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0840 - Siegel der Rache

0840 - Siegel der Rache

Titel: 0840 - Siegel der Rache
Autoren: Volker Krämer
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Hehlermarkt erzielen.
    Zamorra lauschte, doch die zweibeinige Ratte bewegte sich entweder überhaupt nicht, oder der Lump schwebte regelrecht durch diese Gänge. So würde er ihn nie finden. Zamorra sah sich um. Viel hätte er jetzt für eine Stablampe gegeben, denn hier unten war es dunkel. Nur ab und an verirrte sich ein Lichtstrahl in diese vergessene Welt; wahrscheinlich durch Luftschlitze in den Decken. Zamorra verschwendete keinen weiteren Gedanken daran.
    Es war der pure Hass, der ihn vorwärts trieb. Hinein in die Finsternis, in der er sich nur langsam tastend, Schritt für Schritt bewegen konnte. Schmerzlich vermisste er den Dhyarra-Kristall, mit dem eine schwache, doch sicher ausreichende Lichtquelle zu erzeugen war.
    Dhyarra… Nicole beherrschte ihren Kristall in Perfektion. Zum ersten Mal dachte er jetzt an seine Gefährtin. Warum nur hatte sie ihm das alles angetan? Sie musste für sich keinen anderen Ausweg mehr gesehen haben. Gemeinsam mit ihr hätte Zamorra den Rattenjungen sicher längst geschnappt.
    Tatsächlich? Für einen Moment bezweifelte er diese Vorstellung. Wäre er, Zamorra, denn überhaupt noch in der Lage, in einem Team zu bestehen?
    Wer bist du denn jetzt überhaupt? Was ist noch übrig geblieben von dem Professor Zamorra, der du einmal warst? Mit der Waffe in der Hand jagst du ein halbes Kind, nur weil es dir ein altes Buch gestohlen hat. Was bist du… ein Junkie?
    Der Schmerz hinter Zamorras Schläfen, dieser unerträgliche Druck, schien sich noch um einen Level zu steigern.
    Wie ein Betrunkener tapste er einige Schritte vorwärts. Ein Schmerzensschrei platzte aus Zamorra heraus. Sein linkes Knie war heftig gegen etwas Hartes gestoßen. Mit der freien Hand tastete er nach dem Hindernis.
    Eine Tür aus Eisen, die sicher noch nie einen Schutzanstrich gegen Rost gesehen hatte. Unter Zamorras Griff bröckelte das oxydierte Material heftig ab. Doch die Scharniere quietschten nicht…
    Zamorras Sinne schlugen Alarm. Es war noch nicht lange her, dass sie von irgendjemandem ordentlich geschmiert worden waren.
    Lauernd und lauschend machte der Parapsychologe vorsichtige Schritte in den Raum, der hinter dem angefressenen Türblatt lag. Totale Dunkelheit umfing ihn auch hier. Doch so vollkommen war die Finsternis dann doch nicht. Nur wenige Schritte von ihm entfernt glühte ein winziger Lichtpunkt. Er war zu schwach, um irgendetwas in seiner Umgebung erhellen zu können, doch er war real.
    Eine Leuchtdiode. Eine, die in modernen Geräten Verwendung fand. Sie hatte nichts weiter zu tun, als Betriebsbereitschaft zu signalisieren. Stand by… so nannte man das. Wenn Zamorra sich recht erinnerte, dann hatte er ein solches Signallämpchen zuletzt in seinem Büro gesehen. Noch kurz vor dem Einbruch… an seinem Handy!
    Ob es wirklich ein Geräusch war, vielleicht auch nur ein winziger Luftzug oder sein angeborener Instinkt, das konnte er nicht sagen, aber es rettete ihm das Leben. Zamorra ließ sich fallen und hörte das Zischen über seinem Kopf - ein Gegenstand wischte durch die Luft, der mit großer Kraft und Entschlossenheit geführt wurde. Dort, wo der Parapsychologe gerade noch gestanden hatte, sprühten jetzt Funken über die Wand. Etwas fiel zu klirrend zu Boden, rollte gegen Zamorras Hüfte. Eine Eisenstange, sicher gute sechs Fuß lang. Ein übles Mordwerkzeug, wenn man sie nur gut einzusetzen wusste.
    Zamorra blieb liegen. In der Dunkelheit konnte er seinen Angreifer nicht ausmachen. Es musste der Rattenjunge sein. Derjenige, der ihm das Buch gestohlen hatte… das Siegelbuch.
    Sein Siegelbuch!
    Ein kleiner Teil von Zamorras Bewusstsein schrie entsetzt auf, als der Professor den Abzug der P99 durchzog. Dreimal, viermal… die Schüsse bellten in der Stille wie Donnerschläge. Dann vernahm Zamorra fliehende Schritte. Er sprang hoch, hetzte seiner Beute hinterher… seiner Beute?
    Er hatte nicht getroffen. Alle Schüsse, blind abgefeuert, waren fehl gegangen. Irgendwo breitete sich Erleichterung in Zamorra aus, die gegen eine Enttäuschung ankämpfen musste, die langsam die Oberhand zu gewinnen drohte.
    Er hatte töten wollen… einfach nur töten.
    ***
    Rat schlug wilde Haken.
    Links, rechts - ohne nachzudenken hetzte er durch die toten Gänge. In jeder Sekunde war er sich der Gefahr bewusst, plötzlich irgendwo mitten auf dem Schienenbett zu landen. Oder schlimmer noch - mitten zwischen den Polizisten, die sicher längst ausgeschwärmt waren.
    Alles vorbei… und nur weil Mischa und Poul
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