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084 - Stoßtrupp ins Niemandsland

084 - Stoßtrupp ins Niemandsland

Titel: 084 - Stoßtrupp ins Niemandsland
Autoren: Michael J. Parrish
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schieben, als ihn jemand von der Seite anrempelte.
    Es war Pieroo.
    »Guten Morgen, Pieroo«, grüßte Aiko freundlich. »Hast du gut geschlafen?«
    »Geht so«, gab der Krieger mürrisch zurück. »Wasis los mit dir? Du willst das Rattenzeug doch wohl nich essen?«
    »Warum nicht?«
    »Weils roh is un blutig. Die Götter verfluchen den Jäger, der seine Beute roh essen tut.«
    »Dummes Zeug.« Aiko schüttelte den Kopf und biss ein großes Stück ab. »Es schmeckt ausgezeichnet, wirklich. Du solltest es versuchen.«
    Pieroo starrte fassungslos auf ihn herab. Dann murmelte er etwas Unverständliches und ging in Richtung Dingi davon.
    »Was hat er?«, fragte Majela verständnislos.
    »Er ist krank«, erwiderte Honeybutt, während sie an einem Stück Fleisch kaute und Blut über ihr Kinn lief.
    »Euer Freund wird die Nahrung der Taiga auch noch zu schätzen lernen«, war Vrago überzeugt. »Ihr müsst ihm nur ein wenig Zeit geben.«
    »Verzeih sein Benehmen, Vrago«, meinte Aiko. »Er ist ein treuer Kamerad, aber sein Benehmen lässt manchmal zu wünschen übrig.«
    »Er ist stark«, erwiderte der Alte, während er sich neben Aiko am Feuer niederließ. »Das ist gut. Die Starken werden am meisten gebraucht.«
    »Er wird nicht mehr lange stark sein, wenn er nichts isst«, sagte Majela. »Ich werde ihm etwas Fleisch bringen.«
    »Lass mich das lieber machen«, meinte Honeybutt. »Auf mich wird er hören.« Sie spießte einige der rohen Fleischstreifen auf einen Stock und folgte den behaarten Barbaren.
    »Deine Freunde sorgen sich umeinander«, sagte Vrago zu Aiko. »Das ist gut.«
    »Wir haben zusammen viel durchgemacht«, erwiderte der Cyborg schulterzuckend. »Ich denke, das ist der Grund dafür.«
    »Pieroo will rasch aufbrechen, nicht wahr?«
    »Ja, Vrago. Er ist krank und muss dringend behandelt werden. Sonst wird er sterben.«
    »Wir alle werden irgendwann sterben«, erwiderte der Alte gelassen. »Das ist der Lauf der Zeit. Früher oder später trifft es jeden von uns.«
    »Das ist wahr - aber ich schätze, Pieroo hat es noch nicht so eilig damit.«
    »Eile und Zeit - an diesem Ort bedeuten sie nichts.«
    »Was meinst du damit?«
    »Sieh mich an! Ich bin ein alter Mann, oder nicht?«
    »Nun… ja.«
    »Wie viele Jahre habe ich gesehen, was denkst du?«
    »Wie viele Jahre?« Aiko legte seinen Kopf schief. Das Gespräch lief in eine eigenartige Richtung. Jed und Majela saßen am Feuer und starrten teilnahmslos in die Flammen, schienen nicht einmal zuzuhören. Sie interessierten sich nur für das Fleisch, an dem sie kauten.
    Aiko blickte prüfend auf den Alten, dessen Züge ihm heute noch eingefallener und dessen Falten ihm noch tiefer erschienen als am Tag zuvor. Er versuchte herauszufinden, ob Vragos Frage scherzhaft gemeint gewesen war, doch dem Zyklopen schien so etwas wie Humor fremd zu sein.
    »Ich würde schätzen, so um die achtzig, vielleicht neunzig Jahre«, sagte Aiko.
    »Ich wusste, dass du das sagen würdest.« Vrago nickte.
    »Würde es dich überraschen zu hören, dass ich erst achtundzwanzig Sommer zähle?«
    »Achtundzwanzig?« Aiko vergaß zu kauen. Wieder prüfte er, ob sich der Alte einen Scherz mit ihm erlaubte, doch Vrago schien es bitter ernst zu meinen.
    »Aber… das ist unmöglich«, entfuhr es ihm.
    »Es ist dieser Ort«, sagte der Alte, und ein Lächeln umspielte dabei seine uralten Züge. »Dieser wunderbare Ort, der es seinen Bewohnern an nichts fehlen lässt. Die Zeit vergeht hier wie im Flug…«
    ***
    »Wieso willst du es nicht mal versuchen?«
    »Weils nich gut is, Fleisch roh zu essen. Taratzen tun es, und sie sin keine Menschen.«
    »Unsinn.« Honeybutt Hardy schüttelte entschieden den Kopf, während sie Pieroo die rohen Fleischstreifen hin hielt wie einem Raubtier bei der Fütterung. »Wenn du nur nicht so starrsinnig wärst und es mal probieren würdest. Du musst etwas essen, sonst wirst du immer schwächer.«
    »Ich werd schon essen«, versicherte Pieroo störrisch. »Aber kein rohes Fleisch. Und ihr solltet das auch nich tun.«
    »Weshalb nicht?«
    »Weils nicht gut is. Gestern habt ihr es auch nich gegessen.«
    »Gestern war gestern«, erwiderte Honeybutt. »Heute ist ein neuer Tag.«
    »Nich für mich«, knurrte Pieroo, während er die junge Schwarze von Kopf bis Fuß musterte und zu verstehen versuchte, was für ihren Sinneswandel verantwortlich war.
    Dabei fiel ihm etwas auf…
    »Du has keine Schuhe mehr an«, stellte er verblüfft fest.
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich
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