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0843 - Tunnel der hungrigen Leichen

0843 - Tunnel der hungrigen Leichen

Titel: 0843 - Tunnel der hungrigen Leichen
Autoren: Jason Dark
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aufgeben?«
    »Nein.«
    »Immer noch frisch?«
    »Das kann man sagen.«
    Golenkow lehnte sich zurück. »Ich ebenfalls, auch wenn ich manchmal alles hinschmeißen könnte. Aber Gespräche wie heute geben mir irgendwie Mut, daß man doch weitermachen muß.«
    »Richtig.«
    Golenkow schaute auf die Uhr. »John, für mich wird es allmählich Zeit. Außerdem muß ich mich noch um Freund Romanow kümmern. Er wird neben mir sitzen, durch eine Handschelle mit mir verbunden. Auf diesen Flug freue ich mich nicht.«
    »Das glaube ich.«
    Der Russe leerte seine Tasse. »Auch der Kaffee ist besser, John. Ich wollte, ich hätte ihn.«
    »Soll ich dir welchen schicken?«
    »Wenn du willst.« Er lächelte. »Wichtig ist nur, daß ich einige Silberkugeln mit im Gepäck habe.«
    »Dafür hat Father Ignatius gesorgt. Er wird es auch noch weiter tun, obwohl er sich in Rom befindet und sich mit anderen Aufgaben beschäftigen muß. Die Herstellung der geweihten Silberkugeln gehört einfach zu ihm, wenn du verstehst.«
    »Klar.«
    Ich hob den Arm und winkte der Bedienung. Der junge Mann ließ die Rechnung aus dem Computer rattern, ich zahlte, gab ein Trinkgeld, dann rutschten wir von den Hockern.
    Wir hatten während unseres Gesprächs das hektische Treiben in dem Gebäude vergessen und waren uns wie auf einer kleinen Insel vorgekommen. Das änderte sich nun, denn der übliche Lärm nahm uns wieder auf. Wir hörten die Durchsagen, den Stimmenwirrwarr um uns herum, und ich begleitete meinen russischen Freund noch bis in die abgesperrte und bewachte Zone. Ich ging auch mit ihm in den Raum hinein, wo Romanow wartete.
    Der Mann war mit einer Handschelle gefesselt. Er hockte auf einem harten Stuhl, starrte zu Boden und bewegte hin und wieder den Mund, ohne allerdings etwas zu sagen.
    Auch schaute er kaum auf, als wir den Raum betraten. Ein Uniformierter nickte uns zu und erklärte, daß der Gefangene keinerlei Schwierigkeiten gemacht hätte.
    »Das will ich ihm auch geraten haben«, sagte Golenkow.
    Romanow sagte dazu nichts. Er starrte den Boden an. Auch mich würdigte er mit keinem Blick.
    Ich verabschiedete mich von Wladimir Golenkow. Wir umarmten uns. »Gib auf dich acht, Towaritsch«, sagte mein Freund mit rauher Stimme. »Ich habe das Gefühl, daß es immer schlimmer wird.«
    »Dann werden wir auch besser.«
    »Das können wir nur hoffen.«
    Er brachte mich noch bis zur Tür. Ich wurde den Eindruck nicht los, daß er gern für immer in London geblieben wäre, aber er hatte in Moskau seinen Platz, und wie ich ihn kannte, würde er die Arbeit dort gut machen.
    Vor der Tür holte ich tief Luft, nickte den beiden Bewachern zu und verließ die Sicherheitszone, um zu meinem Rover zu gehen, den ich auf dem Parkplatz der Airport Police abgestellt hatte.
    Sonnenschein über dem Land. Da floß das kalte Licht überall hin. Schon seit Tagen erlebten wir dieses strahlende, wenn auch kalte Winterwetter. Es war herrlich. Man konnte wunderbar laufen, der Wind war nicht zu stark, und es mußte jetzt sicherlich herrlich sein, in den Bergen Urlaub zu machen.
    Ich träumte von der Fernsicht auf einem Dreitausender, als ich die Tür des Wagens aufschloß.
    Da die Sonne im Westen schon sehr tief stand und blendete, mußte ich die Brille mit den dunklen Gläsern aufsetzen. Zum Büro würde ich um diese Zeit nicht mehr zurückfahren, ich hatte vor, den Abend in meiner Wohnung zu verbringen und hoffte darauf, daß Shao ihr Versprechen eingehalten hatte. Sie wollte für uns chinesisch kochen, und das konnte sie ausgezeichnet.
    Ich startete.
    Es war dabei immer wieder faszinierend, den Landungen oder Starts der schweren Maschinen zuzuschauen. Wie sich diese Kolosse so leicht und locker in die Luft erhoben, als würden sie immer mehr an Gewicht verlieren und zu einer Feder werden.
    Der Betrieb hielt sich in Grenzen. Er würde erst in der Stadt schlimmer werden. Da stand mir dann der Kampf mit der Tücke des Objektes bevor, bis ich endlich mein Ziel erreichte.
    Es gab eine Autobahn, die nach London hineinführte. Ich konnte mir Zeit lassen und brauchte nicht zu rasen. Rechts und links lag das flache Land. Die ersten Häuser tauchten auf. Im Osten zeichnete sich scharf die Silhouette der gewaltigen Stadt an der Themse ab, eine Millionenstadt mit Menschen unterschiedlicher Nationalitäten. Ein brodelnder Hexenkessel.
    Der Rover glitt dahin. Ich fuhr spritsparend. Meine Gedanken beschäftigten sich mit der Zukunft und auch mit der Vergangenheit, aber die Zukunft
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