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0843 - Tunnel der hungrigen Leichen

0843 - Tunnel der hungrigen Leichen

Titel: 0843 - Tunnel der hungrigen Leichen
Autoren: Jason Dark
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habe den Fluß durchquert, ich habe das andere Ufer erreicht. Ich… ich… kann mich retten.
    Eine Welle packte ihn und warf ihn nach vorn. Er prallte mit der Schulter gegen die Außenwand und wurde in die Tiefe gedrückt. Das schmutzige Wasser schlug über ihm zusammen. Panik stieg in ihm hoch. Mit seinen Gliedern pendelte er nur mehr, als hätte ihn auch die letzte Kraft verlassen.
    Aber er fing sich wieder.
    Etwas trieb ihn hoch.
    Sein Kopf durchstieß die Wasseroberfläche. Es war keine Täuschung, die Bordwand befand sich dicht vor ihm. Sie war glatt und rissig zugleich. Er spürte es, als er mit der Hand dagegenschlug, um sich dort für einen Moment abzustützen.
    Eine Hand?
    Nein, da waren zwei!
    Der einsame Mann sah es, er wollte es nicht glauben, hoffte, sich geirrt zu haben, aber die dunkle Klaue links von ihm blieb. Sie sah aus, als hätte sie sich aus altem zähen Gestrüpp geformt.
    Die Klaue bewegte sich nach rechts.
    Dann griff sie zu!
    ***
    Ich hatte es mir nicht nehmen lassen und meinen Freund Wladimir Golenkow zum Flughafen gebracht. In den frühen Abendstunden startete seine Maschine nach Moskau, und der Russe flog nicht allein, sondern schaffte einen gewissen Romanow in seine Heimat zurück, damit dieser Mann dort vor ein Gericht gestellt werden konnte. Für uns war er ein mehrfacher Mörder, der sich mit Schwarzer Magie beschäftigte, um seine schrecklichen Pläne durchzuführen.
    Es war ihm nicht ganz gelungen. Rasputins Erbe hatten wir zerstören können, und dieser Romanow war nichts anderes mehr als ein normaler Verbrecher.
    Wir hatten ihn den Kollegen übergeben, die ihn auf dem Flughafengelände in Sicherheitsgewahrsam genommen hatten. So war ich mit Wladimir allein und konnte uns den Luxus einer Pause gönnen, denn bis zum Start der Maschine würde noch einige Zeit vergehen. Den Kaffee tranken wir aus großen Tassen, und mir fiel auf, daß der gute Wladimir Golenkow nicht eben fröhlich aussah. Ziemlich betrübt schaute er auf die braune Brühe.
    »Was ist los mit dir?« fragte ich ihn. »Du müßtest doch froh sein, es geschafft zu haben.«
    »Bin ich auch.«
    »Aber…«
    »Tja«, sagte er gedehnt, holte dabei tief Luft und schaute sich langsam um. Er sah den Luxus um sich herum, die blitzende Theke des kleinen Bistros, all die Waren und Getränke, die es hier zu kaufen gab, und das machte ihn wahrscheinlich deprimiert, denn er verglich es mit den Dingen in seinem Heimatland. »Bei uns hätte vieles anders laufen können und müssen, John, leider ist das nicht geschehen. Wir haben die große Chance gehabt.«
    »Ihr habt sie noch immer.«
    »Stimmt, aber was ist mit den Leuten? Ich denke an den verfluchten Rechtsruck in unserem Land. Das ist nicht gut, aber die meisten Menschen begreifen es nicht, wobei ich ihnen nicht mal einen Vorwurf machen kann. Wenn oft das Nötigste fehlt und sie dann zusehen müssen, wie Landsleute sich die Taschen vollstopfen, in Saus und Braus leben, sich Leibwächter leisten und im Ausland immer mehr von der russischen Mafia als von einer Demokratisierung des Landes gesprochen wird, da könnte man sich manchmal in die Ecke setzen und heulen. Vor allen Dingen dann, wenn man daran geglaubt hat, wie ich es tat.«
    »Da kann ich dir nicht einmal widersprechen, Wladimir. Aber wie kommst du persönlich zurecht?«
    »Es geht einigermaßen. Man legte mir nicht zu viele Steine in den Weg.«
    »Aber es sind Steine da.«
    Er nickte. »Leider, leider«, murmelte er. »Wie oft hat man schon versucht, mich zu bestechen, um an gewisse Papiere oder Akten heranzukommen! Ich habe mich dagegen gestemmt, und man ließ mich irgendwann in Ruhe, weil ich ja doch nicht in der ersten Reihe meines Jobs stehe. Ich bin kein Einsatzleiter irgendeiner Spezialtruppe, die Killer jagt, ich arbeite im Hintergrund, aber was erzähle ich da? Du bist ja immerhin mein Vorbild gewesen und dies schon zu Zeiten der Sowjetunion.« Er lächelte in sich hinein. »Wenn ich da nur an unseren ersten Fall denke, als wir die Werwolf-Elite jagten - mein Gott, wie lange ist das schon her.«
    »Sehr lange.«
    »Sicher, John. Vieles hat sich geändert, nur unsere Feinde, die sind geblieben.«
    »Und werden bleiben«, vollendete ich den Satz. »Ich glaube nicht, daß Menschen den endgültigen Sieg über das Böse schaffen, weil eben das Böse zum Menschen dazugehört, denn vieles dringt ja aus dem Menschen selbst, ohne daß er es direkt weiß.«
    »Das sehe ich auch so. Aber du willst nicht
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