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0843 - Tunnel der hungrigen Leichen

0843 - Tunnel der hungrigen Leichen

Titel: 0843 - Tunnel der hungrigen Leichen
Autoren: Jason Dark
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Fisch mit spitzer Schnauze, der alle Hindernisse aus dem Weg räumen wollte. Der Kommissar ruderte dicht an eines der am Ufer liegenden Hausboote heran und hielt sich dort fest.
    Das Touristenboot »rollte« vorbei.
    Es war nur zur Hälfte besetzt und schien von einer japanischen Reisegesellschaft gemietet zu sein, denn van Steen entdeckte im Boot die Japaner, die natürlich knipsten, was das Zeug hielt und dabei auch nicht vergaßen, ihm zuzuwinken.
    Er winkte matt zurück.
    Die Menschen hatten es gut. Sie ahnten nichts von dem Grauen, das sich womöglich unter ihnen verbarg. Er durfte sich nur nicht vorstellen, daß eine Armee von Monstren den Kanal verließ und ein Boot plötzlich angriff.
    Es passierte ihn.
    Die Blitzlichter der Kameras blieben Erinnerung, und der Kommissar konnte seine Fahrt wieder fortsetzen. Er stieß sich ab und glitt auf die Mitte des Kanals zu, dessen Wasser noch von den hinterlassenen Wellen des Bootes aufgewühlt worden war.
    Er schaukelte darüber hinweg, der Bug sackte tiefer ein, und van Steen bewegte sich selbst ein wenig unruhig auf seinem kleinen Kahn. Vom Ufer her wurde er kaum beachtet, die Menschen hier waren es gewohnt, daß Boote durch die Grachten fuhren. Ein einsamer Kahnfahrer fiel gar nicht auf.
    Er sah die Autos, die sich durch die schmalen Straßen schoben, er hörte die Motoren, die Signale der Hupen, hin und wieder das aggressive Schrillen der Fahrradklingeln und auch menschliche Stimmen, das alles gehörte zum alltäglichen Leben, doch für ihn war es an diesem Mittag alles so weit, schrecklich weit weg.
    Van Steen fühlte sich allein.
    Gefangen in der Kälte, als sollte er durch sie vereist werden, um später wehrlos zu sein.
    Er hob die Ruder an, tauchte sie wieder ein und lauschte dem leisen Klatschen nach.
    Van Steen wollte sie durchziehen, als er merkte, daß irgend etwas nicht stimmte.
    Hakten die beiden Blätter?
    Ihm wurde noch kälter, aber diese Kälte kam von innen, hatte ihren Geburtsort in seiner Seele gehabt und es gab auch ein Wort für dieses Gefühl.
    Angst…
    Auf einmal war sie da. Van Steen saß unbeweglich auf seinem Sitz, als wollte er sich einzig und allein nur auf dieses Gefühl konzentrieren. Das Boot bewegte sich leicht auf den Wellen, es tanzte hoch und nieder, ein zittriges Schaukeln, mehr nicht. Er brauchte einige Sekunden, um die eigene Starre zu überwinden, und diesmal versuchte er nicht, die Ruderblätter leicht anzuheben, er zerrte daran.
    Das linke bekam er frei.
    Der plötzliche Ruck warf ihn nach rechts, er prallte mit der Hüfte gegen die Kante der Bordwand und merkte, daß sich an das rechte Ruder ein Gewicht gehängt hatte.
    Irgendein Gegenstand mußte er dort gefangen haben, der sogar ziemlich schwer war.
    Er beugte sich hinüber.
    Das Ruderblatt sah er nicht deutlich. Es verschwamm dicht unter der Oberfläche zu einem blassen Fleck, aber er sah etwas anderes, und sein Herzschlag schien aussetzen zu wollen.
    Zwei grüngraue Klauen hielten die Ruderstange umklammert wie ein Turner das Reck…
    ***
    Wir waren zu Fuß gegangen, hatten das Rathaus passiert und spazierten neben der langen Straße her, die geradewegs auf den Bahnhof zuführte, wo sich ebenfalls Anlegestellen der Touristenboote verteilten. Schon von weitem war der alte Jugendstilbau zu sehen. Wie eine breite Trutzburg stand er unter dem bleigrauen Winterhimmel, als wollte er starr auf die zahlreichen Menschen schauen, die sich in seiner Nähe aufhielten oder auf ihn zubewegten.
    Bis zum Bahnhof gingen wir nicht. Zuvor und direkt an der Straße befanden sich ebenfalls Anlegestellen, und zwei große Uhren zeigten die Abfahrtszeiten an.
    Wir hatten Glück.
    In genau vier Minuten wollte das Boot starten. Wir gingen über den hölzernen Steg auf das Kassenhäuschen zu. Ich löste zwei Karten, wir wandten uns nach rechts und wurden noch kurz vor dem Einsteigen fotografiert. Beide mußten wir die Köpfe einziehen, als wir das Boot betraten. Die vier Stufen einer schmalen Treppe führten zu den Bänken hin, der Kapitän oder Fahrer saß bereits hinter dem Ruder und begrüßte uns mit einem freundlichen Lächeln.
    Um diese Zeit war kein Boot mit Touristen überfüllt. Suko und ich konnten uns die Plätze aussuchen, und wir waren die Personen fünfzehn und sechzehn.
    Auf einer harten Holzbank nahmen wir Platz. Wir saßen nebeneinander und freuten uns über die Wärme, die durch den Körper zog. Über uns befand sich das Glasdach, auf ihm lagen noch einige Eisstücke wie
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