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0839 - Das letzte Duell

0839 - Das letzte Duell

Titel: 0839 - Das letzte Duell
Autoren: Michael Breuer
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zu. In Gedanken suchte er nach einer rationalen Erklärung für das Phänomen.
    Brannte es möglicherweise irgendwo?
    Nein, auch das erschien ihm ausgeschlossen. Der weiße Nebel hatte keine Ähnlichkeit mit dem Rauch, den ein Feuer zwangsläufig verursachen musste. Auch war keinerlei Brandgeruch wahrzunehmen.
    Als habe die Wolke seine Annäherung gespürt, bewegte nun auch sie sich weiter auf ihn zu. Es schien Tucker fast, als verfüge sie über eine Art Bewusstsein. Schnell trat er wieder zurück, nur um gleich darauf festzustellen, dass der Nebel ihm auch weiterhin folgte. Unwillkürlich fühlte sich der Texaner an ein Raubtier erinnert, das Witterung aufgenommen hat.
    Er stolperte einen weiteren Schritt zurück. Ähnliche Nebelschwaden drangen nun zwischen den anderen Häusern hervor und schienen sich gierig auf ihn zuzuwälzen. Gleichzeitig nahm Tucker ein geisterhaftes, monotones Summen wahr.
    Tucker verwarf das sinnlose Suchen nach einer realistischen Erklärung für das Phänomen. Er spürte instinktiv, dass er in tödlicher Gefahr schwebte.
    Ohne noch länger zu überlegen, warf er sich herum und begann zu rennen. Bloß weg von hier, raus aus dieser verfluchten Geisterstadt ! Er wusste, er musste es hinunter zur Straße schaffen. Nur dort hatte er eine Chance auf Rettung.
    Einige Minuten lang schien es, als habe er tatsächlich eine Chance, dem Nebel zu entkommen, und keuchend hetzte er weiter. Doch nun wurde das geisterhafte Summen lauter. Es klang, als sei ein wütender Schwann Hornissen hinter ihm her.
    Tucker warf einen kurzen Blick über die Schulter. Was er sah, ließ ihn panisch aufschreien. Die unheimlichen Wolken hatten sich zu einer massiven Nebelfront zusammengeschlossen, die nun wie eine graue Wand hinter ihm aufragte und unbarmherzig auf ihn zurollte.
    Schnell blickte Tucker wieder nach vorn, doch der Schock hatte ihn aus dem Tritt gebracht. Mit einem Aufschrei stolperte er und schlug einen Moment später hart im Wüstensand auf.
    Blitzartig wälzte sich der Texaner auf den Rücken, wohl wissend, dass sein kleiner Vorsprung durch den Sturz auf ein Nichts zusammengeschmolzen war.
    Und tatsächlich - das Wolkengebilde schien sich turmhoch vor ihm aufzubäumen.
    Abermals stieß Tucker einen entsetzten Schrei aus, da schlug die Nebelfront wie eine eisige Woge über ihm zusammen. Sie hüllte ihn ein und machte ihn völlig empfindungslos.
    Leroy Tucker wusste, dass er starb, doch seltsamerweise spürte er keine Schmerzen. Alles, was er wahrnahm, war eine grauenhafte Kälte, die nicht von dieser Welt war…
    ***
    »Sieht ganz so aus, als wäre er tot!«
    Detective Spencer von der Mordkommission der El Paso City Police warf dem Kaugummi kauenden Deputy, der diese geistreiche Äußerung von sich gegeben hatte, einen angesäuerten Seitenblick zu, bevor er sich wieder dem verkrümmt im Wüstensand liegenden Leichnam zuwandte.
    »In der Tat, Bancroft«, antwortete er. »Das Geld für Ihre Ausbildung hat sich ja richtig bezahlt gemacht!«
    Der Deputy schien einige Millimeter zu schrumpfen. Spencer beachtete ihn nicht weiter, sondern musterte den Polizeiarzt, der sich mit dem Toten beschäftigte. Seiner Miene zufolge schien er vor einem Rätsel zu stehen. In Gedanken fasste Spencer die dürre Eaktenlage noch einmal zusammen.
    Der Tote hieß Leroy Tucker und war von seiner in El Paso lebenden Tochter vor gut 24 Stunden als vermisst gemeldet worden. Das auf Tuckers Namen gemeldete Fahrzeug war zufällig von einer Routine-Streife am Straßenrand aufgefunden worden. Nicht weit davon entfernt hatten die Kollegen den Leichnam entdeckt.
    Der Mediziner richtete sich auf. Spencer blickte ihn erwartungsvoll an, doch schon schüttelte der Arzt den Kopf.
    »Tut mir Leid, Sie enttäuschen zu müssen«, erklärte er. »Ohne eine genauere Untersuchung kann ich Ihnen nichts über die Todesursache sagen. Mit bloßen Vermutungen ist Ihnen ja wohl nicht geholfen.«
    »Schon gut, ich verstehe.« Spencer winkte ab.
    Tuckers Züge wirkten, als habe er vor seinem Tod etwas unglaublich Entsetzliches erblickt. Vielleicht war er sogar buchstäblich vor Angst gestorben. Der Detective wollte nicht näher darüber nachdenken. Nur zu gut wusste er, dass es einige Dinge zwischen Himmel und Ei de gab, die in seinen kriminalistischen Lehrbüchern mit keinem Wort erwähnt wurden. Vielleicht war-Tucker einem dieser Dinge zu nahe gekommen…
    Der Detective fröstelte.
    »In Ordnung, Leute«, entschied er, »seht zu, dass ihr fertig werdet,
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