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0847 - Shango

0847 - Shango

Titel: 0847 - Shango
Autoren: Jason Dark
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wuchtigen Schreibtisch, dessen Holz von dunklen Flecken bedeckt war. Sie stammten nicht nur aus verlaufener Tinte. Manche erinnerten auch an das Blut eines Menschen.
    Sollte er Cabal vergessen? Sollte er seinen Plan durchführen oder kneifen?
    Es war nicht seine Art. Aber er mußte auch zugeben, und das tat er nicht gern, daß dieser Cabal ein besonderer Gefangener war. Er zählte zu einer Sorte, die Gulda nicht mochte. Vor allen Dingen deswegen nicht, weil sie ihm irgendwo über waren.
    Er würde nie zugeben, daß er sich vor Cabal fürchtete, doch so etwas wie ihn hatte er hier noch nie einsitzen gehabt, und die Worte des Mörders waren nicht ohne Eindruck bei ihm geblieben.
    Er hatte vom Tod gesprochen, der bereits auf der Lauer lag. Einfach nur so, oder steckte mehr dahinter?
    Gulda wußte keine Antwort. Er hätte gern mehr gewußt. Um das zu erreichen, mußte er mit Cabal reden.
    Jorge Gulda griff zum Hörer und rief Oddie, seinen Vertrauten unter den Untergebenen, an. Oddie meldete sich sofort. »Soll ich ihn bringen, Jorge?«
    »Ja, sofort.«
    »Gut, wird erledigt.«
    Auf Oddie konnte sich Gulda verlassen, auf die anderen weniger, aber Oddie stammte aus seiner alten Kompanie. Beide hatten sie schon im Dreck gelegen.
    Aus einer Blechschachtel holte Gulda eine Zigarre. Es war dieselbe Schachtel, in der Cabals abgeschnittener Finger lag. Ihn hätte Gulda gern dem Killer ins Maul geschoben, und er hätte es bei diesem Verhör sicherlich getan.
    Jorge riß ein Streichholz an, schaute sekundenlang in die Flamme und brachte sie erst dann an das Ende der Zigarre heran, als das Feuer schon seine Finger ansengte. Gulda nahm es mit einem Grinsen hin. Er war eben ein harter Knochen.
    Die zweite von ihm gepaffte Wolke stand noch als Rauchballen in der Luft, als Oddie die Tür aufstieß und den Gefangenen regelrecht über die Schwelle schleuderte.
    Cabal hatte einen Stoß in den Rücken bekommen und konnte sich kaum auf den Füßen halten. Erst am Schreibtisch konnte er sich abstützen. Oddie war ihm nachgeeilt. Er wollte ihn am Kragen fassen und herumwuchten, um ihn gegen den Schrank aus Metall zu schubsen, der schon einige Beulen aufwies, aber Jorge hob die rechte Hand und sagte: »Laß' es bleiben, Oddie, wir wollen unseren Freund doch nicht verletzen.«
    »Hä?« Oddie stand da und begriff nichts. Sein Gesicht zeigte einen dummen Ausdruck.
    »Du kannst gehen, Oddie. Wenn ich dich brauche, werde ich dich rufen, mein Bester.«
    »Klar, Serge, klar.« Er redete Gulda noch immer an wie früher beim Militär.
    Oddie verschwand, und Gulda konzentrierte sich auf Cabal, der mit auf dem Rücken gefesselten Händen vor dem Schreibtisch stand. Die Handschellen, die sie hier verwendeten, bestanden aus besonderem Stahl. Ihre Ringe schnitten tief ins Fleisch.
    Nicht weit entfernt stand ein Stuhl. Ein klobiges Ding mit harter Sitzfläche, aber hier sollte sich auch niemand ausruhen. Gulda paffte und schaute Cabal durch den Rauch hinweg an. Er mußte sich erst auf ihn einstellen, was ihm schwerfiel.
    Gulda schaffte es nicht, diesen Killer einzuschätzen, und er war ehrlich genug, um sich einzureden, daß er aus ihm nicht schlau wurde. Dieser Mensch hatte etwas an sich, das Gulda frösteln ließ. Von ihm ging - so abgedroschen es klang - eine Kälte aus, die Gulda widerlich fand.
    »Ich habe über dich nachgedacht«, sagte er.
    Cabal grinste.
    »Willst du nicht wissen, zu welch einem Schluß ich gekommen bin?«
    »Sie werden es mir sagen.«
    »Ja, das werde ich.« Gulda stäubte die Asche ab. »Ich bin zu keinem Ergebnis gekommen.«
    »Ihr Problem.«
    Der Mann lachte. »Ich will aber eine Lösung haben. Das bin ich so gewohnt.«
    »Was wollen Sie wissen?«
    Gulda legte den Kopf schief und grinste. »Es ist nicht so einfach.« Er malte mit der Fingerspitze Kringel auf den Schreibtisch, immer um einen eingetrockneten Blutfleck herum. »Weißt du, daß wir uns im Prinzip eigentlich ähnlich sind?«
    »Nein.«
    »Du hast gekillt, ich auch.«
    »Wen haben Sie umgebracht?«
    »Ich war beim Militär, das muß genügen. Habe auch im Golfkrieg mitgemischt und bin dann bierhergekommen.« Er schaute auf seine Fingernägel. »Ein derartiger Job füllt einen Mann wie mich nicht aus. Ich bin immer auf der Suche nach etwas Neuem, denn ich hasse es, wenn das Leben zu eintönig verläuft. Deshalb hat es mich auch interessiert, was du über den Tod gesagt hast.«
    Cabal schwieg.
    Gulda fuhr fort. »Könntest du dich darüber nicht näher
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