Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0836 - Das Puppenmonster

0836 - Das Puppenmonster

Titel: 0836 - Das Puppenmonster
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sich vor. »Unter uns gesagt, Mrs. Lockwood, ich glaube ja auch nicht daran, doch ich bin gehalten, jeder Spur nachzugehen.« Tanner zog ein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. »Das werden Sie doch verstehen.« Der Chiefinspektor, so rauhbeinig er sich oft auch gab, konnte eine Colombo-Art entwickeln und seine Gegenüber einwickeln, daß sie kaum in ihm den Polizisten sahen, sondern nur einen netten, freundlichen Nachbarn.
    »Ich verstehe das, Sir.«
    »Dann werden Sie auch begreifen, wenn ich Sie darum bitte, die Puppe zu holen. Oder befindet sie sich hier?« Er drehte einige Male den Kopf, sah das Indiz aber nicht.
    »Nein, nein, ich habe sie in meinem Schlafzimmer.«
    »Können Sie…«
    Leona ließ den Mann nicht aussprechen. »Natürlich, ich werde sie holen, warten Sie bitte hier.«
    »Danke, das ist nett.«
    Die Bauchrednerin stand auf und verließ den Raum. Erst als sie vor der Tür ihres Schlafzimmers stand, kam sie sich vor wie aus einem tiefen Traum erwacht. Ihre Knie zitterten, sie fror auch, und sie war jetzt mehr als froh, das Gesicht der Puppe gereinigt zu haben. Alles andere würde unwichtig sein, sie mußte dem Mann eine saubere Puppe präsentieren.
    Dann dachte sie an die Zeugen. Diese Menschen mußten sich geirrt haben. Ivy konnte nicht killen.
    Sie war dazu nicht in der Lage. Sie hätte die Wohnung verlassen, sie hätte selbständig handeln und sich bewegen müssen… und… und… und…
    Leona war durcheinander. Sie hatte den Schrank geöffnet und suchte nach Ivy.
    Zuerst fand sie ihre Puppe nicht. Einfach auch deshalb, weil sie zu nervös war. Dann endlich umfaßten ihre Finger den Kleiderstoff, sie zog Ivy zu sich heran, riß sie dann plötzlich hoch und drehte sich mit der Puppe dem Licht entgegen.
    Alles klar.
    Die Haut war weiß wie Schnee, die Lippen rot, das Haar dunkel. Die Haut glatt, die Form fest, da gab es eigentlich nichts, was den Polizisten hätte mißtrauisch machen können.
    Leona hob die Puppe noch einmal hoch und hielt sie gegen das Licht. Auch auf dem grünen Kleid war kein Blutfleck zu sehen, nur im Gesicht hatte sie diese Spritzer gehabt.
    Sie war zufrieden, und zu lange konnte sie auch nicht wegbleiben, sonst wurde der Mann noch mißtrauisch. Als Leona wieder ihren Wohnraum betrat, wandte ihr Tanner den Rücken zu. Er stand vor dem breiten Fenster, die Hände in den Taschen seines alten Stoffmantels, und schaute hinaus. Er hatte ihre Ankunft wohl in der Scheibe gesehen, denn er drehte sich nicht um, als er sprach. »Eine tolle Aussicht haben Sie hier.« Er nickte. »Ich wünschte mir, ich würde auch so wohnen, aber dazu wird es wohl nicht reichen.« Seufzend drehte er sich um. »Ahhh«, auf seinem Gesicht ging die Sonne auf, »da haben wir ja das gute Stück. Kommen sie ruhig näher.« Er selbst ging auf Leona zu.
    »Vorsicht«, sagte sie, als Tanner beide Arme ausstreckte, um die Puppe an sich zu nehmen. »Würde sie zerstört, wären viele Kids unglücklich.«
    Beinahe hätte Tanner seine Hände zurückgezogen. »Um Himmels willen, Mrs. Lockwood, das möchte ich nicht riskieren. Ich darf sie aber doch nehmen - oder?«
    »Klar.«
    Der Chiefinspektor hielt sie mit beiden Händen umfaßt und in Gesichtshöhe vor sich. Er schaute sie genau an.
    Die Frau stand ein Stück entfernt, die Hände auf dem Rücken. Ihre Nervosität war nicht gewichen.
    Sie merkte es daran, daß die Fingernägel in das Fleisch der Handballen stachen, und sie hatte auch das Gefühl, immer schlucken zu müssen.
    »Ob das ein Mörder ist?« murmelte Tanner.
    »Nein, auf keinen Fall. Die Puppe lebt doch nicht. Hören Sie, das glauben die Kinder, aber diejenige, die spricht, bin ich.« Sie holte tief Luft und begann mit ihrer Demonstration. »Guten Tag, meine lieben Kinder. Ich hoffe, ihr seid heute auch so gut drauf wie ich. Ich hatte heute einen anstrengenden Tag, aber auch einen so interessanten, daß ich euch davon berichten muß.« Mit normaler Stimme sprach sie weiter. »Nun, Mr. Tanner, was sagen Sie?«
    »Toll, einfach hervorragend. Sie können das wie keine zweite, Mrs. Lockwood.«
    Leona winkte ab. »Ach, hören Sie auf! Ich habe es Ihnen nur mal demonstrieren wollen. - Eine Puppe, die mordet! Himmel, wo gibt es das denn? Das ist mehr als unwahrscheinlich.«
    Tanner legte sie vorsichtig auf die Couch, und Leona war froh, daß er sie nicht mehr festhielt. »Ja«, sagte er und nickte. »Sie haben mich tatsächlich überzeugt.«
    »Dann glauben Sie mir mehr als den beiden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher