand auf und winkte ihm, den Strahl der Lampe in eine andere Richtung zu lenken.
    „Mein Gott!“ Ben begriff. „Er will reinkommen.“
    Ben zögerte noch einen Augenblick, schluckte seine aufsteigende Erregung hinunter, dann schwenkte er die Lampe so weit herum, daß der Eingang nur noch in schummrigem Licht lag.
    Die Hand verschwand, und das Wesen kroch leise fiepend zu ihm in die Höhle.
     

     

Langsam und schleichend kam die Brut dieser entsetzlichen Götter näher. Die kurzen, dicken Arme der Kreaturen zuckten aufgeregt, und hinter ihren Augenschlitzen funkelte es böse. Weit hinter uns, in der Mitte der riesigen Halle schleppten Träger ihre Toten zu den Händen des Gottes. Ihr helles Singen schwirrte wie ein unsichtbarer Insektenschwarm in der Luft.
    Drei, vier Meter noch. Der Kreis um mich herum wurde immer enger. Die Schlinge zog sich zu, und wenn ich jetzt noch ein paar Sekunden wartete, dann waren sie über mir.
    Ich stieg über den starren Körper Lauras hinweg, und als ich dabei einen Augenblick lang wieder in ihr Gesicht sah, wußte ich, daß ich für sie kämpfen würde.
    Einmal atmete ich noch tief durch, konzentrierte mich auf den Sprung, spannte jeden einzelnen Muskel meines Körpers an. Dann raste ich auf eines der Wesen zu. Krachend landete die Eisenstange auf seinem Kopf, wo sie wie in einem weichen Schwamm versank. Das Wesen stieß ein schrilles, schmerzerfülltes Quietschen aus und fiel auf den Boden, wo es zuckend liegenblieb. Mit einem Satz sprang ich über den fetten, sich in gelbem Blut windenden Körper hinweg und raste auf die Mündung des Ganges zu. Hinter mir hörte ich nun zum weiten Mal den heranrollenden Donner, der mir fast das Trommelfell zerriß. Ich spürte, wie die Erde unter mir zu beben begann, hetzte weiter. Wieder erfaßte mich die unsichtbare Kraft, als das furchtbare Krachen seinen Höhepunkt erreichte. Doch gerade rechtzeitig langte ich an der Gangmündung an, wo ich mich an dem rauhen Fels der Seitenwand festkrallte. Meine Beine wurden emporgerissen, aber ich hielt mich fest und landete Sekunden später wieder mit den Füßen auf dem Boden.
    Wie benommen taumelte ich weiter. Rötliches Halbdunkel herrschte. Schemenhaft sah ich einige Gestalten aus den schwarzen Schlünden der Nebengänge auftauchen. Ich kümmerte mich nicht darum, hetzte an ihnen vorbei.
    Meine Lungen stachen, der Puls flog, aber die Beine liefen, als würden sie nicht mir sondern einer unzerstörbaren Maschine gehören. Nun tauchten auch in den Gängen vor mir die ersten plumpen Gestalten auf, watschelten mir entgegen, strömten plötzlich aus allen Richtungen herbei, und pfiffen bei jedem Schritt wie bösartige Ratten.
    Ein, zwei Hände griffen aus dem Halbdunkel nach mir. Ich riß mich los, stürmte weiter durch die Gangmitte. Wie viele Kilometer hatte ich zurückgelegt, als ich vom Totenzug dieser Wesen hierher getrieben worden war? Ich erinnerte mich daran, endlos lange marschiert zu sein, was aber auch daran gelegen haben konnte, daß ich mich ihren kleinen Schritten angepaßt hatte, um nicht von ihnen zu Tode getrampelt zu werden.
    Wie Ameisen überschwemmten sie nun den Gang, kamen zu Hunderten von vorne, von hinten und aus allen Gängen. Ich blieb keuchend stehen, blickte mich um. Wo ich auch hinsah – es wimmelte nur so von ihnen. Eine Lawine von kurzen, plumpen Leibern rollte auf mich zu, schloß mich von allen Seiten ein.
    „Kommt doch, ihr Bestien!“ schrie ich kampfwütig. „Laura habt ihr vernichtet, aber dafür sollt ihr zahlen. Ich werde so viele wie ich kriegen kann mit mir nehmen.“
    Die ersten waren heran, da schlug ich zu. Immer und immer wieder. Einige stürzten getroffen zu Boden, doch unzählige andere drängten ihnen nach. Die Masse kam nicht mehr zum Stehen. Wie winzig sie doch waren, die Kreaturen, die ich um einen Meter überragte. Ich spürte kaum, daß sie mich zu erdrücken begannen, daß sie sich in meine Beine verkrallten. Da waren nur die fetten, runden Schädel unter mir. Ein wogendes Meer, auf das ich mit der Kraft eines Besessenen einschlug.
    Die schreckliche Armee wurde unübersehbar. Sie schrien, stürzten, trampelten auf den anderen herum. Sie zerrten an meinen Beinen, rissen mich zu Boden, schlugen mit ihren Fäusten auf mich ein, traten mir ins
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher