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0840 - Siegel der Rache

0840 - Siegel der Rache

Titel: 0840 - Siegel der Rache
Autoren: Volker Krämer
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steckte und im Stadtverkehr machbar war. Endlich erreichte er den Park und legte sich keine Zurückhaltung auf, in den eigentlich für Autos gesperrten Bereich zu fahren.
    Genau in diesem Augenblick schien Zamorra aus dem Kokon zu kriechen, in den er seinen Geist die Fahrt über gesteckt hatte.
    »Nicole hat das Buch stehlen lassen, Pierre, anders kann es nicht gewesen sein«, behauptete er.
    Robin ließ seinen Blick auf dem Weg. »Sie sagt nein, und wenn Nicole das so behauptet, dann…«
    Zamorra unterbrach ihn. »Wer sonst? Wer soll diesen Verbrechern sonst den Auftrag erteilt haben? Pierre, das Siegel, das sich geöffnet hat, greift denjenigen an, der das Buch an einen Ort schafft - oder schaffen lässt -, den das Buch nicht für sich gewählt hat. Frag nicht, es ist so. In diesen Momenten muss Nicole um ihr Leben kämpfen… wenn sie den Kampf nicht schon verloren hat.«
    »Ihr habt doch so etwas wie eine geistige Verbindung, ein Band, durch das ihr einander fühlen könnt.«
    Zamorra zog nur die Schultern ein wenig höher. »Ich kann Nicole seit langem nicht mehr richtig spüren. Es… es muss wohl am Buch liegen…« Robin spürte, wie schwer es Zamorra fiel, dies vor sich selbst zuzugeben.
    Robin stoppte den Wagen etwa hundert Meter von den Regenbogenblumen entfernt, um ihren versteckten Standort hinter anderem Strauchwerk nicht zu verraten. Die beiden Männer erreichten die Blumen im Laufschritt, rannten hinein, ihr Ziel klar vor Augen, und kamen im nächsten Moment im Kellergewölbe des Châteaus aus der dort unter einer künstlichen Mini-Sonne blühenden Regenbogenblumenkolonie wieder heraus.
    Schneller ging es nicht…
    Sie rannten durch die unterirdischen Gänge, die Treppe hinauf und in die Eingangshalle des Châteaus. Dann stürmte der Professor auch schon nach oben. Das Buch klemmte fest unter seinem rechten Arm.
    Robin hetzte sofort hinter ihm her, doch er hatte keine Chance, diesen durchtrainierten Mann einzuholen. Verblüfft sah Robin, wie Zamorra überhaupt nicht erst versuchte, Nicole zu finden; er rief nicht einmal ihren Namen. Wie von Furien gehetzt raste er die Stufen zu seinem Arbeitszimmer hoch.
    Da begann Robin langsam zu begreifen, denn Zamorra erfüllte nur, was der Text ja vorgegeben hatte.
    Die Tür zu Zamorras Büro war verschlossen, doch er machte sich nicht erst die Mühe, sie umständlich zu öffnen. Zum zweiten Mal in nur wenigen Stunden wurde das hölzerne Türblatt mit roher Gewalt aus seiner Verankerung gefetzt. Aus vollem Lauf trat Zamorra die Tür ganz einfach ein.
    Mit einem Schritt war er bei seinem Schreibtisch, der wie ein »U« geformt war. Heftig knallte er das Siegelbuch auf exakt die Stelle, an der es vor dem Raub gelegen hatte.
    Robin blieb im Türrahmen stehen, sah sich die Szene aus sicherer Entfernung an.
    Zamorra legte seine Handflächen auf den Bucheinband.
    »Siegel der Not. Dies ist der Hort, der auf dich gewartet hat. Dies ist nun kein fremder Ort mehr - darum lasse die Strafe jetzt enden.« Zamorra hatte keine Ahnung, ob diese Worte irgendeine Wirkung zeigen mochten. Daher war auch er überrascht, als das Buch unter seinen Händen aufsprang, sich exakt an der Stelle öffnete, wie er es in der Anstalt vorgefunden hatte. Die Zeichen waren noch vorhanden. Nichts hatte sich verändert.
    Es hat nicht funktioniert !, schoss es Zamorra durch den Kopf.
    Doch dann flammte die fremdartig anmutende Schrift kurz auf - und war verschwunden.
    Robin sah, wie Zamorra in sich zusammensank. Der Professor wusste, dass seine Aktion erfolgreich verlaufen war. Ob er jedoch noch rechtzeitig gekommen war, entzog sich jeder Ahnung, die er verzweifelt in sich zu spüren suchte.
    Zamorra taumelte aus dem Raum, schob Robin dabei unsanft zur Seite, doch der nahm das so hin. Zamorra hatte den Freund in diesem Augenblick wahrscheinlich überhaupt nicht registriert.
    »Nicole! Nicole!« Zamorras Stimme hallte durch das absolut stille Château. »Bei allen… Nicole, wo bist du?«
    »Schrei doch nicht so.« Robin traute seinen Augen nicht. Die schöne Französin kam Zamorra gelassen die Treppe herauf entgegen. »Du weckst ja mit deinem Gebrüll das ganze Château auf. Inklusive Drachen und Geistern.«
    Wortlos nahm Zamorra seine Geliebte in die Arme und drückte sie heftig an sich. Ein paar Mal versuchte er, etwas zu sagen, doch die Stimme wollte ihm nicht gehorchen. Pierre Robin stand grinsend am Treppenabsatz. Wenn Zamorra so weitermachte, dann würde er seine Gefährtin bestimmt
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