Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0840 - Siegel der Rache

0840 - Siegel der Rache

Titel: 0840 - Siegel der Rache
Autoren: Volker Krämer
Vom Netzwerk:
Voleurs.
    Zum wiederholten Male sah Carl zur Uhr. Das zwischen ihm und den drei anderen verabredete Zeichen war noch immer nicht erfolgt. Was nahmen die sich eigentlich heraus? Keinem der drei schien bewusst zu sein, welches Risiko dieses Überziehen der Ausgangszeit in sich barg. Noch hatte niemand das Fehlen der Männer bemerkt, doch irgendwann ließ sich das einfach nicht mehr vermeiden.
    Nervös ging Serou im Zimmer auf und ab. Was, wenn sie nun überhaupt nicht mehr kamen? Was konnte er ihnen auf Dauer hier bieten? Privilegien, sicher. Geldmittel, über die hier keiner der Insassen verfügte, standen den Bandenmitgliedern zur Verfügung. Carl ließ ihnen Freiheiten, im wahrsten Sinne des Wortes, denn keiner der drei hätte im Normfall alleine die Anstalt verlassen können - undenkbar! Doch auch diese Freiheit war temporär. Vielleicht wollten sie mehr?
    Als er aus dem Fenster sah, registrierte Carl, wie das große Sicherheitstor geöffnet wurde. Von einem Neuzugang war ihm nichts bekannt. Erst recht nicht um diese Uhrzeit. Als die vier Meter hohen Flügels des Tores geöffnet waren, fuhren Polizeiwagen in den dahinter liegenden Hof.
    Carl Serou wurde in diesem Moment schlagartig bewusst, dass sein Spiel beendet war. Das letzte Blatt war bereits gegeben - und seine Karten waren außerordentlich mies. Diese Aktion da draußen konnte nur bedeuten, dass man Poul, Mischa oder Rat geschnappt hatte - vielleicht sogar alle drei.
    Serou verließ sein Büro. Mit gemächlichen Schritten durchmaß er den Gang, an dessen Ende Veroniques Zelle lag, wobei Zelle sicher übertrieben war. Die todkranke Frau musste ständig medizinisch versorgt werden. Nur ganz selten verließ sie ja überhaupt noch ihr Bett. Carl hatte keine Ahnüng, warum er in diesem Augenblick seiner Niederlage hierher kam Vielleicht wollte er sich von der Frau verabschieden, die er im Grunde hasste, und die ihn wiederum verabscheute. Eine Zweckgemeinschaft… doch das war nun vorüber.
    Die Tür war nicht einmal abgeschlossen. Wozu auch? Veronique Brassens war längst so schwach, dass sie ihr Zimmer auf eigenen Füßen nicht verlassen konnte. Langsam drückte Serou die Klinke hinunter, drücke das Türblatt auf.
    Was er sah, raubte ihm beinahe den Verstand…
    ***
    Zamorra hatte auf dem Weg hierher nicht gesprochen.
    Er hatte sich Pierre Robins Geschichte angehört, hatte dazu nur genickt. Der Chefinspektor hatte sicher Recht. Doch im Grunde waren Zamorras Gedanken gar nicht hier. Sie drehten sich nach wie vor um das Siegelbuch, dass er so dringend wieder in seinen Besitz bringen musste.
    Ihm war bewusst, dass er in der U-Bahn-Station »Stade-De-Gerland« beinahe zu einem eiskalten Mörder geworden wäre. Ohne Robins Eingreifen… Zamorra fühlte die Angst, die er plötzlich vor sich selbst empfand. Alles schien ihm aus den Händen zu gleiten. Wie war er im Kampf gegen die Wesen der Schwarzen Magie denn noch überhaupt tragbar?
    Doch an seinem Ziel änderten auch diese Erkenntnisse und Fragen nichts. Er musste das Buch finden. Die Fahrzeugkolonne, die Robin mit seinem Wagen anführte, stoppte vor einer düsteren Anlage, die Zamorra in Lyon noch nie gesehen hatte. In diesen Teil der Stadt hatte ihn sein Weg zuvor auch noch nie geführt.
    Ein Schild, das auf den Sinn und Zweck der Gebäude hinwies, die Zamorra hinter hohen Mauern nur erahnen konnte, suchte er vergeblich. Dennoch war ihm klar, worum es sich handelte: Wer diese stählernen Tore hinter sich zurauschen hörte, der würde die Welt außerhalb dieser Mauern vielleicht nie wieder zu Gesicht bekommen.
    Für Robin und seine Leute öffneten sich die Flügel der Tore bereitwillig. Sicher war das Eintreffen der Beamten bereits angekündigt worden. Doch Zamorra entsann sich Robins Theorie, in der ein gewisser Carl Serou, Leiter dieser Anstalt, eine gewichtige Rolle spielte. In Sachen Kriminalistik vertraute der Parapsychologe dem Chefinspektor voll und ganz. Zudem hatte der Rattenjunge wohl bereits eine vorläufige Aussage gemacht, über die man Robin per Handy informiert hatte.
    Der Sturm auf die Anstalt lief in Perfektion ab. Zamorra folgte ganz einfach Robin, der, die Hände tief in den Manteltaschen vergraben, zielsicher durch die Flure der Anstalt stiefelte. Zamorra wurde klar, dass der Chefinspektor sich nicht zum ersten Mal in diesen Maüern aufhielt.
    Als Pierre Robin in einen seitlichen Korridor einbog, durchzuckte ein mentaler Schlag Zamorras Bewusstsein -am Ende dieses Ganges würde er das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher